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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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verstecken sich hinter einer eingestürzten Doppelgarage.
    »Wir sind in Sicherheit«, sagt die Mutter.
    Pressia mustert El Capitán. »Du hast die ganze Zeit gehinkt.«
    Hat sie ihn etwa beobachtet? »Nur eine Zerrung«, sagt er. »Mir geht’s gut.«
    »Gut«, bestätigt Helmud, als hätte sie sich nach seinem Befinden erkundigt.
    »Bleibt auf dieser Straße. Immer Richtung Westen«, erklärt die Mutter.
    »Du kommst nicht mit?«, fragt El Capitán. »Wir waren doch ein gutes Team.«
    Sie zieht die Jacke aus – ihre Schulter hat einen Streifschuss abbekommen. »Auch die Jungs wissen, wie man Gift anmischt. Lasst uns zurück. Wir schaffen es nicht.«
    »Wir müssen Hilfe holen!«, ruft Pressia.
    El Capitán würde sich am liebsten freiwillig melden, aber das geht nicht. Er würde nur auf dem Weg explodieren. Er hat nicht genug Zeit.
    Doch die Mutter schüttelt sowieso den Kopf. »Sie finden uns. Andere Mütter werden uns holen.«
    »Freedle«, sagt Bradwell. »Er kann sich von der Luft aus umsehen, nach Müttern suchen und sie hierherführen.«
    Pressia nimmt Freedle aus der Tasche. »Sollen wir ihm eine Nachricht mitgeben?«
    »Lasst ihn einfach fliegen«, seufzt die Mutter, während sie sich setzt und den Kopf ihres Sohns stützt. »Sie werden verstehen.«
    »Hol Hilfe«, flüstert Pressia der Zikade auf ihrer Handfläche zu. »Such die Mütter, führ sie hierher.« Als sie die Hand nach oben streckt, hebt Freedle ab, schlägt mit den Flügeln und flitzt hinauf in die Ascheluft.
    »Geht«, fordert die Mutter sie auf. »Ihr schafft es schon.«
    »Sicher?«, fragt El Capitán.
    Sie kneift die Augen zusammen und sieht ihn von unten herauf an. »Nein. Sicher ist hier gar nichts mehr.«

PARTRIDGE
In Zweierreihen
    Seit ein paar Stunden arbeiten Partridge und Lyda geduldig an den Karten. Lyda hat viele Details hinzugefügt – über das Mädchenwohnheim, das Therapiezentrum, die Straße, in der sie früher gewohnt hat, die benachbarten Parks und Geschäfte.
    Partridge fühlt sich wie als Kind, wenn er auf dem Bauch lag, ein Kunstprojekt vor sich ausgebreitet. Lyda liegt ihm gegenüber. Er will diesen Moment für immer bewahren – die blinkende Lichterkette über ihren Köpfen, Mutter Hestra, die Syden eine Geschichte über einen Fuchs erzählt, und Lyda, die sich tief über ihre Arbeit beugt. Mutter Hestra schreitet nicht ein, wenn sie flüstern.
    »Weißt du was?«, sagt Lyda. »Bald ist Weihnachten.«
    Im Kapitol werden zu Weihnachten bloß einfache Geschenke ausgetauscht. Es ergibt keinen Sinn, die begrenzten Ressourcen zu Unmengen von Produkten zu verarbeiten, die nur den begrenzten Raum überfüllen. Frauen werden ermutigt, Schürzen und Topflappen zu nähen (obwohl kaum jemand kocht), Schals zu stricken (obwohl das Kapitol klimatisiert ist) und Perlenketten zu basteln, die die Männer einer Frau abkaufen, um sie einer anderen zu schenken. So wandern identische Perlenketten von einer zur anderen.
    »Ich bin froh, dass wir Weihnachten verpassen«, bemerkt Partridge. »Letztes Jahr hat mein Vater mir Hängemappen geschenkt – farblich sortiert.«
    »Mir werden die Papierschneeflocken fehlen, die die Kinder immer basteln und an die Fenster kleben.«
    »Letztes Mal war ich bei meinem Naturwissenschaftslehrer Mr Hollenback und seiner Familie. Wir sind in den Zoo gegangen.«
    »Du warst gar nicht zu Hause?«
    »Mein Vater hatte immer zu tun. Also, was sollte ich zu Hause, wo Sedge nicht mehr da war?«
    Lyda blickt auf die Karte. Tut er ihr jetzt leid? Er wollte kein Mitleid erregen. »Wie ist es so im Zoo an Weihnachten?«
    Die Akademie-Jungs werden so oft in den Zoo geschleppt, dass Partridge mit der Zeit eine richtige Wut darauf entwickelt hat. Selbst Hollenbacks Kinder schienen den Zoo zu hassen. Julby beschwerte sich dauernd über ihren schlaffen Ballon, und der zweijährige Jarv weigerte sich, die Tierstimmen nachzuahmen, egal wie oft ihn seine Mutter dazu ermutigte: »Wie macht der Löwe? Roarrr! « Vielleicht stellte er sich stur, oder er war einfach noch nicht so weit. Partridge verabscheute den Bleichegeruch der Putzmittel, die trüben Blicke der Tiere und die Wächter mit ihren Betäubungspistolen. »An Weihnachten ist es noch schlimmer, weil man denkt, dass die Tiere irgendwie fröhlich sein müssten. Aber sie sind nie fröhlich, und von Weihnachten haben sie keine Ahnung.« Lyda nickt. »Wusstest du, dass die meisten Leute den Zoo ›die Zweierreihe‹ nennen?« Ein Begriff aus der Geschichte um die

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