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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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«Palm Island». Was blieb uns übrig, als von einem der Fischer ein Boot zu mieten und mit unseren Kisten und Koffern zu dieser Insel zu fahren — und wir fanden, was wir suchten. Bewohnt war sie von einem einzigen Ehepaar mit Sohn, der einen kleinen Tauchladen mit Flaschen und Kompressor hatte. Wir waren die einzigen Gäste.
      Erstaunlich war die Geschichte des alten Mannes: Vor Jahrzehnten war er mit einem Segelschiff aus Australien unterwegs gewesen, das bei einem schweren Sturm in der Karibik sank und von dem er sich als einziger auf eine unbewohnte Insel retten konnte, auf der er eine Zeitlang wie ein Robinson Crusoe lebte. Er blieb in der Karibik und siedelte sich auf dieser kleinen Insel an, betrieb hier mit seiner Familie Fischfang und eine kleine Herberge, und so verdienten sie sich ihren Lebensunterhalt. Zum Dank für seine Rettung hatte er gelobt, jeden Tag eine kleine Palme zu pflanzen. Alle Palmen auf dieser Insel, die inzwischen herangewachsen waren, hatte er eigenhändig gepflanzt, auch die Palmen auf den Nachbarinseln.
      Sein Sohn, der selbst nicht tauchte, fuhr uns täglich mit seinem kleinen Motorboot zu den verschiedenen Tauchplätzen. Meist tauchten wir in den «Tobago Keys». An manchen Stellen war die Unterwasserwelt wie ausgestorben, augenscheinlich war hier zuviel harpuniert worden. Aber es gab auch einige ungewöhnliche Plätze, von denen sich einer in einer Tiefe von nur vier Metern befand und «Teufelstisch» hieß. Hier gab es eine kleine Grotte, in der an Fischen, die in diesen Gewässern vorkommen, fast alles zu finden war. Ohne es zu bemerken, war ich mehrere Male hautnah an einem großen Sandhai, der in der Höhle lag, vorbeigeschwommen, bis Horst ihn entdeckte. Als er mit der Hand auf den Hai deutete, machte ich erschrocken einen Sprung und war nicht bereit, noch einmal an ihm vorbeizuschwimmen, was Horst unbedingt hätte filmen wollen.
      Der zweite Platz, der auch gute Motive bot, war ein kleines mit Korallen bewachsenes Wrack, das in einer Tiefe von 17 Metern lag. Hier tummelte sich eine Unzahl von Fischen, und ich konnte gute Aufnahmen machen, vor allem wegen des herrlichen Korallenbewuchses, in dem sich viele kleinere Meeresbewohner versteckt hielten.
      Aber an diesem schönen Platz sollte ich bei meinem letzten Tauchgang ein aufregendes Abenteuer erleben. Anders als an den vergangenen Tagen, wo das Meer ziemlich bewegt war, sah die Wasserfläche glatt wie ein Spiegel aus, war aber von merkwürdig dunkelgrüner Farbe. Ausnahmsweise tauchte ich zuerst ab, während Horst sich noch mit den Kameras beschäftigte. Am Wrack wollten wir uns treffen. Während des Abtauchens war die Sicht so schlecht, daß ich nichts erkennen konnte. Als ich die Tiefe von 17 Metern erreicht
hatte, fand ich das Wrack nicht. Noch dachte ich mir nichts dabei, da ich Horst jeden Augenblick erwartete. Er kam nicht. Nach einigen Minuten wurde es mir unbehaglich, ich tauchte langsam zur Wasseroberfläche auf, konnte aber weder Horst noch das Boot sehen. Große Angst überfiel mich. Dann entdeckte ich es, weit entfernt, ganz klein am Horizont. Nun wurde mir erst bewußt, daß ich von einer extrem starken Strömung, die ich wegen der Dunkelheit im Wasser nicht wahrgenommen hatte, weit weggetrieben worden war. Zum Glück trug ich eine orangefarbene Weste. Bevor ich sie aufblies, tauchte ich noch einmal ab und versuchte, gegen die Strömung zu schwimmen. Es war hoffnungslos. Nun blies ich die Weste voll auf und winkte mit den Armen. Man entdeckte mich, das Boot kam näher. Aber ich habe große Angst ausgestanden, bis ich aus dem Wasser gezogen wurde. Der junge Mann in unserem Boot hatte vor unserem Tauchgang, als er die spiegelglatte Wasserfläche sah, erzählt, daß an solchen Tagen meist die großen Tigerhaie zur Oberfläche kämen. Er hatte ständig nach ihnen Ausschau gehalten. Und ausgerechnet an meinem Geburtstag hatte ich das erlebt.
      Damit war es mit den Abenteuern und Aufregungen dieser Tauchreise noch nicht zu Ende. Der Heimflug hatte seine Tücken. Ein glücklicher Zufall brachte es mit sich, daß ein wohlhabender Geschäftsmann, der hier schon einige Male seinen Urlaub verbracht hatte, uns in seiner Maschine nach Trinidad mitnahm. Das Problem war, von Trinidad nach New York zu kommen. Sämtliche Flüge waren für Wochen ausgebucht. Um in Trinidad auf die Warteliste zu kommen, mußten wir uns jeden Tag von fünf Uhr früh bis zum Nachmittag abwechselnd an den Flughafenschaltern in

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