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Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition)

Titel: Memento - Die Feuerblume: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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dass er nicht hoffen soll. Das darf man niemandem sagen, der hier draußen überlebt, in der verkohlten Wildnis.
    »Nichts, nichts«, wiegelt sie deshalb ab. »Versuchen wir’s.«
    Sie knien sich rechts und links von Fignan auf die Erde.
    Nachdem Fignan seine übliche Litanei aufgesagt hat, rasselt Bradwell die Namen herunter: »Aribelle Cording, Ellery Willux, Hideki Imanaka, Lev Novikov, Bartrand Kelly, Avna Ghosh und Arthur Walrond.« Nach jedem Namen blitzt ein grünes Lämpchen auf, und an der Oberseite der Box erscheint ein Kameraauge, das zuerst Bradwell und kurz darauf Pressia mustert. »Er kennt uns«, erklärt Bradwell. »Wahrscheinlich gleicht er unsere Gesichter mit den DNA-Proben ab, die er genommen hat.«
    Fignans Motor rumort, als müsste er eine komplizierte Kalkulation bewältigen, bis er sagt: »Übereinstimmung mit Otten Bradwell und Silva Bernt. Männlich. Übereinstimmung mit Aribelle Cording und Hideki Imanaka. Weiblich.«
    »Siehst du?«, flüstert Bradwell. »Das sind wir.«
    Pressia fehlen die Worte.
    »Freigabe«, sagt Fignan. »Nachricht für Otten Bradwell und Silva Bernt wird abgespielt.«
    Ein flackernder Lichtfaden steigt aus Fignan auf und verzwirbelt sich zu einem hellen Kegel. Der Wind treibt Aschepartikel durch die schimmernde Luft.
    »Es funktioniert!«, ruft Pressia erstaunt.
    »Hab ich doch gesagt«, erwidert Bradwell.
    Im knisternden, vielfarbigen Licht bildet sich ein Gesicht heraus, das Pressia nicht kennt – ein Mann über dreißig mit wirrem blondem Haar und blondem Schnurrbart. Er zwinkert unkontrolliert, als wäre er so aufgekratzt, dass er seit Tagen nicht geschlafen hat. »Wenn ihr das hier seht«, sagt er, »heißt das, dass ich euch vertraue. Dass ihr Mitglieder der Sieben seid, an die ich immer noch glaube, oder dass ihr Silva und Otten seid, denen ich mein Leben anvertrauen würde.« Er hält inne und legt sich die flache Hand auf die Brust. Seine Augen füllen sich mit Tränen. »Und dass ihr noch am Leben seid.«
    Bradwell betrachtet das Gesicht des Mannes aus der Nähe. Er wirkt so verblüfft, als würde er einen Geist sehen.
    Pressia streckt die Hand aus und fasst ihn am Ärmel. »Das ist Walrond, oder?«
    Ohne den Blick von der Projektion abzuwenden, nickt er. »Ja.«
    »Wenn ihr das hier seht, bin ich wahrscheinlich schon tot«, fährt Walrond fort. »Vielleicht ist die ganze Welt tot. Vielleicht wird nichts funktionieren, was wir hier versuchen. Aber ich musste es versuchen. Und die Box weiß Bescheid.« Eine Pause. »Das mit der DNA-Probe tut mir leid, aber ich musste eine weitere Sicherheitsmaßnahme einbauen.« Er sieht sich mit tränenden Augen um und tritt für einen Moment aus dem Blickfeld der Kamera. Hält er nach irgendetwas oder irgendwem Ausschau? Dann kehrt er zurück. »Diese Box enthält sämtliche Aufzeichnungen, von Beginn an, seit der Gründung der Sieben – alle Ideen, die Ellery dazu beigetragen hat, seinen ganzen Wahnsinn.«
    Walrond verschränkt die Arme vor der Brust. »Kein junger Mann beschließt einfach so, Massenmörder zu werden. In so einen Akt der Vernichtung muss man sich lange hineinsteigern, und das hat Ellery getan. Er ist immer noch dabei. Aber er hat klein angefangen, und ich war schon am Anfang mit von der Partie. Damals hätte ich etwas dagegen tun müssen. Das ist mir klar, wenn ich jetzt zurückdenke. Aber die bitterste Ironie ist, dass Ellery den einzigen Menschen umgebracht hat, der ihn noch retten konnte.«
    Bradwells Augen werden feucht, doch er weint nicht. Er hat Walrond geliebt. Der Schmerz gräbt sich tief in sein Gesicht.
    »Es ist alles hier. Es wird euch zur Formel führen.«
    Die Formel. Walrond hatte die Formel, er kann sie zu ihr führen – selbst heute noch? Nach so langer Zeit?
    »Natürlich habe ich das Ganze nicht hübsch säuberlich aufgelistet. Das konnte ich nicht riskieren. Aber wenn ihr auf eurer Suche irgendwann mal nicht weiterwisst … denkt daran, dass ich wusste, wie Willux’ Hirn funktioniert, und zwar besser als die meisten. Ich habe seine Aufzeichnungen studiert, ich musste in die Zukunft blicken. Die Blackbox war mir nicht sicher genug. Ich konnte nicht alles in der Box lagern. Aber wenn ihr Willux kennt – und ich weiß, dass ihr ihn kennt, schließlich hat sich unser Leben irgendwann nur noch darum gedreht, seine nächsten Schritte vorauszuahnen … Also, wenn ihr euch erinnert, wie er denkt, wie seine Logik arbeitet, werdet ihr meine Entscheidungen nachvollziehen können. Und

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