Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)
Knochen.
Licht.
Erleuchtet.
Als wäre die Sonne explodiert.
Da vergeht das Licht wieder, das kleine Bullauge verdunkelt sich. Pressia atmet aus und lehnt den Kopf an Bradwells Schulter. »Das war wie … ganz kurz …«
»Ich weiß«, sagt er.
Es ist Nacht, und das kleine Wunder hält an – Pressia und Bradwell fliegen Hand in Hand über den Wolken, rasen über das dunkle Meer, segeln durch den Himmel.
PARTRIDGE
Wale
Das Schwimmbecken wurde gesperrt, damit Partridge und Iralene ungestört baden können. Wegen seiner Verletzung soll er den Kopf trocken halten, doch er darf durchs Wasser waten.
Iralene trägt einen gelben Badeanzug, zusätzlich hat sie sich einen kurzen Rock um die Hüfte gewickelt. Sie lässt sich auf dem Rücken treiben, taucht unter und wieder auf. Ihr Make-up verläuft nicht.
Am betonierten Beckenrand steht ein Wachmann namens Beckley in voller Uniform. Er ist bewaffnet. »Was will der Typ hier?«, fragt Partridge, als sie außer Hörweite sind.
»Er passt auf dich auf, falls wieder Symptome auftreten oder so. Nur für den Fall, dass irgendwas schiefgeht.«
»Wirklich?« Partridge fährt mit den Armen durchs Wasser. »Der sieht mir aber nicht nach einem Mediziner aus.«
Sofort erzählt Iralene ihm etwas ganz anderes. »Na, wenn du das Kapitol führen willst, wirst du dich an Bodyguards gewöhnen müssen!«
»Also haben die Ärzte nichts damit zu tun? Beckley ist auf Befehl meines Vaters hier?«
»Ja. Daran siehst du, wie sehr er dich liebt.« Vor allem kann sein Vater ihn dadurch immer im Auge behalten.
Partridge ist erschöpft – eher geistig erschöpft als körperlich. Er fühlt sich seltsam ruhelos. Vielleicht liegt es an der vielen Kraft, die sich während des Komas in ihm aufgestaut hat, als er nur im Käfig seines Körpers auf und ab gehen und darauf warten konnte, endlich freigelassen zu werden. Am liebsten würde er Basketball spielen. »Hängen hier nicht irgendwo ein paar Jungs aus der Akademie rum, die ich für ein Basketballmatch einspannen könnte?«
»So was Gefährliches würden die Ärzte nie zulassen!«
»Ich würde mich trotzdem gern ein bisschen umschauen. Und wenn ich nur irgendwelche Lehrer treffe.« Glassings wäre ihm am liebsten – Partridge will ihn nach seiner letzten Erinnerung fragen, nach der Vorlesung über großartige Barbarei. »Haben die anderen mir eigentlich Karten geschickt? Wir haben den Kids, die in Quarantäne kamen, immer Karten geschickt.«
»Aber natürlich! Doch die Karten … wurden vernichtet. Die Ärzte konnten nicht riskieren, dass Keime eingeschleppt werden.«
»Ihr habt sie einfach so vernichtet? Alle?«
»Ja. Aber es waren tonnenweise Karten! Die Leute haben dich sehr gern.«
»Müssen sie ja. Ich bin Willux’ Sohn.«
Sie schwimmt um seine Hüfte herum und taucht direkt neben ihm auf. »Ich hab dich wirklich gern. Ich würde dich immer gern haben, egal wer du bist.«
Beschwören könnte er es nicht, aber Iralene wirkt aufrichtig. Sie lässt sich unter Wasser sinken, schlängelt sich durch seine Beine und steigt hinter ihm wieder auf. »Kaum zu glauben, dass schon Winter ist, oder?«
»Vielleicht ist ja Sommer? Wer weiß schon, wie es da draußen aussieht.«
Sie lacht. »Du bist so witzig. Das gefällt mir so an dir. Aber nicht nur das.«
Eigentlich wollte Partridge gar keinen Witz reißen. »Finde ich dich witzig?«
Als Iralene so nah an ihn heranschwimmt, dass ihre feuchte Nase seine anstupst, keimt eine Art Sehnsucht in ihm auf – ist das Liebe? Es fühlt sich mehr wie Heimweh an, wie Liebeskummer. »Du findest mich hübsch«, sagt sie.
»Ja, aber finde ich dich auch witzig ?«
Sie weicht seinem Blick aus. »Ich bin alles, was du jemals wolltest. Das hast du selbst gesagt!«
Partridge nickt. Natürlich ist sie alles, was er will. Warum hätte er ihr sonst den Antrag gemacht?
***
Beckley sitzt am Steuer des kleinen, geschlossenen Motorwagens, Iralene und Partridge auf der Rückbank. Sie sollen nicht gesehen werden. Partridge fragt sich, wie Iralene es geschafft hat, sich nach dem Schwimmen so schnell wieder so perfekt herauszuputzen. Hat in der Damenumkleide eine Boxesmannschaft gewartet?
»Wohin jetzt?«, sagt er.
»In den Zoo.« Sie blickt aus dem beschlagenen Plastikfenster. »Du weißt doch, wie sehr ich die Schmetterlinge und das Aquarium liebe?«
Er weiß es nicht, und deswegen antwortet er auch nicht. Auf der Rückenlehne des Fahrersitzes hockt ein kleiner Käfer. Fast hätte Partridge die Hand
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