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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Feldbett Nummer neun gefesselt, als wäre sie im Gefängnis, doch das stört sie nicht. Stattdessen wird sie von Schuldgefühlen aufgefressen. Immer wieder erinnert sie sich, wie Unsere Gute Mutter gesagt hat, dass sie Partridge töten und das Kapitol angreifen wird, dass Menschen umkommen werden. Unsere Gute Mutter hat ihr Gefolge aufgerufen, den Feldzug vorzubereiten. Sie hat bekanntgegeben, dass sie wegen Lyda in den Krieg ziehen, dass Lyda beispielhaft für sie alle steht – verloren, verlassen, auf sich allein gestellt.
    Als Lyda sich hochstemmt, schüttelt Mutter Egan ihr Kopfkissen auf und reicht ihr Teller und Gabel. »Im Herbst haben wir einige rote Früchte mit fester Schale gefunden. Wir haben ein paar aufgetaut und ausgepresst. Für dich. Mutter Hestra will, dass du dich stärkst.«
    Lyda nippt an dem Getränk. Ein salzig-saurer Geschmack. Ab und zu wird ihr noch schwindlig, aber meistens ist sie nur genauso müde wie ruhelos. »Vielen Dank.«
    Mutter Egan lächelt. »Alles, was du willst.« Die Mütter behandeln Lyda freundlicher als früher – aber weniger aus Zuneigung als aus Angst. Sie spüren, dass sie eine neue Macht besitzt. »Wenn das Baby nur schon da wäre!«
    Lyda zwingt sich zu einem Lächeln und legt einen schützenden Arm auf ihren Bauch. Wem wird das Baby eigentlich gehören? Auch deshalb sind die Mütter plötzlich so nett zu ihr. Sie wollen das Baby.
    »Das Baby wird uns allen viel Freude machen«, ergänzt Mutter Egan mit hungrigem Blick.
    »Danke für das Essen«, sagt Lyda nochmals. Als sie Schritte hört, ist sie erleichtert. Endlich eine Ablenkung – es ist Mutter Hestra. Sie kommt von der Jagd. An ihrem Beutel klebt frisches Blut, aber er ist leer. Sie hat den Fang bereits abgeliefert. »Mutter Egan!«, sagt sie. »Was dagegen, wenn ich die Patientin besuche?«
    Mutter Egan ist anzusehen, dass sie nicht gehen will. Sie hat Essen gebracht, um einen Grund zu haben, bei Lyda zu sein. Aber sie kann schlecht widersprechen. »Natürlich nicht«, erwidert sie. »Lass es dir schmecken, Lyda.« Eine dezente Erinnerung, dass sie dieses Mahl, diese kleine Aufmerksamkeit, Mutter Egan zu verdanken hat.
    »Auf jeden Fall«, erwidert Lyda.
    Als Mutter Egan gegangen ist, setzt Mutter Hestra sich seufzend auf die Bettkante. Auch Syden wirkt müde. In der kalten Luft haben sich seine Wangen gerötet. »Wie geht’s?«
    Lyda kaut das weiche Fleisch. »Ich frage mich, ob ich lieber gehen sollte.« Sie ist überrascht, dass sie diesen Gedanken ausgesprochen hat – bisher hat er nur tief in ihrem Hinterkopf existiert. Und die Vorstellung, sich da draußen allein durchzuschlagen, macht ihr große Angst.
    »Das schaffst du nicht«, sagt Mutter Hestra. »Hör mir zu. Du warst nur der Anlass. Wärst du nicht gewesen, wäre es etwas anderes gewesen. Es ist einfach so weit.«
    Lyda wirft einen Blick auf Syden, der hinter dem Bauch seiner Mutter hervorlugt. »Er hat mir nicht wehgetan. Das weißt du doch.«
    Die Mutter lässt den Beutel fallen und reibt sich die Hände, um sich aufzuwärmen. »Aber hast du gewusst, was ihr da macht? Was für Folgen es haben könnte?«
    »Hat er es gewusst?« Lyda kann nicht mal seinen Namen sagen.
    »Hat er es etwa nicht gewusst?«
    Lyda ist sich nicht sicher. Wusste er wirklich, dass sie schwanger werden könnte? Sie selbst hatte noch nie gehört, dass ein unverheiratetes Mädchen Kinder bekommen hätte. Es gab keinen lebenden, atmenden Beweis, dass ihr so etwas passieren könnte, wo sie doch noch so jung ist. Sie erinnert sich an Partridges warme Brust, an ihren heißen Atem unter den Jacken. Er hat sie gefragt, ob sie sich sicher ist. Also wusste er es, oder? Warum hätte er sie sonst fragen sollen? Doch sie hat nicht verstanden, was er da gefragt hat, dass er um ihre Erlaubnis gebeten hat. Und erst recht nicht, was für Folgen es haben könnte, Ja zu sagen. Sie hätte ihn aufhalten können. Aber sie wollte noch nicht schlafen.
    Sie stellt den Teller neben das Glas auf den Boden und legt sich wieder aufs Bett, verschränkt die Hände ineinander und verbirgt sie unter der Decke. »Ist doch egal, ob er es wusste oder nicht«, sagt sie. Nein, ist es nicht. Es ist ein Unterschied, ob sie gemeinsam von einem unerwarteten Schicksal überrollt werden oder nur Lyda allein. »Mutter Hestra«, flüstert sie schnell. »Ich muss Bradwell, Pressia und El Capitán benachrichtigen. Geht das irgendwie? Vielleicht können sie helfen. Wir müssen den Angriff verhindern.«
    »Ich

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