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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Firma, daß die Urheberrechte vom «Triumph des Willens» mir und nicht, wie scheinbar angenommen, der NSDAP gehörten, und erklärte außerdem, daß ich nicht nur Produzentin, sondern auch Regisseurin und Gestalterin des Films war.
      Die «Minerva-Film» weigerte sich, meine Rechte anzuerkennen, so blieb Dr. Weber keine andere Wahl, als gegen die Vorführung des Leiser-Films, der in Deutschland und in Österreich von der «Neuen Filmverleih GmbH.» vertrieben wurde, durch Androhung einer Einstweiligen Verfügung zu erreichen, daß entweder die Aufnahmen meines Films entfernt oder die Rechte hierfür, wie branchenüblich, erworben würden.
      Da «Mein Kampf» ein großer Kassenschlager wurde, nicht zuletzt mit Hilfe meiner Aufnahmen, ließ es der N. F. Verleih nicht zu einem Rechtsstreit kommen. Es kam zu einer Einigung. Als Gegenleistung zahlte der N. E. Verleih für Deutschland eine Lizenzgebühr von 30 000 DM, für Österreich 5000 DM. Allein in diesen beiden Ländern spielte der Film weit mehr als eine Million ein. Auf Dr. Webers Anraten übertrug ich zur Abdeckung meiner Schulden alle anderen Ansprüche, die sich aus Vorführungen dieses Films außerhalb Deutschlands und Österreichs ergaben, meinem Hauptgläubiger, dem Produzenten Friedrich A. Mainz. Ich wollte mich nicht weiter mit juristischen Streitereien belasten.
      Allerdings kam es zwischen Dr. Weber und mir zu Meinungsunterschieden über die Verwendung des Geldes. Ich wollte es trotz meiner schwierigen finanziellen Lage karitativen Zwecken zukommen lassen, was ich schon einmal getan hatte. In einem vergleichbaren Fall hatte ich die Erlöse aus meinem Material in dem Film «Bis 5 nach 12» dem «Verband der Heimkehrer» zur Verfügung gestellt. Aber Dr. Weber redete mir das aus. Er erinnerte daran, daß ich seit Jahren keine Krankenhaus- und Arztrechnungen bezahlen konnte, daß ich fast täglich Mahnungen erhielt, daß sogar mein früherer Regisseur Dr. Fanck, dem ich noch 500 DM schuldete, mir mit einem Zahlungsbefehl gedroht hatte. Damals ahnte ich nicht, daß ich mir durch die Wahrnehmung meiner Rechte einen Todfeind geschaffen hatte.
      Am 7. 12. 1960 schrieb Leiser an Herrn Mainz, er werde nicht nur meine Ansprüche niemals anerkennen, sondern drohte auch, mit Material, das er gegen mich gesammelt habe, vor die Weltöffentlichkeit zu treten.

    Prozeß in Paris

    D ie Aufregungen nahmen kein Ende. Eines Abends, ich wollte schon schlafen gehen, läutete es. Ein französischer Filmregisseur, dessen Name mir entfallen ist, stand vor meiner Haustür. Er kam aus Paris und wollte mich dringend sprechen. Nachdem er mich bat, ihm diesen «Überfall» zu verzeihen, trug er mir sein Anliegen vor. «Madame Riefenstahl», sagte er, «ich mache eine Serie von historischen Filmen. Dazu brauche ich wichtige, ja unerläßliche Aufnahmen von Ihnen.»
      Als er bemerkte, wie jedes Lächeln aus meinem Gesicht verschwand, versuchte er mich zu beschwichtigen.
      «Ich weiß», sagte er fast beschwörend, «daß Sie nicht gern darüber sprechen möchten, aber ich dachte mir», fuhr er fast ängstlich werdend fort, «wenn ich Ihnen verspreche, daß es niemand erfahren wird, von wem ich das Material erhalten habe ...»
      «Wovon sprechen Sie», unterbrach ich ihn eisig.
      «Von Ihren Filmaufnahmen während des Krieges, die Sie im Auftrag von Eichmann in den KZ-Lagern aufgenommen haben.»
      «Raus!» schrie ich, «raus.»
      Kopfschüttelnd stand der Franzose auf.
      «Kennen Sie denn nicht das Buch ‹Sechs Millionen Tote›, das jetzt in Paris erschienen ist? Über das Leben von Adolf Eichmann?»
      Erstarrt sah ich den Mann an.
      «Dieses Buch», stotterte der Franzose verwirrt, «enthält ein Kapitel über Sie, in dem ausführlich über Ihre Tätigkeit während des Krieges berichtet wird — Sie sollen diese Aufnahmen vergraben haben und nicht preisgeben wollen, wo sie sich befinden.»
      «Mein Gott», sagte ich «das ist ja furchtbar.»
      «Wissen Sie nichts davon — kennen Sie das Buch nicht?»
      «Nein», flüsterte ich und sank auf meinen Sessel zurück.
      Der Franzose schien zu begreifen, daß etwas nicht stimmen konnte. Wieder lebhafter werdend, sagte er: «Das Kapitel in dem Buch heißt: ‹Le secret de Leni Riefenstahl›.»
      «Gibt es wirklich so ein Buch», fragte ich, fast hilflos.
      «Es ist vor kurzer Zeit in Paris bei ‹Plon›, dem französischen Verlag, erschienen.» Dem Mann wurde die Situation

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