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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Hügel, immer schneller, weil ihr Ziel in Sicht ist. Noch ein letzter Hügel, und sie sind da. Direkt vor ihnen türmt sich das riesige Gebäude auf. Pressia drückt die Hand gegen die kalte Steinfassade.
    »Es ist so verdammt dreist, das Luftschiff einfach hier zu parken!«, flucht Bradwell. »Als hätte Willux keine Sekunde daran gezweifelt, dass niemand die Kraft hat, es so weit zu schaffen.«
    »Ohne die Hilfe eines seiner Spezialkräfte hätten wir es wohl auch nicht geschafft«, erwidert Pressia.
    »So was nennt sich Ironie«, sagt El Capitán. »Wer hat uns hierhergeführt? Willux’ eigene Schöpfung.«
    »Eigene Schöpfung«, wiederholt Helmud.
    Als sie das Gebäude umrunden, finden sie den Haupteingang. Davor steht ein großer, geschmolzener Eisenklumpen – die Überreste einer Statue.
    »Was war das?«, fragt El Capitán.
    »Eine Statue der Rechtschaffenen Roten Welle «, erläutert Fignan. »Zwei Monate vor den Explosionen wurde sie der Bewegung geweiht.«
    Sie streifen durch die Gänge, bis sie eine freiliegende Treppe finden und in ein oberes Stockwerk gelangen, das sich zu einem großen, luftigen Raum erweitert. Über ihnen erhebt sich die hohe, offene Kuppel. Der Wind fährt in zischenden Schneisen durch die Risse.
    Und da ist es, genau wie Hastings es beschrieben hat. Eine große, starre, elliptische Hülle, die von Stahlstreben gestützt wird und mit dicken Drahtseilen im Boden verankert ist, und darunter eine Gondel mit zwei Propellern am Ende, die auf das Ruder am Heck der Hülle gerichtet sind. An den Türen der Gondel glänzen kleine, silberne Griffe. Hinten besteht sie aus einem massiven Material mit eingelassenen Bullaugen; das vordere Drittel ist ein Cockpit mit großzügigen Fenstern, die sich im Einklang mit der kegelförmigen Schnauze der Hülle wölben.
    Selbst verdreckt und verstaubt, wie es ist, hat es nichts von seiner Schönheit eingebüßt.
    Das Luftschiff.
    Stumm vor Ehrfurcht umrunden sie es.
    El Capitán ist der Erste, der es berührt. Er spreizt die Finger auf der Kabinenwand wie auf der Flanke eines Pferds. »Steuerbordpropeller, Backbordpropeller …«, murmelt er vor sich hin und wirft einen Blick hinter das Höhenruder auf eine Fläche, die lotrecht dazu verläuft. »Heckflosse!«
    Pressias Großvater hat über das Luftschiff gesprochen, als wäre es vielleicht doch nicht real, als wäre es nur ein Mythos oder eine Legende. Obwohl er es mit eigenen Augen gesehen hatte, hat er es kaum über sich gebracht, wirklich daran zu glauben.
    »Sicher, dass du das Ding fliegen kannst, Cap?«, fragt Bradwell.
    »Sicher wie noch nie!« Doch El Capitáns Stimme klingt zu laut für den leeren, hallenden Raum, zu gezwungen. Als wollte er sich selbst einreden, dass er die Wahrheit sagt. Aber machen sie das nicht alle – lügen sie sich nicht alle die ganze Zeit vor, dass sie wirklich in Irland ankommen können?
    Da ertönt ein Grunzen, das aus weiter Ferne hereinweht, aber nicht zu überhören ist. Ein Grunzen, gefolgt von einem Stakkato aus drei scharfen Schreien.

EL CAPITÁN
Wolken
    El Capitán berührt jeden Schalter, jeden Regler und Drehknopf im Cockpit. »Schau dir nur das ganze Zeug an«, sagt er zu Helmud. »Hast du es dir so schön vorgestellt?« Er ist dermaßen baff, dass das Luftschiff tatsächlich existiert, dass ihm fast die Luft wegbleibt.
    » So schön vorgestellt«, wiederholt Helmud, der sich in der engen Kammer dicht auf den Rücken seines Bruders kauern muss.
    Fignan surrt herein. »Tob dich aus, Fignan!«, begrüßt El Capitán ihn. »Du weißt doch, wie man das ganze Zeug bedient? Lauter Retro-Kram wie bei den alten Zeppelinen. Da gab’s doch diesen einen berühmten Zeppelin, der abgebrannt ist …«
    »Die Hindenburg .« Fignan projiziert Bilder einer flammenden Bruchlandung und spielt die Audioaufnahme einer Reporterstimme ab: »Um Himmels willen!«
    »Vielen Dank auch, Fignan«, ätzt El Capitán. »Das hab ich jetzt gebraucht.«
    Er hört, wie sich Bradwell und Pressia in der Kabine unterhalten, wie sie die Stimmen senken, als hätten sie Geheimnisse vor ihm. Das regt ihn auf. Letzte Nacht hat er sie gesehen, wie sie auf der kalten Erde gelegen und sich geküsst haben. Er war nur kurz von seinem Ausguck auf den Gleisen zur Unterführung gegangen, um zu berichten, dass die Lage ruhig war. Doch dann ist er hastig zurück ins Freie gestolpert und hat in der eisigen Nacht nach Luft geschnappt. »Was zum Teufel«, hat er gemurmelt, und Helmud hat gefragt: »Was?

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