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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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durchdringend –, hält sie still. »Wenigstens ist die Formel kein Hirngespinst«, sagt sie. »Aber du wolltest ja nur in der Vergangenheit wühlen, oder? Du suchst nur nach alten Wahrheiten.«
    »Nach der einen Wahrheit. Wir müssen sie finden und bewahren.«
    »Ich weiß nicht.« Pressia seufzt. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass du alle Wahrheiten für manipuliert, veränderlich und unzuverlässig hältst – alle bis auf deine eigene.«
    Sie wendet sich ab und blickt über den Fluss. Leichter Nebel treibt übers Wasser. Im Unterholz, nicht weit von ihnen, raschelt etwas. Gemeinsam spähen sie ins schattige Gestrüpp.
    »Bald wird es dunkel«, sagt Pressia.
    Bradwell starrt in den Himmel, der von schwarzen Ästen zerteilt wird. »Und was soll das heißen, wir sollen nicht zu spät kommen? Hat Walrond vergessen, dass wir die Botschaft nach den Bombenangriffen hören würden? Im Davor hätte das noch Sinn ergeben, als man Willux vielleicht noch aufhalten konnte. Jetzt ist es schon zu spät.«
    »Glaubst du, Walrond konnte sich das wirklich alles vorstellen? Vielleicht konnte er einfach nicht glauben, dass irgendwann alles zu spät sein wird.« Pressia sieht sich um. »Wir müssen in Bewegung bleiben.«
    Zu spät. Sofort denkt sie an El Capitán. Ist es schon zu spät für ihn, ist die Spinne an seinem Bein schon explodiert? Sie hat keine Uhr. Was, wenn Helmud und er bereits tot sind? Aber darüber reden Bradwell und sie nicht. Sie können nicht.

PARTRIDGE
Runter
    Als Partridge die Augen öffnet, liegt er auf dem Rücken. Über ihm schwebt die Ascheglocke des Nachthimmels. So viel Himmel. Ein Wolkenmeer, nur leicht beschienen vom schwachen Mondlicht. Wiedersehen , hat Lyda gesagt, und damit hat sie ihm aus der Seele gesprochen – auch er verabschiedet sich von dieser Welt, von ihrer Asche, ihrem Himmel und dem Wind. Die Außenwelt hat einen ganz eigenen Herzschlag, ein teuflisches Hämmern, das allem, selbst der Luft, ein unbarmherziges Leben einhaucht. Partridge will nicht zurück in die abgestandene, versiegelte Luft des Kapitols, in diese Korrektheit, diese geschrubbte Sauberkeit, diese Heuchelei der guten Manieren. Aber er hätte es gern warm. Er wäre gern in einem richtigen Bett – mit Lyda.
    Sie hat sich schon angezogen. Jetzt steht sie knapp vor der verfallenen Wand, die ihr nur bis zur Hüfte reicht. Sie sieht aus, als würde sie am Bug eines prächtigen Schiffs Ausschau halten.
    Partridge richtet sich auf und zieht sich ebenfalls an. Er sagt ihren Namen. Sie dreht sich nicht um. Er schnappt sich seine Jacke und stellt sich hinter sie, lässt die Hände über ihre Hüften gleiten und küsst ihre Wange. »Willst du meine Jacke?«
    »Nein, danke.«
    »Doch. Nimm sie.« Er legt sie um ihre Schultern.
    »Es ist nur noch eine Frage der Zeit«, sagt sie. »Ich habe Hastings gesehen. Da draußen.«
    »Wo?«
    »Zwischen den Trümmern der Gefängnisse. Er ist allein, anscheinend hat er sich von den anderen abgesetzt. Wahrscheinlich sucht er nach dir.«
    »Vielleicht bringt er uns rein. Besser er als Wellingsly. Und wenn er mich abliefert, steigt auch sein Ansehen.«
    »Er wird uns nicht reinbringen.«
    »Was?«
    »Er wird uns nicht reinbringen.« Sie löst sich aus seinem Griff.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich komme nicht mit«, flüstert sie.
    »Aber wir kehren doch gemeinsam zurück?«
    »Ich kann nicht zurückkehren.«
    »Aber ich werde bei dir sein. Ich kann sicherstellen, dass du beschützt wirst.«
    »Das ist ja das Problem.« Tränen treten ihr in die Augen. Auf einmal klingt sie richtig verzweifelt. »Ich will nicht mehr beschützt werden.«
    Partridge glaubt ihr nicht. Das ergibt keinen Sinn. Er blickt auf die niedergemähte Landschaft. »Da draußen herrscht die reinste Barbarei. Ich kann sicherstellen …« Dass man sich um dich kümmert, denkt er. Doch das will sie jetzt vermutlich auch nicht hören.
    »Im Kapitol herrscht auch die reinste Barbarei. Aber da reden sie einem das Gegenteil ein.«
    Sie hat recht. Natürlich. Partridge sieht zu, wie sich in der Ferne Dusts erheben und versinken. Sie streifen dicht unter der Oberfläche umher, sie durchkämmen die Erde nach Opfern. »Vielleicht brauchst du mich nicht. Aber vielleicht brauche ich dich?«
    »Ich kann nicht.« Ihre feste, unerschütterliche Stimme überrascht ihn.
    »Aber du wolltest doch mitkommen. Du hast dich von alldem verabschiedet. Du hast Wiedersehen gesagt.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Du hast mich falsch verstanden. Ich

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