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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Arche Noah, der sich bis heute gehalten hat. »Aber meine Freunde nennen ihn nur noch ›die Käfigreihe‹, denn es ist eine Käfigreihe. Ein Tier im Käfig neben dem anderen, und alle starren sich an.«
    »Bevor sie meinen Vater weggebracht haben«, sagt Lyda, »hat er mir mal eine Schneekugel mit schlittenfahrenden Kindern geschenkt. Er hat gesagt, ich soll sie schütteln, und das hab ich gemacht. Der Schnee ist herumgewirbelt.« Sie verstummt.
    »Ja?«
    »Da dachte ich plötzlich, dass ich ein Mädchen in einer riesigen Kugel bin, das ein Mädchen in einer Kugel schüttelt.«
    »Ja, so hab ich mich im Zoo immer gefühlt. Wie ein Junge in einem Käfig, der Tiere in Käfigen anstarrt.«
    Sie legt den Kopf schief und lächelt traurig. »Aber wir verpassen den Winterball.«
    Er erinnert sich, wie sie unter den Girlanden und dem künstlichen Sternenhimmel getanzt haben. »Ich würde dich gern mit Napfküchlein füttern«, flüstert er.
    »Ich glaube, ich schenk dir was.«
    »Was denn?«
    »Ich überleg mir was.«
    Ein Klopfen dringt vom Ende des Tunnels in den U-Bahn-Waggon, und sofort weiß Partridge, dass der Moment vorüber ist. Das Klopfen klingt verdächtig – scharf und gehetzt. Schlechte Nachrichten. »Bewegt euch nicht«, sagt Mutter Hestra, ehe sie zum Tunnel hinkt und an die Oberfläche kriecht. An ihrer Hüfte wackelt Sydens Kopf.
    Partridge robbt auf den Ellenbogen vorwärts wie ein Soldat, bis Lydas Gesicht nur noch Zentimeter entfernt ist. Er neigt den Kopf und küsst sie. Ihre Lippen sind weich und warm. »Papierschneeflocken?«, flüstert er. »Mehr braucht es nicht, um dich glücklich zu machen?« Noch ein Kuss.
    »Ja«, haucht sie. »Und dich.« Sie küsst ihn. »Das.«
    Die Luke wird geöffnet, Licht fällt in die Tiefe. Über ihnen raschelt es. Lyda zuckt zurück und beugt sich lächelnd über die Karte.
    Mutter Hestra taucht wieder auf. »Sie haben eine Botschaft abgefangen«, sagt sie, während sie sich die Erde von der Kleidung klopft. »Eure Leute sind da.«
    »Unsere Leute?«
    »In der Stadt geht etwas vor sich. Das Kapitol macht Ärger. Ich muss euch verlassen, um Verstärkung zu holen.«
    Lyda richtet sich auf. »Du verlässt uns?«
    »Wer ist hier?«, fragt Partridge.
    Noch mehr Lärm im Tunnel. Die Mutter geht, ohne zu antworten, doch eine Stimme sagt: »Scheiße, wohin führt das hier?«
    Darauf folgt ein leises Echo: »Das hier?«
    Mit den Stiefeln zuerst rutscht El Capitán in den Waggon. »Wir habens geschafft!« Er stützt sich auf eine Lehne, voller Erde und Asche, und setzt sich mit einem Grunzen hin.
    »Wer ist wir ?«, fragt Partridge. Meint er nur Helmud und sich oder noch jemand anderen?
    Bradwell lässt sich aus dem Tunnel herab, gefolgt von Pressia.
    Partridges Schwester. Seine Schwester !
    Alle sind verdreckt und verrußt und völlig außer Atem.
    Pressia dreht sich um, um jemandem hinunterzuhelfen – einem kleinen Mädchen mit blasser Haut, großen Augen und glänzendem rotem Haar. Ein Kind aus dem Kapitol, eine Reine? Eine Sekunde lang denkt Partridge wieder an Weihnachten, an die Akademie-Mädchen, die jedes Jahr durchs Jungenwohnheim marschieren und Weihnachtslieder singen, selbstverständlich flankiert von Aufsichtspersonen. Doch die anderen sind nicht zum Singen gekommen. Partridges Arme und Beine kribbeln vor Anspannung. Ihm wird klar, dass er unbewusst auf die anderen gewartet hat – vielleicht weil sie Lyda und ihn von den Müttern befreien werden? Er will hier raus.
    Doch zugleich spürt er ein ungesundes Rumoren im Magen. Da stimmt was nicht. »Das heißt nichts Gutes, oder?«
    »Jepp«, erwidert Bradwell und nickt. »Ach ja, ich freu mich auch, dich zu sehen.«
    ***
    Minuten später herrscht im Waggon hektisches Treiben. Lyda holt Essen und Wasser für alle. Damit braucht sie zwar einen Teil der Vorräte auf, aber es geht nicht anders. Die Neuankömmlinge wirken abgemagert. Partridge kann den Blick kaum von Pressia losreißen. Er sieht seine Mutter in ihr – in ihren Sommersprossen, in der Art, wie sie beim Lächeln den Kopf schief legt, in ihrer Sanftheit, als sie das Mädchen zu einem Sitz führt und etwas flüstert, das die Kleine zum Grinsen bringt, obwohl sie so verängstigt ist. Was ist das für ein Mädchen? Ein Mädchen ohne Narben und Verschmelzungen …
    »Ist sie eine Reine?«, flüstert Lyda ihm zu.
    Er zuckt mit den Schultern.
    Dann geht er zu Pressia. Sollte er sie umarmen? Nein, das ist wohl nicht ihre Art. Außerdem hält sie die Hand des

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