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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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seiner Großmutter, als sie im Davor den grauen Star bekam. Sie glühen fast schon, beinahe wie Katzenaugen.
    »Das Mädchen ist heilig«, sagt die Blinde. »Engel haben über sie gewacht, bis wir gekommen sind, dann haben sie sie verlassen. Wir sollen sie behüten.« Sie streckt die Hand aus und berührt das blasse Gesicht des Mädchens.
    Dem Mädchen stockt der Atem. Dann bricht es in Tränen aus.
    »Ihre Stimme …«, fährt die Blinde fort. »… ist nicht wie unsere Stimmen. Sie wurde gereinigt. Sie ist nicht mehr rau. Wie eine Glocke!«
    »Ja!«, ruft Margit. »Weil sie erneuert wurde! Sie ist das Mädchen der Neuen Botschaft. Sie wird uns alle retten!«
    »Vielleicht kann ich dir helfen«, ermutigt El Capitán das Mädchen. »Ich hoffe es jedenfalls.«
    Das Mädchen blickt auf und streicht sich das Haar hinter die Ohren. Ihr Gesicht ist cremig weiß. Wie Milch.
    »Ihr glaubt, sie haben sie zu einer Reinen gemacht?«, fragt El Capitán.
    Helmud beugt sich vor. »Reinen gemacht?«
    »Krempel ihre Ärmel hoch«, sagt Margit. »Schau es dir an, wenn du sonst nicht glauben kannst.«
    »Ich kann auch so glauben«, behauptet die Blinde stolz.
    El Capitán blickt dem Mädchen nochmals ins Gesicht, ehe er nach ihrem Handgelenk fasst. Offenbar hat sie keine Angst, ja, sie scheint ihn fast schon anzuflehen. Als er den Ärmel hochschiebt, kommt makellose Haut zum Vorschein. Er kann es kaum glauben. Schnell streift er auch den anderen Ärmel zurück – noch mehr perfekte Haut. »Sie wurde nicht im Kapitol geboren? Sie ist keine Reine?«
    »Sie war entstellt«, antwortet Margit. »Sie hat unter den Streunern gelebt. Ein paar Waisen haben sie erkannt.«
    »Wie heißt du?«, fragt El Capitán das Mädchen.
    Sie bewegt sich nicht. Sie sagt kein Wort.
    »Sie heißt Wilda«, erklärt Margit. »Das haben die Waisen gesagt. Und wenn man sie Wilda nennt, nickt sie.«
    Die Blinde streicht dem Mädchen über das schimmernde Haar. »Sag ihm die Neue Botschaft. Sag’s ihm.«
    Das Mädchen verschränkt die Finger und stützt das Kinn in die Hände. Sie zieht sich in sich selbst zurück.
    »Willst du mir irgendwas sagen?«, fragt El Capitán. »Komm schon.«
    Da taucht Helmuds Hand über seiner Schulter auf – er hält dem Mädchen ein kleines, geschnitztes Holzboot hin. Verdammt , denkt El Capitán, das hat Helmud gemacht? Das Boot ist so schön und zart, dass ihm fast die Tränen kommen. Als er spürt, wie seine Augen feucht werden, presst er die Lider aufeinander.
    Das Boot ist ein Geschenk. Das Mädchen nimmt es vorsichtig entgegen und birgt es in den Händen. »Komm schon«, flüstert Helmud. »Komm schon.«

PRESSIA
Kadett
    »Hast du den Boxes schon mal persönliche Fragen gestellt?«, fragt Pressia. Bradwell und sie haben das eine Ende des Stahltischs freigeräumt; nun sitzen sie dort und essen sämiges Dosenfleisch. »Über deine Eltern oder so?«
    Bradwell nickt. »Ja, klar.«
    Währenddessen hockt Fignan mit eingezogenen Armen und Beinen neben einem Heizlüfter, der hin und wieder einen kläglichen Schwall feuchtwarme Luft ausstößt. Seine Lichter sind erloschen. Pressia geht rüber und kniet sich vor ihm auf den Boden. »Er hat es wohl gern warm?«
    »Wenn du mich fragst, saugt er Energie auf. Steckdosen ziehen ihn an, oder die Lampe, die ich zum Lesen benutze. Und wenn der Heizlüfter summt, geht er dorthin. Keine Ahnung, wie er die Energie aufnimmt, aber das könnte zumindest erklären, wie er überlebt.«
    »Und die anderen?«
    »Wenn ich sie aus dem Fach lasse, machen sie’s genauso.«
    Als Bradwell das Fach erwähnt, denkt Pressia sofort an den blau angelaufenen Jungen mit dem Lenker in den Rippen. Sie kann den Anblick der aufgebahrten Leiche nicht abschütteln. Im Schnelldurchlauf tauchen all die Toten vor ihr auf, die sie in den letzten Monaten gesehen hat. Sie erschaudert. »Du denkst also immer noch an deine Eltern?«
    »Ja. Mehr als je zuvor.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihnen sogar näherkomme, statt mich von ihnen zu entfernen. Ingership hat gesagt, dass Willux meine Eltern kannte. Also stehen sie immer noch in Verbindung mit dieser Welt – durch ihren Kampf gegen Willux und durch mich. Mit deiner Mutter ist es doch genauso. Sie ist immer noch hier, durch den Schwan und die Sieben. Es ist alles durcheinander, aber es hat etwas zu bedeuten.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »Ich bin nicht wie El Capitán, der unbedingt das Kapitol stürzen will, oder wie Partridge, der sich an seinem Vater rächen will. Ich will

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