Memoiren 1945 - 1987
Die Regierung will sie den ausländischen Botschaften zu Weihnachten schenken.»
In diesem Augenblick stand für mich fest, daß ich die Nuba nun noch einmal für GEO besuchen werde.
Im Indischen Ozean
D er Flug nach Malindi war gut verlaufen, aber gleich nach unserer Ankunft gab es einen schweren Schock. Unser gesamtes Gepäck, das wir in Nairobi noch durch den Zoll gebracht hatten, war verschwunden und unauffindbar. Es enthielt unsere gesamte Tauchausrüstung und die wertvollen Unterwasser-Kameras, auch hatten wir diesmal das Gepäck wegen der hohen Prämien nicht versichert. Horst mußte sofort nach Nairobi zurückfliegen, um eine Suchaktion einzuleiten. Was er dort erfuhr, war vernichtend. Die zuständigen Beamten versicherten, die gesamten Gepäckstücke wären mit unserer Maschine, die ohne Zwischenlandung nach Malindi flog, mitgekommen. Tatsächlich hatten sich auch die Frachtgutpapiere im Flugzeug befunden, das war aber auch alles. Horst verlangte, die großen Lagerhallen am Flughafen durchsuchen zu können. Nach Stunden, als er schon aufgeben wollte, entdeckte er das Gepäck in einer Ecke unter Decken und Säcken versteckt. Nur dem Zufall, daß unsere Kisten aus Aluminium waren und er ein Eckchen Metall zwischen den Säcken erspähte, verdanken wir die wunderbare Rettung.
Wir hatten Glück, daß «Stolli», unser Tauchlehrer, der uns vor drei Jahren hier alles beigebracht hatte, noch immer mit seiner Frau Jeany die Tauchbasis leitete. Er kannte die besten Plätze und war vor allem nicht nur ein guter, sondern auch ein verantwortungsbewußter Taucher. Ihm konnte man sich blind anvertrauen. Das Wasser war so warm, daß wir im Badeanzug tauchen konnten, ein herrliches Gefühl. Ohne Tauchanzug fühlt man sich freier und vor allem, man benötigt kaum Blei. Allerdings kann man im Indischen Ozean nicht mit so bequemen Tauchbooten wie in der Karibik aufs Meer hinausfahren, der Wellengang ist zu hoch. Stolli benutzte ein einfaches Fischerboot mit eingebautem Motor und manövrierte es geschickt durch das Außenriff, wo die Wellen am höchsten waren. Verglichen mit der Karibik, war das Tauchen hier wesentlich sportlicher.
In den nächsten Tagen mußten wir pausieren. Es war zu stürmisch. Als wir dann das erste Mal wieder tauchten, war die Sicht sehr schlecht. Da sah ich in wenigen Metern Entfernung etwas Dunkles, Großes auf uns zukommen, konnte aber nur einen Umriß erkennen. Als es näher kam, wirkte es wie ein großes Boot. Ich fühlte mich beklommen. Eine Begegnung mit einem Riesenhai wünschte ich mir nicht. Ich sah Stolli und Horst auf den dunklen Schatten zuschwimmen, und nun erkannte ich, es war ein riesengroßer Fisch, unter dem lange Pilotfische schwammen. Als wir auftauchten, sagte Stolli: «Das war der größte ‹Manta›, der mir je begegnet ist. Er war mindestens neun Meter lang.»
Schon der nächste Tauchgang brachte eine neue Überraschung. Stolli hatte uns von «seiner» Tigermuräne vorgeschwärmt. «Eine Schönheit», sagte er, «sie ist sehr fotogen und zahm wie ein Kätzchen.» Er hatte sie angefüttert. Aber zu seinem Kummer war sie verschwunden, er hatte sie lange Zeit nicht mehr gesehen. Wir befanden uns in einer Tiefe von 25 Metern, als ein langes weißes Tier vom Aussehen einer Riesenschlange auf mich zuschoß. Ich war für Sekunden vor Schreck wie gelähmt. Das Tier war blitzschnell zwischen meinem Körper und meinen Armen hindurchgeschwommen und hatte sich an mich geschmiegt: Es war Stollis heißgeliebte Tigermuräne. Da sie seit Tagen nicht gefüttert wurde und hungrig war, erwartete sie von mir die ihr sonst gereichten Würstchen. Stolli, dessen Gesicht strahlte, was ich durch seine Tauchbrille erkennen konnte, lockte sie fort. Er war «happy», daß seine Muräne noch da war.
Am nächsten Tag durfte auch ich sie füttern und erlebte, daß die Muräne vorsichtig wie ein gut erzogener Hund mir die Würstchen aus der Hand nahm, was von Stolli gefilmt wurde. Als ich die Szene später auf der Leinwand sah, fiel mir auf, daß, was wir alle nicht bemerkt hatten, drei große Rotfeuerfische dicht unter meinen Beinen schwammen. Ihre giftigen Stacheln berührten fast meine Knie.
Ich erinnere mich noch einer ganz besonderen Attraktion in diesem Gebiet. Unter dem Meeresspiegel liegt nur drei Meter tief eine Korallengrotte, in der drei bis vier uralte, riesige Barsche lebten, angeblich 200 Jahre alt. In dieser Grotte zu tauchen war nicht so einfach. Nur zweimal im
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