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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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dürften und, was noch wesentlich schwieriger war, die Erlaubnis zum Fotografieren und Filmen erhalten würden. So hatte ich die einzigartige Gelegenheit, mit jedem von ihnen zu sprechen und Verbindungen zu knüpfen, ohne die wir später niemals die Unterstützung bekommen hätten, die die Arbeit in den «closed districts» ermög
    lichte.
      Ich erinnere mich bei dieser Party an eine lustige Episode: Die Nansen-Leute wollten sich für diesen Empfang partout nicht rasieren, der Botschafter weigerte sich aber, unrasierte Leute zu empfangen. Dafür gibt es Gründe: Die Sudanesen haben etwas gegen Fremde, die unrasiert auftreten. Sie glauben, von ihnen nicht für voll genommen zu werden, und andererseits beruht ihre Aversion auf dem Vorurteil gegen Missionare, die meistens Bärte trugen. Vor allem aber sahen sie in ihnen Abenteurer, die ohne Geld das Land durchreisen, die Gastfreundschaft der Sudanesen ausnutzen und sich oft genug als Hotel- und Zechpreller herausstellen. Diese Leute sind meist unrasiert und tragen Bart.
      Die Nansen-Leute blieben stur, trotz aller meiner Mühen, sie dazu zu bringen, ihre Bärte abzuschneiden. Schließlich waren wir auf das Wohlwollen der Sudanesen angewiesen. Eine Ausnahme machte Frieder, unser junger Lehrer, der sich fast täglich rasierte, und Rolf Engel vom Max-Planck-Institut, der begriff und seinen stattlichen rothaarigen Bart abnahm. Sohn und Schwiegersohn von Luz blieben dem Empfang fern. Das konnte sich der Leiter unserer Expedition, Oskar Luz, nicht leisten, der Empfang wurde für ihn veranstaltet. Ihm blieb leider nichts anderes übrig — der Bart mußte ab.
      Bei diesem Empfang setzte die Frau des Botschafters bei ihm durch, daß für mich ein Klappbett mitgenommen werden durfte, was Luz wegen Platzmangels abgelehnt hatte. Ich sollte im Bus schlafen. Da ich es aber vorzog, im Freien zu übernachten, gab es den ersten Ärger. Nun durfte ich mir das Klappbett kaufen. Für 40 Mark erwarb ich es auf dem Markt in Omdurman, für diese Expedition mein wichtigstes Stück.
      Bei dem ersten Ärger blieb es nicht. Bald mußte ich feststellen, daß mein so guter Eindruck, den ich in Tübingen von den NansenLeuten hatte, nicht ganz zutreffend war. Damals erschienen sie mir so idealistisch, unbeschwert und fröhlich, davon war jetzt wenig mehr geblieben. Allerdings betraf das nur die Luz-Familie. Sie waren meist mürrisch und unfreundlich, wahrscheinlich, weil sich vieles schwieriger als vorgesehen erwies. Sie hatten noch immer nicht die Drehgenehmigung erhalten und konnten nicht nach Plan ihre Reise in den Süden antreten. Dort regnete es in Strömen, und die Straßen dorthin waren unpassierbar. Die Aufgabe, die das Institut in Göttingen gestellt hatte, war eine Serie wissenschaftlicher Kurz filme von dem Stamm der Nuer, der in den Sumpfgebieten südlich von Malakal lebt.
      Wir hatten in Tübingen für den Bedarfsfall einen 16-mm-Werkfilm vereinbart. Die Kamera sollte der junge Luz führen. Deshalb war ein freundschaftliches Verhältnis mit dem Sohn von Luz wichtig, aber leider war er der schwierigste von allen. Schon bei der ersten Aufnahme kam es mit ihm zu einem handfesten Krach. Bei der Fahraufnahme, die wir auf der Brücke vorbereiteten, wo der blaue und weiße Nil zusammenfließen. Der junge Mann weigerte sich plötzlich, ohne zu sagen warum. Er sagte nur, er möchte mit mir nicht arbeiten, nahm die Kamera vom Stativ, packte alles ein und ließ mich stehen.
      Das fängt gut an, dachte ich erschrocken, konnte aber im Augenblick nichts tun, da sein Vater nicht bei uns war.
      Als ich dies Rolf und Frieder erzählte, berichteten sie mir, schon während der Fahrt von Deutschland nach Khartum sei es oft zu unschönen Szenen zwischen Vater und Sohn gekommen. Sie erwarteten sich nichts Gutes, hatten allerdings gehofft, meine Anwesenheit würde die Stimmung bessern. Als ich Oskar Luz von dem Vorfall berichtete, drückte er sich sehr undurchsichtig aus, indem er versuchte, mir klarzumachen, daß Horst für ihn unersetzlich sei. Von diesem Augenblick an wurde mir klar, was mich erwarten würde. Sollte es Luz nicht gelingen, seinen Sohn noch umzustimmen, wäre ich für ihn nur noch unerwünschter Ballast. Aber noch verhielt sich Oskar Luz diplomatisch. Er wußte den Wert meiner guten Beziehungen zu den Behörden zu schätzen, besonders zu den Gouverneuren der Südprovinzen, in denen die «closed districts» lagen.
      Solange wir wegen der Regenfälle nicht abreisen

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