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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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hervorragendsten Filme, der zu irgendeiner Zeit
    in irgendeinem Land produziert wurde.
    ‹Olympia› ist weder ein ‹dokumentarischer Bericht› der Ereignisse während der
    Berliner Olympischen Spiele von 1936 noch ein Mittel der Propaganda oder des
    Versuchs der Überredung, wie ungerechterweise behauptet wurde. Der Vergleich
    des ungekürzten deutschen Originals mit der englischsprachigen Fassung, die
    speziell für die Vereinigten Staaten und Großbritannien erstellt wurde, zeigt, daß
    die Erfolge der Athleten des Gastlandes keineswegs in der Absicht, die anderer
    herabzusetzen, herausgestellt wurden. Auch wurde nicht der geringste Versuch
    unternommen, die von Jesse Owens in so bemerkenswerter Weise angeführten
    Leistungen der schwarzen Athleten zu schmälern.
    ‹Olympia› sollte nicht als Dokumentarfilm, sondern als rein schöpferischer
    Film verstanden werden, dem zufällig Tagesereignisse als Teil des Rohmaterials
    zugrunde liegen. Unter der so eindrucksvollen Mitarbeit des Komponisten Herbert
    Windt hat Leni Riefenstahl einen einzigartigen Film geschaffen. Für alle Zeiten ist
    er über die häßlichen Angriffe und Unwahrheiten erhaben, mit denen man versucht
    hat, seine grandiose Gestaltung herabzusetzen.
    Die Alliierte Militärregierung verbot die Aufführung des Films in Deutsch
    land.»

      Schon in den Tagen der Olympischen Spiele hatte ich von den Amerikanern nur Fairness erfahren. In amerikanischen Universitäten und Schulen werden meine Filme als Lehrfilme gezeigt. Interessant, was die «New York Times» unter der Überschrift «Riefenstahls Film war zu gut» berichtete: «Der linke spanische Filmregisseur Luis Buñuel sollte Leni Riefenstahls Dokumentarfilm über den Nazi-Parteitag in Nürnberg bearbeiten. Die Idee war, ihn als Anti-Nazi-Propaganda zu verwenden. Das Ergebnis führte Buñuel René Clair und Charlie Chaplin in New York vor. Chaplin bog sich vor Lachen. Aber Clair hatte Bedenken: Riefenstahls Bilder waren so verdammt gut und eindrucksvoll, egal wie sehr man sie zurechtstutzte, daß man genau den umgekehrten Effekt von dem erzielt hätte, was beabsichtigt war. Es wäre ein richtiger Bumerang gewesen. Das Publikum wäre überwältigt worden ... Die Angelegenheit wurde dem Weißen Haus vorgetragen. Präsident Roosevelt sah sich den Film an und stimmte Clair zu. So wurde der Film stillschweigend ins Archiv verbannt.»
      Aber nicht nur in den USA und in England übten die Filme noch immer ihre Anziehungskraft aus, auch das Schwedische Fernsehen brachte «Olympia», und außerdem erschien in dem schwedischen Magazin «Popular Fotografi» auf der Titelseite ein großaufgemachtes faires Interview. Aber in Deutschland sind meine Filme nur noch selten zu sehen. Solche Erfolge ermöglichten es, mir meine frühere Mitarbeiterin, Erna Peters, aus Berlin nach München kommen zu lassen, denn neue Chancen zeichneten sich ab, auch durch die NubaFotos, die immer mehr Aufsehen erregten. Besonders in Japan war das Interesse daran enorm. Michi und Yasu, meine japanischen Freunde, brachten aus Tokio ein phantastisches Angebot mit. Aber es war fraglich, ob ich es wegen der Vorfälle bei Geyer annehmen konnte. Ein neuer Sender in Japan, speziell für das Farbfernsehen gebaut und einer der größten der Welt, wollte für das Eröffnungsprogramm mein Nuba-Material erwerben. Nicht den fertigen Film, den es nicht gab, sondern nur eine Rohfassung der wichtigsten Teile von dem nicht verdorbenen Material, die in Fortsetzungen gezeigt werden sollten. Damit war eine Einladung nach Tokio verbunden. Für das gebotene Honorar konnte ich eine neue Expedition unternehmen und vielleicht die «grünen» Szenen noch einmal filmen.
      Das Problem bestand darin, daß ich keine Vorführkopie besaß. Meine Arbeitskopie war durch die schlechten Schneidetische — damals hatte ich noch keinen Steenbeck-Tisch — so schwer gerädert und beschädigt, daß sie durch keinen Projektor mehr lief. Da aber Geyer unglücklicherweise den größten Teil der Muster ohne Fußnummern kopiert hatte, würde es eine Unmenge Zeit kosten, die Originale für eine neue Kopie herauszusuchen. Und die Zeit war knapp. Schon in wenigen Wochen sollte der Sender eröffnet werden. Der japanische Präsident des Senders wollte sich mit mir auf der «photokina» in Köln treffen, und dort sollte ich ihm die Muster vorführen.
      Auf jeden Fall wollte ich den Versuch wagen. «Peterle», wie ich Erna Peters noch heute nenne, hatte für einige Monate

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