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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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sagt: «Wenn Hitler plötzlich vor mir stehen würde, ich würde ihn als Freund empfangen.» Auch ich kann nie die entsetzlichen Dinge, die im Namen Hitlers geschehen sind, vergessen oder verzeihen, und ich will es auch nicht. Aber ich will auch nicht vergessen, wie ungeheuer die Wirkung war, die von ihm ausging — damit würde ich es mir zu leicht machen. Aber diese beiden, scheinbar unvereinbaren Gegensätze in seiner Per son — diese Schizophrenie — waren wohl das, was die ungeheu ren Energien in seiner Gestalt erzeugte. Aber kann dies jemand noch nachempfinden, der wie Du mehr als 20 Jahre Gefängnis erlebt und durchgestanden hat?
       Vielleicht — und ich hoffe es sehr, können wir uns einmal wieder sehen — ohne über die Vergangenheit zu sprechen.
    Deine Leni

    Tauchen in der Karibik

    S eitdem ich den Bildband «The living reef» von Douglas Faulkner gesehen hatte, dessen phantastische Unterwasseraufnahmen mich tief beeindruckten, wurde mein Verlangen, wieder zu tauchen, immer stärker. Und nicht nur zu tauchen, ich wollte mich auch an solchen Aufnahmen versuchen. Die Fotos von Faulkner wirkten auf mich so stark, daß ich sie als die Geburtsstunde meiner Arbeit als Unterwasserfotografin bezeichnen möchte.
      Wieder waren wir in der Karibik. Diesmal auf den Bahamas im «Current Club», der sich in North Eluthera befindet. Ich arbeitete mit zwei Nikonos-Kameras, und Horst filmte mit einer Super-8. In meinem Taucher-Logbuch steht schon beim ersten Tauchgang «toll — super». Und so war es auch. Jeder Tauchgang war ein Erlebnis, besonders, seitdem ich mich auf das Fotografieren konzentrierte. Die Welt unter dem Meeresspiegel ist faszinierend, sie aufs Bild zu bekommen, aufregend. Fische begleiteten mich — aber wenn sie fotografiert werden sollten, hielten sie nicht still. Man muß viel Geduld haben und die Technik perfekt beherrschen: Die Entfer
nung genau schätzen, die richtige Blende wählen, und dies oft im Bruchteil einer Sekunde. Es gibt Erlebnisse unter Wasser, die man nur einmal hat, und nicht immer ist man in solchen Augenblicken mit der Kamera schußbereit.
      Die Suche nach geeigneten Motiven war manchmal ein Abenteuer für sich. Oft steckten Barsche und Muränen in dicht bewachsenen Höhlen, in der Dunkelheit kaum zu entdecken, und wenn ich fotografierte, konnte ich nicht gleichzeitig mit dem Scheinwerfer leuchten. Oft stand ich vor der Wahl, Scheinwerfer oder Kamera mitnehmen, und jedesmal erschien mir der Tauchgang zu kurz. Die Zeit unter Wasser verging wie im Flug, da es immer Neues zu entdecken gab: Bizarre Seesterne, Nacktschnecken, Krabben und Muscheln. Das Wichtigste allerdings, was ich entdeckte, war eine «Nikon-Spiegelreflex-Kamera» die mir John Schultz, der Tauchmeister des «Current-Club» zeigte. Als er mich das erste Mal durch den Sucher sehen ließ, war ich begeistert. Noch nie hatte ich unter Wasser durch eine Kamera so gut das Motiv sehen können. Nicht nur die Schärfe, die leicht einzustellen war, sondern vor allem der exakte Bildausschnitt war es, der entscheidend ist. Sofort beschloß ich, mir diese Kamera und das dazu passende Unterwassergehäuse zu besorgen, was nicht ganz einfach war, da die Herstellerfirma «Oceanic» ihren Sitz in Californien hat. Ich telefonierte noch am selben Tag mit ihr und bestellte mir das Gehäuse. Die Lieferung sollte ins «Westbury-Hotel» erfolgen. Wir hatten ohnehin vor, unser Tauchen in der Karibik durch einen Besuch der Olympischen Spiele in Montreal zu unterbrechen, so konnte ich beim Rückflug über New York das «Oceanic»-Gehäuse im Hotel abholen und mir gleichzeitig dort die Nikon-Spiegelreflex kaufen. Ich freute mich darauf wie ein Kind auf Weihnachten.

    Olympia in Montreal

    E s war die erste Olympiade, wenn ich von den Olympischen Winterspielen von 1928 in St. Moritz absehe, die ich als Zuschauerin erlebte. Als Inhaberin des Olympischen Diploms war ich als Ehrengast nach Montreal eingeladen. Die Kamera hatte ich mitgenommen — ein herrliches Gefühl, ohne Zwang fotografieren zu können. Die Tage, die ich in Montreal verlebte, sind unvergeßlich. Für
    Horst erhielt ich eine Pressekarte, während ich einen Platz auf der Ehrentribüne bekam. Außerdem wurde mir eine reizende Hostesse zugeteilt, die mich zu den verschiedenen Wettkampfplätzen führte und mir auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigte.
      Die Zeit war viel zu kurz, um auch nur das Wichtigste anschauen zu können. Jede Minute war besetzt. Noch vor der

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