Memoiren 1945 - 1987
Kunstsammler, bei dem Pressechef der Bonner Regierung protestierte, erhielt er die Karte nicht. «Ich dachte», sagte mein Bekannter empört, «daß in Deutschland jetzt demokratisch regiert wird.»
«Es wird alles anders», versuchte mich Manfred George zu trösten, «wenn erst meine Biographie über dich herauskommt.» Dazu kam er nicht mehr. Er erkrankte schwer und starb viel zu früh. Mit ihm verlor ich einen meiner letzten und treuesten Freunde.
Nach meiner Rückkehr wurde im Auftrag von BBC in meiner Münchner Wohnung ein «Filmporträt» über mich aufgenommen. Derek Prouse, der Regisseur, war ein Mitarbeiter des «British Filminstitut», der mir in fairer Weise die Möglichkeit gab, mich gegen die Diffamierungen der Presse zu stellen. Die Arbeit mit dem englischen Filmteam war ungemein sympathisch.
Um den schwebenden, sich endlos in die Länge ziehenden Prozeß mit«Daily Mirror» zu beenden, forderte ich die englischen Anwälte zu einem Vergleich mit der Zeitung auf, auch John Grierson war damit einverstanden. Ich war bereit, auf Schadenersatzansprüche zu verzichten, wenn die Zeitung bereit wäre, eine Richtigstellung zu bringen. «Daily Mirror» war einverstanden. Für mich wurde es ein magerer Vergleich. Als Ausländer muß man in England bei einem Schadenersatzprozeß 100 000 DM Kaution beim Gericht hinterlegen. Da dies für mich unmöglich war, mußte mir die Richtigstellung genügen.
Wieder bemühte sich ein Verleger um meine Memoiren, diesmal der «Hutchinson-Verlag» in London. Mr. Cherry Kearton, einer der Direktoren, hatte mich schon einige Male in München besucht und mir sehr günstige Bedingungen angeboten. Aber es war wie verteufelt: Ich wollte, aber ich konnte nicht. Niemand verstand mich. Ich selbst war darüber unglücklich. Ich zweifelte an meiner Fähigkeit, über mich schreiben zu können. Davor hatte ich eine fast unüberwindbare Scheu. Auch hoffte ich, nachdem das von Dr. Hubbard und Philip fertiggestellte Drehbuch zum «Blauen Licht» so hervorragend gelungen war, auf den baldigen Beginn der Aufnahmen. Wir warteten nur noch auf meine Arbeitsgenehmigung in England. Es war die letzte Hürde.
Der Film «Mein Kampf»
W ährend dieser Zeit sah ich mir in München Leisers Film «Mein Kampf» an. Als ich in den Zuschauerraum kam, hatte der Film schon begonnen. Was ich auf der Leinwand sah, machte mich sprachlos. Ich traute meinen Augen nicht, denn dort lief «Triumph des Willens», mein 1934 in Nürnberg entstandener Parteitagfilm. Nicht, wie ich erst annahm, der ganze Film, sondern lange Ausschnitte daraus, beispielsweise die «Arbeitsdienst»-Sequenz und andere bekannte Szenen, die hier mit den grauenhaften Bildern aus Konzentrationslagern zusammengeschnitten waren. Eine grobe Urheberrechtsverletzung und geistiger Diebstahl. Ich hatte «Triumph des Willens» trotz vieler Anfragen für Vorführungen in Deutschland nicht freigegeben, damit er nicht für neofaschistische Zwecke mißbraucht würde, man konnte ihn sich aber in Museen und Filmarchiven der ganzen Welt ansehen. Auch an amerikanischen Universitäten wurde der Film als historisches Dokument gezeigt.
Zuerst versuchte ich, diese Sache durch persönlichen Kontakt mit Herrn Leiser auf gütlichem Weg zu klären. Herr Leiser war dazu nicht bereit. Als er meinen Brief in schroffer Weise beantwortete, mußte ich wieder einmal meinen Anwalt bemühen.
Dr. Weber, ein Mitarbeiter Dr. Gritschneders, der in den letzten Jahren alle meine juristischen Angelegenheiten bearbeitete, war nicht nur mein Anwalt, sondern auch ein Freund und Berater. Er ließ nicht nur falsche Pressemeldungen richtigstellen, sondern es gelang ihm auch immer wieder, meine Gläubiger zu vertrösten und Zahlungsbefehle zu verhindern.
Juristisch war der Fall für ihn klar. Herr Leiser hatte sich angeblich das Material aus der DDR beschafft. Nach einem Urteil des Landgerichts München durften Aufnahmen, die im Ausland oder in der DDR erworben sind und deren Urheberrechte der Produktionsfirma nicht gehören, ohne Genehmigung des Besitzers nicht vorgeführt werden. Was Herr Leiser getan hatte, war unzumutbar. Für die Zwecke, die er benötigte, gab es genügend Wochenschaumaterial und auch Aufnahmen von mindestens vier Parteitagfilmen, die nicht von mir, sondern vom «Propagandaministerium» hergestellt worden waren.
Produzentin von Leisers Film war die «Minerva-Film», eine schwedische Firma in Stockholm. Dr. Weber informierte die
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