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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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lag. Da eine Entscheidung erst nach Monaten zu erwarten war, verließ ich London und flog nach Bremen. Schon seit Tagen erwartete mich dort Carl Müller, der im «Studio für Filmkunst» es wagte, «Tiefland» noch einmal zu starten. Der Erfolg überraschte uns alle. Der Film konnte vier Wochen prolongiert werden, eine Rekordzeit, die Carl Müller bisher noch mit keinem Film in seinem Gildetheater erreicht hatte.

    Hoffnungen und Rückschläge

    F ür einen Augenblick sah es so aus, als zögen die dunklen Wolken vorüber. Nach dem «Tiefland»-Erfolg meldete sich Herr Kawakita — die Olympiafilme durften jetzt nach Japan eingeführt werden, und in Deutschland gab es da und dort ein paar freundliche Pressekommentare.
      Aus England kamen gute Nachrichten. Fast täglich berichtete mir Philip über den Fortschritt seiner Arbeit. Allerdings hatte sich Somerset Maugham nach den Zeitungsangriffen zurückgezogen, aber, wie Philip schrieb, hatte er einen begabten amerikanischen Autor für die Mitarbeit am Drehbuch gewinnen können. «Dieser Amerikaner», schrieb er enthusiastisch, «ist ein brillanter und berühmter Schriftsteller, der viele Drehbücher für die ‹Columbia-Film› in Hollywood schrieb. Er ist auch der Kopf einer großen internationalen Organisation, die über den ganzen Erdball verbreitet ist und über eine Million Mitglieder hat. Er heißt Dr. L. Ron Hubbard, ist Psychologe und Scientologe.» Ich hatte damals keine Ahnung, wer Ron Hubbard ist. Aber bald wußte ich, daß er begabt sein mußte. Der erste Teil seiner Arbeit war überraschend gut. Mr. Hubbard sandte mir folgendes überschwengliches Telegramm: Mit dieser wunderbaren Story vom «Blauen Licht» können wir einige Oscars gewinnen — vergessen Sie den Prozeß und die Re porter und lassen Sie uns arbeiten — es wird ein großer Film werden, der alle Rekorde bricht ...

    Ein Phantast, aber Philip war ebenso überzeugt. Er schrieb mir:
    Ich glaube an Dich und ich fürchte mich nicht, für Dich zu kämp fen, auch wenn es viele und mächtige Feinde sind — das «Blaue Licht» wird sie überzeugen ...

    Ich blieb skeptisch, obgleich Philip inzwischen von Pier Angeli, welche die «Junta» spielen sollte, und von Lawrence Harvey für die Rolle des «Vigo» die Zusagen erhalten hatte. Um mich ganz fest an dieses Projekt zu binden, übertrug Philip Hudsmith die Hälfte der Anteile seiner Firma auf meinen Namen. Dadurch wurde ich in England Mitgesellschafter der «Adventure-Film Ltd.».
      Dr. Ron Hubbard hatte mir sein Appartement in London zur Verfügung gestellt, wo ich mit ihm und Philip das fertiggestellte neue Manuskript ins Filmische übertragen sollte. Unerwartet wurde er nach Südafrika abberufen, wo er auch eine Firma hatte. Trotzdem durfte ich in seinem Haus, das während seiner Abwesenheit nur von einer Wirtschafterin bewohnt wurde, bleiben. Täglich kam Philip zur Arbeit. Er mußte mich immer wieder vor den Journalisten verstecken und sie auf falsche Fährten locken. Dies deshalb, weil es in England während eines Prozesses dem Kläger nicht gestattet ist, Journalisten Informationen zu geben, damit die Richter nicht beeinflußt würden. Ich mußte alle Besuche heimlich machen. Am liebsten hätte ich den Prozeß beendet, aber davon wollten meine englischen Anwälte nichts wissen. Sie waren sich ihrer Sache zu sicher.
      In dieser Zeit kam überraschend das Angebot eines der angesehensten Lichtspiel-Theater Londons, des «Curzon-Cinema». Der Direktor dieses Kinos, Mr. Wingate, war von dem Olympiafilm so begeistert, daß er sich ohne lange Verhandlungen bei meinem englischen Anwalt vertraglich verpflichtete, den Film noch in diesem Jahr — im Herbst 1960 — groß herauszubringen. Endlich ein Erfolg. Ich unterbrach meine Manuskriptarbeit mit Philip und reiste wie alljährlich zu den Filmfestspielen nach Berlin. Wie immer waren die «Berliner Filmfestspiele» ein Erlebnis. Ich sah dort nicht nur international bedeutende Filme, ich traf auch Freunde und frühere Kollegen. Vor allem war es wieder Manfred George, der aus New York kam und viel mit mir beisammen war. Er wollte eine Biographie über mich schreiben.
      Als einer meiner englischen Freunde mit mir den Filmball besuchen wollte, wurde ihm von der zuständigen Stelle die Eintrittskar te für mich verweigert. Begründung: «Das Erscheinen von Frau Riefenstahl auf dem offiziellen Filmball ist für die deutsche Regierung unerwünscht.» Auch als der Engländer, ein bekannter

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