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Memo von Meena (German Edition)

Memo von Meena (German Edition)

Titel: Memo von Meena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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später, wenn wir zur Vernunft gekommen sind oder nicht mehr bereit sind, Energie für den ständigen Liebeskummer aufzubringen, doch bei einem der Softies dieser Welt landen. Einer der liebenswerten Kerle, der immer eine Spur zu langweilig ist, sich aber für die Gründung einer Familie wesentlich besser eignet als die selbstverliebten Mistkerle dieser Welt.
    In diesem Sinne gelangweilte, aber liebenswerte Grüße
    Ihre Meena Teske
     
     
     
     

Kapitel 5: Meine Kolumne, deine Kolumne
     
     
    Sie rieb sich mit den korallenrot lackierten Fingernägeln über das spitze Kinn, hin und wieder schob sich eine kleine Falte zwischen ihre Augenbrauen, während sie den Artikel mit wachsamem Blick studierte.
    "Gut", sagte sie. "Sehr gut. Jetzt klingst du schon sehr viel mehr nach Meena."
    "Findest du?" Er wusste, dass Rajas Feststellung als Kompliment gemeint war, trotzdem konnte er sich nicht entschließen, sie auch als solches zu sehen. War es wirklich erstrebenswert, als Mann wie eine Frau zu klingen?
    "Du bist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg."
    "Danke", antwortete er, und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Sie hatte recht. Es war ein Kompliment. Immerhin war das Anliegen, wie eine Frau zu klingen, seine Daseinsberechtigung beim Magazin.
    "In diesem Artikel kann ich schon sehr viel mehr Emotionen erkennen. Und überhaupt, weibliche Gedanken zum anderen Geschlecht sind immer ein Pluspunkt." Sie schob das Blatt zur Seite, während sie seinen Blick lächelnd erwiderte. "Sehr gut gemacht, Oliver. Für den Anfang bin ich wirklich zufrieden."
    Für den Anfang. Bedeutete das nicht so viel wie "Da ist noch Spielraum nach oben"?
    Sein Lächeln verlor sich in seinen Gedanken. Die zweite Kolumne, das zweite Thema. Er war erst am Beginn seiner Strecke, erst am Anfang seines Versuchs, in die Rolle einer Frau zu schlüpfen, die er weder kannte noch in absehbarer Zeit kennenlernen würde.
    "Weißt du, ob Meena die Artikel liest?"
    "Na ja, es ist ja erst der zweite", antwortete sie. "Und der ist ja noch nicht mal erschienen."
    "Ich weiß, aber mich würde einfach interessieren ..."
    "Mach dir keine Sorgen", fiel sie ihm mit wissendem Grinsen ins Wort. "Meena hat im Moment andere Probleme als das Magazin. Und selbst wenn sie der Meinung wäre, dass du nicht in ihrem Sinne schreibst, wäre das für den Moment ihr Problem und nicht unseres."
    "Na ja, aber immerhin ist es ihre Kolumne, ihr Name, der hinter alldem steht. Da fände ich es schon beruhigend zu wissen, dass sie mit den Themen einverstanden ist."
    Raja beugte sich ein Stück über den Schreibtisch. "Das sind wirklich äußerst ehrenhafte Ansichten, Oliver, aber du solltest dir deinen schlauen Kopf nicht über solche Nebensächlichkeiten zerbrechen. Meena ist im Moment mit anderen Dingen beschäftigt und hat überhaupt keine Zeit, auch nur einen Gedanken an das Magazin zu verschwenden. Und selbst wenn, sollte das nicht dein Problem sein. Du leistest gute Arbeit, und nur darauf kommt es an."
    Er nickte. "Kann schon sein."
    Einen Moment lang waren ihm seine Fragen nach Meena peinlich. War sein Interesse an ihrem Einverständnis mit den Themen der Kolumne nicht unangemessen? Was ging es ihn an, wie sie über seine Artikel dachte, wenn sie ohnehin nicht anwesend war?
    Raja schien ihm seine Zweifel anzumerken. Sie lachte, während sie sich von ihrem Ledersessel erhob und langsam auf ihn zuging.
    "Deine Bedenken haben fast schon weibliche Züge." Sie legte die Hand auf seine Schulter. "Ein deutliches Indiz dafür, dass du deine Aufgabe wirklich ernst nimmst."
    Er erwiderte ihr Lachen, wenn auch etwas verlegen. Ihre fast schon mütterliche Berührung war ihm unangenehm. "Ich nehme meine Aufgaben immer ernst."
    "Das freut mich. Ich kann es kaum erwarten, deine nächste Kolumne zu lesen."
    "Meine Kolumne", wiederholte er leise. Irgendwie fühlte sie sich tatsächlich langsam wie seine Kolumne an. Und während er sich fragte, ob es daran lag, dass er seine eigenen Ansichten wie Meenas klingen ließ oder Meenas Ansichten wie seine, überkam ihn für einen Moment das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein.
     

Kapitel 6: Von der Kunst, auf den Punkt zu kommen
     
     
    Meena
     
    Vierunddreißig. Seit 24 Stunden bin ich vierunddreißig Jahre alt. Und in dieser Feststellung liegt auch schon die Antwort: Ich bin alt. Zumindest, wenn es um die Vereinbarkeit meines Alters mit meinen ganz speziellen Vorlieben geht, denn ich muss zugeben, dass meine favorisierten Zeitvertreibe

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