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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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der ganzen Welt. Fragt ihr euch auch, wer da draußen noch so ist?«
    Pressia denkt an ihren Vater. »Ja.«
    »Es wäre denkbar«, sagt Bradwell mit einem Blick auf Pressia. »Aber wir sollten uns nicht zu viele Hoffnungen machen.«
    »Aber wenn es denkbar wäre, dass noch andere überlebt haben«, antwortet sie, »dann wäre es genauso denkbar, dass ein paar von ihnen ein gutes Leben führen. Irgendwo.«
    »Es wäre theoretisch möglich«, stimmt El Capitán zu, und Helmud nickt nachdenklich.
    »Aber im Moment bringt es uns nichts, theoretisch zu denken. Okay?« Bradwell bleibt abrupt stehen. »Jetzt mal ehrlich. Wir werden doch alle von demselben Gedanken verfolgt.«
    Auch El Capitán und Pressia halten inne.
    »Von welchem Gedanken?«, fragt El Capitán.
    »Egal wie optimistisch wir tun, wir haben alle Angst, dass wir es nicht schaffen. Wahrscheinlich ist diese Reise unser Tod.«
    »Wir können es uns nicht leisten, so zu denken«, widerspricht Pressia.
    »Wir können es uns nicht leisten, nicht so zu denken«, erwidert Bradwell.
    Pressia blickt auf ihre Puppenkopffaust, auf die ascheverklebten Lider, die im Wind flattern. Optimismus ist genauso gefährlich wie Liebe. Ist es das, was er ihr sagen will? Sie hat ihm von ihrem Gefühl erzählt, immerfort zu fallen; er hat geantwortet, dass sie sich gegenseitig erschaffen. Will er jetzt zurückrudern?
    »Am besten halten wir den Mund und gehen weiter«, bemerkt El Capitán. »Am besten denken wir gar nichts, sondern machen einfach einen Schritt nach dem anderen.«
    »Denken wir gar nichts«, sagt Helmud.
    Bradwell nickt. »Von mir aus.«
    Nach einer Weile wird die Landschaft hügeliger. Kiefern tauchen auf, Bäume wie kahle Stängel. Sie folgen einer Straße, die zu Schotter zermahlen wurde. An manchen Steinsplittern klebt noch die gelbe Farbe der Mittellinie.
    Sie stoßen auf einen Fluss. Stromaufwärts erhebt sich ein baufälliger Damm. Die Oberkante des Damms ist intakt, aber durchzogen von Rissen und Spalten. Ein Sprung führt zu einem Loch, das in den Damm geschlagen worden zu sein scheint wie ein übergroßes Abflussrohr. Darunter hat sich der Fluss wieder breitgemacht – sprudelnde, brodelnde Fluten, die Pressia unwillkürlich ans Ertrinken erinnern, an das eisig kalte Gefühl, unter Wasser gefangen zu sein.
    El Capitán klettert auf den Damm, stützt ein Knie auf den Boden und begutachtet die Oberfläche. »Er trägt!«, ruft er. »Tierspuren führen von einer Seite auf die andere. In beiden Richtungen.«
    »Diesmal müssen wir nicht schwimmen«, sagt Bradwell zu Pressia. Als sie das Glänzen in seinen dunklen Augen sieht, hätte sie fast Lust, ins Wasser zu springen und beinahe zu ertrinken, um danach wieder bei ihm zu liegen und seine Nähe zu spüren.
    »Sieht so aus«, antwortet sie.
    Sie klettert auf den Damm. Von hier aus kann sie kleine Trümmerhaufen auf der anderen Seite erkennen, verfallene Häuser, aufgerissene Straßen, ein paar verkohlte Autowracks und einen umgestürzten Bus, der langsam in der Erde aufgeht.
    Bradwell folgt ihr. Hinter ihm krallt sich Fignan nach oben. »Das gute, alte Amerika«, bemerkt Bradwell.
    El Capitán dreht sich um. »Wie weit noch?«
    »Weit noch?«, sagt Helmud.
    Nach kurzen Berechnungen meldet Fignan: »29,29 Kilometer.«
    Bradwell bleibt stehen. »29,29 Kilometer? Dann wären wir ja fast schon in Washington. Kannst du die Koordinaten auf eine Karte des Davor legen, Fignan?«
    Auch El Capitán gesellt sich zu ihnen, während Fignan die Karte präsentiert – ein Weitwinkelblick auf ihren Standpunkt und ihre Route.
    »Fahr näher ans Ziel ran«, verlangt Bradwell.
    Die Karte verengt sich.
    »Ist das Washington?«, fragt Pressia.
    Fignans Anzeige friert ein.
    »Das kann nicht stimmen«, murmelt Bradwell.
    Pressia runzelt die Stirn. »Warum?«
    »Ein Kuppelbau …«, überlegt Bradwell. »Mann, das kann doch nicht wahr sein!«
    »Was für ein Kuppelbau?«, fragt El Capitán.
    »Klar müssen wir nach Washington!«, ruft Bradwell. »Habt ihr in der Schule keine Exkursionen gemacht, Cap?«
    »Wir waren mal in einem Dorf aus der Kolonialzeit. Da haben wir gesehen, wie Wachskerzen hergestellt werden.«
    »Ist es ein berühmter Kuppelbau in Washington?«, fragt Pressia.
    Bradwell schüttelt den Kopf. »Aber das Ding ist doch todsicher eingestürzt.«
    » Was ist todsicher eingestürzt?«, ruft Pressia. »Sag schon!«
    »Das Kapitol.«
    »Wie? Unser Kapitol?«
    »Nein.« Bradwell schiebt die Hände in die Taschen und

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