Memoiren 1945 - 1987
liegenden Stück Spiegelglas neugierig betrachteten. Dann wurde eine Muräne mein Modell, die darauf wartete, gefüttert zu werden. Schwieriger war es schon, als ich ein Porträt des so schön gezeichneten Triggerfischs machen wollte, das schaffte ich noch nicht.
Der Wunsch, gute Unterwasserfotos zu machen, beherrschte mich so sehr, daß ich keine Unbequemlichkeiten oder Mühen scheute, auch dann gute Tauchplätze aufzusuchen, wenn sie nicht leicht erreichbar waren. So bedeutete es eine ziemliche Plackerei, um in einer Bucht auf der Insel «Peter Island» zu fotografieren. Wir mußten ziemlich lange zu Fuß gehen und alles mit uns tragen, die schweren, gefüllten Flaschen, das nicht leichte Unterwassergehäuse, Kamera, Blitzgerät, Flossen und anderes mehr. Und das alles nur wegen der vielen kleinen Lebewesen, die es in dieser Bucht gab, vor allem die bunten hübschen Röhrenwürmer, deren Tentakel wie kleine Blüten aussehen. Hier versuchte ich die ersten Makroaufnahmen. Dabei verlor ich an einer flachen Stelle, an der mir das Wasser nur bis zu den Knien ging, das Gleichgewicht und fiel. Das Pech war, daß der Boden von stacheligen Seeigeln wie mit einem Teppich bedeckt war, die tief in meinen «Allerwertesten» eindrangen, und die meisten waren abgebrochen.
Von Peter Islands flogen wir nach Barbados. Der Wechsel wurde angelockt von einem Riff vor der Insel «Mustique», von dem mir eine Amerikanerin so vorgeschwärmt hatte, daß sie mir in einer Skizze der Grenadien-Inseln das Riff eingezeichnet hatte. Horst paßte die Reise dorthin überhaupt nicht. Zu Recht verwies er auf die schweren Gepäckstücke, die wir mitschleppen mußten, und auf die sündhaft hohen Transportkosten. Außerdem war ihm der ganze Plan zu abenteuerlich, auch im Hinblick darauf, daß wir unseren fest gebuchten verbilligten Rückflug ab New York nicht verpassen durften. Ich hatte mir nun einmal das Fotografieren an diesem Riff in den Kopf gesetzt, und mein Verlangen, dort zu tauchen, war so groß, daß ich Horst von der Wichtigkeit dieser Reise überzeugen konnte.
In Barbados, einer großen Karibik-Insel, vor allem von Leuten mit viel Geld besucht, blieben wir nur eine Nacht. Von hier wollten wir auf die Insel «Mustique» kommen. Zu unserer großen Enttäuschung erfuhren wir, daß es zu dieser Zeit keine Schiffsverbindungen mehr dorthin gab, womit ich nicht gerechnet hatte, denn aus der Presse wußte ich, daß Prinzessin Margaret sowie auch Mick Jagger dort öfter ihren Urlaub verbringen. Ich sah Horst ein Triumphgefühl an, da er sich in seiner Prophezeiung bestätigt fühlte. Es gab aber glücklicherweise kleine Charterflugzeuge, die für einen mäßigen Preis von Insel zu Insel flogen. Wir nahmen einen solchen «Inselhüpfer», in dem außer uns gerade noch das Gepäck unterzubringen war.
Nach einer guten Stunde Flug sahen wir die Insel «Mustique». Der Pilot setzte zur Landung an, und bald stand die kleine Maschine auf einer schmalen Landepiste. Merkwürdig, kein Mensch war zu sehen. Am Ende der Piste stand ein Schuppen, der geschlossen war. Wir schauten uns ratlos an, denn um uns herum sah alles wenig einladend aus. Kein Haus, kein Tier, kein Mensch. Da vernahmen wir ein Geräusch und sahen ein kleines Fahrzeug, mit einem Mann darin. Er begrüßte uns freundlich, und wir erfuhren, daß er in einer Person sämtliche Funktionen bei der Ankunft von Gästen ausübte: Paßkontrolle, Zollformalitäten etc. Was wir außerdem erfuhren, klang sehr enttäuschend. Angeblich war niemand auf der Insel. Das einzige Haus, in dem man vielleicht hätte übernachten können, war geschlossen. Auch meine Hoffnung, von der Insel aus zu dem Riff zu schwimmen und dort zu tauchen, erwies sich als unerfüllbar, da es weder Preßluftflaschen noch einen Kompressor gab. Die einzige Person, die solche Geräte besaß, ein Mitinhaber der bekannten amerikanischen Firma für Unterwasser-Geräte «Skubapro», weilte derzeit in Kalifornien.
Sollten wir nach Barbados zurückfliegen, wo es bekanntlich keine guten Tauchplätze gibt? Auf Vorschlag des Piloten flogen wir zu einer anderen Insel, der «Union Island», auf der es Tauchgeräte gab. Hier verließ uns der Pilot. Er gab uns noch für den Rückflug seine Telefonnummer, da man ohne Flugzeug nicht wieder nach Barbados kommt. Horst trug es mit Fassung.
Kaum war der Pilot entschwunden, stellten wir fest, daß es auch hier keine Tauchgeräte gab, aber Fischer sagten uns, es gäbe solche auf
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