Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Titel: Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Herbert
Vom Netzwerk:
schießen musste, hatte jemand einen Fehler gemacht. Und Fehler waren tödlich hier draußen, jenseits der Mauern.
    Jarek legte die Waffe an und schaute über die Zielvorrichtung auf das dunkle Loch im Fels. Er versuchte alles, was an Erinnerungen, Einfällen und Überlegungen wie immer gleichzeitig in seinem Kopf herumschwirrte, in die Kammern zu schieben, die er für die vielen unterschiedlichen Gedanken eingerichtet hatte, und er schloss eine Tür nach der anderen. Aber da war dieser eine Satz, den er bei Salas Aufgang leise, nur für sich gesprochen hatte, und der wehrte sich. Er klammerte sich zappelnd an die Türöffnung der Nische, in die Jarek ihn verbannen wollte, und ließ sich einfach nicht einsperren. Jarek gab es auf, dagegen anzukämpfen, und ließ die Worte zurück in sein Bewusstsein.
    „Ich werde gehen.“
    Er hatte es noch keinem gesagt. Nicht den Freunden, nicht dem Vater Thosen, dem Anführer des Clans, nicht seiner Mutter Nari, nicht Kobar und nicht seiner kleinen Schwester Ili.
    Aber Jarek hatte sich entschieden. Dies hier war die letzte gemeinsame Jagd mit seinem Bruder. Er hatte beschlossen, die Ansiedlung zu verlassen, in der er geboren war und es war ein Abschied für immer.
    Jarek fühlte Kobars fragenden Blick und nickte. Er war bereit. Kobar hatte ihn als Schauer eingeteilt, als den Mann, der die Umgebung im Auge und die Waffe bereit haben musste, falls etwas Unvorhergesehenes passierte. Doch es war bereits das siebte Mal, dass Jarek gegen Schwärmer loszog, und er war nun zum dritten Mal an genau dieser Stelle hier oben. Er kannte jeden Tritt und jeden Handgriff beim Aufstieg und jeden Vorsprung im Fels.
    Diese Jagd war keine Herausforderung.
    Gegen das, was Jarek als sein neues Ziel gewählt hatte, war das hier ein kurzer und gemütlicher Gang vor die sicheren Mauern der Ansiedlung, immer in Reichweite des Tores.
    Jareks großer Bruder biss mit den Zähnen auf die Unterlippe und ließ den schrillen Pfiff hören, der genau so klang wie das Alarmzeichen der Salaschwärmer.
    Sofort drang ein tiefes Summen aus der Flugöffnung, das immer lauter wurde. Die Zwillinge pressten sich gegen die Felswand und im selben Moment schoss der Wächter der Schwärmer aus dem Loch, wurde von dem Netz eingefangen und riss es ein Stück vom Fels. Der Flugreißer sirrte mit den harten, durchsichtigen Flügelpaaren, und die daumenlange Hornklinge, die hinten aus dem schwarz-gelb gestreiften Leib wuchs, zitterte vor Wut. Der Wächter suchte nach etwas, das er mit seiner Waffe stechen und zerfetzen konnte.
    Gilk, der oberhalb des Lochs seinen Platz eingenommen hatte, holte mit der Schlagsteinkeule aus und traf beim ersten Hieb. Es krachte und der Wächter schlug gegen den Fels, flatterte noch einmal hilflos mit den Flügeln, dann regte er sich nicht mehr. Im nächsten Augenblick kam der zweite hervorgejagt, zappelte im Netz und mit einer fast lässigen Bewegung traf Gilk auch diesen. Pfiri und Rieb hakten das Geflecht ab und schüttelten die toten Salaschwärmer heraus. Geräuschlos fielen die Flugreißer in die Tiefe.
    Gilk steckte den Griff der langen Keule in seinen Gürtel, kletterte rasch herab, stellte sich vor Kobar und grinste den Anführer an. „Ich bekomme zwei!“ Er zeigte das Lederband vor, das er um den Hals trug. Daran hingen die dreiundzwanzig aus Stein geschnittenen Figuren der Reißer, die Gilk schon erlegt hatte. Jeder Jäger hatte eine solche Kette, aber nur die Jüngeren banden Schwärmer daran. Wenn sie älter wurden und Kämpfe gegen wirklich gefährliche Reißer überlebt hatten, verlor der leichte Sieg über ein so kleines Tier an Bedeutung. Ältere Jäger schnitten die kleineren Gestalten dann wieder ab, um Platz für die große Beute zu schaffen.
    „Wie war ich?“, fragte Gilk stolz.
    „Laut“, antwortete Kobar nur und schaute den Jüngsten nicht an, sondern hatte den Blick auf das Flugloch gerichtet. „Wir sind noch nicht fertig!“
    Das Grinsen verschwand aus Gilks Gesicht und Jarek erkannte, dass er den leichten Tadel des Anführers verstanden hatte.
    „Ich weiß“, sagte Gilk schnell und schaute wieder zum Flugloch hinauf. „Bin schon still.“
    Die Zwillinge nahmen das Netz ab und warfen es hinunter. Gilk fing es auf und rollte es zusammen. Jarek drehte der Felswand den Rücken zu und beobachtete den Himmel, wie es seine Pflicht als Schauer war, doch es war nichts zu sehen. So weit er blicken konnte, bewegte sich nichts, weder in der Luft noch am weit entfernten

Weitere Kostenlose Bücher