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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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starrt in die Ferne. »Das Kapitol der Vereinigten Staaten von Amerika. Es war ein Kuppelbau. Ein wunderschöner Kuppelbau.«
    »Mein Gott!«, ruft El Capitán. » Das Kapitol? Der Parlamentssitz? Das Luftschiff steht also im alten Kapitol?«
    Bradwell nickt. »Oder in seinen Überresten. Viel kann nicht mehr übrig sein.«
    »Willux hat das Luftschiff im Kapitol der USA geparkt«, sagt El Capitán. » Das nenn ich mal sentimental!«
    »Willux«, staunt Helmud.
    Der Wind peitscht um den Damm. »Jetzt kommst du doch noch zu deiner Exkursion, Cap.«
    Pressia tastet sich über die Oberkante des Damms. Bei jeder Bö befürchtet sie, heruntergeweht zu werden. Auch als sie sich möglichst klein macht, fährt ihr der Wind ins Haar und plustert Hose und Mantel auf. Sie versucht, sich ein Luftschiff im Inneren eines riesigen Kuppelbaus vorzustellen. Was wäre das für ein Anblick?
    Da macht sie einen Fehler, den sie sofort bereut – sie schaut kurz in den jähen Abgrund auf das Wasser, das aus dem Loch schießt und tief unter ihr tost und schäumt. Als sie die Augen wieder hebt, sieht sie, wie etwas Kleines, Borstiges aus einer Spalte huscht. Ein Tier, das sich vor Pressia aufbaut und den Rücken wölbt, fast wie eine Katze, obwohl es eher nach einer größeren Ratte aussieht. Aus ihren scharfen, gefletschten Zähnen dringt ein grelles, hohes Quieken. An ihren Füßen hängen dicht gedrängte, vielleicht einziehbare Klauen. »Wir haben einen neuen Freund …«, sagt Pressia.
    »Ich knall das Viech ab!«, ruft El Capitán.
    Pressia blickt in die rötlichen Augen des Tiers. »Es greift jeden Moment an. Ich hoffe, du zielst gut.«
    Ganz langsam hebt El Capitán das Gewehr. Helmud hält sich die Ohren zu. Als das Vieh hört, wie El Capitán den Hahn spannt, attackiert es. Pressia duckt sich und rollt sich zur Seite, während El Capitán abdrückt. Doch nun ist das Tier in Bewegung. Der Schuss verfehlt es, und schon hat Pressia die schmale Schnauze und die zwei Reißzähne im Gesicht. Sie verpasst der Bestie einen Faustschlag und rollt sich weg – zu nah an den Abgrund. Direkt über dem klaffenden Loch, über dem sprudelnden Wasser, rutschen ihre Beine ab. Mit einer Hand und dem Ellenbogen ihres Puppenkopfarms klammert sie sich fest. Der Beton schürft ihr die Wange auf, die Bestie faucht ihr ins Gesicht.
    El Capitán stürzt sich auf die Bestie und packt das beißende, kratzende Tier an der Nackenhaut. Bradwell umklammert Pressias Arme, sie krallt sich in seinen Ärmel. Als er sie nach oben zieht, zu sich, graben sich ihre Knöchel in seine kräftige Schulter. Sie hält sich weiter an seinem Mantel fest, um sich abzustützen und zu Atem zu kommen – und um das Gefühl seiner Nähe aufzusaugen.
    Helmud schlägt auf die Bestie ein, um sie von seinem Bruder fernzuhalten, bis El Capitán sie endlich abgeschüttelt hat. Mit einem Jaulen hinkt sie davon.
    El Capitán blutet. Er stützt die Hände auf die Knie und schnappt nach Luft. Als er aufblickt, scheint ihm aufzufallen, dass Pressia sich immer noch an Bradwells Ärmel klammert. Er sollte nicht denken, dass Bradwell und sie ein tieferes Band verbindet – es könnte ihm gegen den Strich gehen, und El Capitán ist unberechenbar. Schnell lässt Pressia Bradwell los und wischt sich den Dreck von der Hose.
    »Verdammt, was war das denn?«, fragt Bradwell.
    »Eine Art Wiesel«, meint El Capitán.
    »Ich wäre fast von einem Wiesel getötet worden?«, sagt Pressia.
    »Ja, fast.« Bradwell lächelt. »Aber wir haben dich gerettet. Das könnte man beinahe romantisch finden.«
    »Romantisch? Darunter verstehe ich was anderes«, mault El Capitán.
    Bradwell wirkt überrascht. » Du hast eine Meinung zu Romantik?«
    »Warum denn nicht? Zufälligerweise glaube ich wirklich an Romantik. Aber ein Mädchen zu retten, hat nichts mit Romantik zu tun. Das ist simple Ritterlichkeit.«
    Pressia erinnert sich an El Capitáns rauen, traurigen Gesang. Vielleicht hat ihn der Gedanke, Bradwell und sie könnten ein Paar sein, an eine verlorene Liebe erinnert, an die er beim Singen gedacht hat. Ein verliebter El Capitán? Pressia kann es sich kaum vorstellen, aber natürlich kann auch er lieben. Er ist ein Mensch, da kann er noch so hartgesotten tun.
    »Jeder kann romantisch sein«, sagt sie. »Wenn es das ist, was er will.«

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