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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Lebensgefährtin, Baronin v. Vietinghoff, lagen lebensgefährlich verletzt in Innsbruck in der chirurgischen Klinik. Sie waren mit ihrem Mercedes am Zirlerberg ins Schleudern geraten und fünfzehn Meter den Hang hinuntergestürzt. Als ich in die Klinik kam, waren beide noch ohne Bewußtsein. Frau v. Vietinghoff war besonders gefährlich verletzt, fast skalpiert, beide Knie zerschmettert. Was sollte ich tun? Was würde mit unseren Leuten in Afrika geschehen? Ohne Geld konnte ich sie nicht zurückrufen. In einem Telegramm verständigte ich Dr. Bayer von Trauts Unfall und bat dringend, die Arbeit nicht abzubrechen und weitere Nachrichten abzuwarten. Täglich telefonierte ich mit den Ärzten. Gleichzeitig ließ ich das belichtete Material entwickeln. Als ich die Aufnahmen sah, wurde mir das Ausmaß der Tragödie erst ganz bewußt. Sie waren faszinierend. Unvorstellbar, daß dieser ungewöhnliche Film sterben sollte. Vielleicht gab es doch noch eine Chance.
      Von Tag zu Tag wartete ich auf Nachricht von meinen Mitarbeitern im «Queen Elizabeth-Park». Ich hatte schon mehrere Telegramme geschickt, aber unbegreiflicherweise keine Antwort erhalten. Meine Unruhe wurde unerträglich. Nachts verfolgten mich Wachträume so heftig, daß ich Beruhigungsspritzen bekommen mußte. Endlich — nach drei Wochen erhielt ich die erste Nachricht von meiner Hanni. Was sie schrieb, war niederschmetternd. Nach meiner Abreise sei ein Chaos entstanden, das Lager aufgelöst worden. Die Schwarzen seien, nachdem Dr. Bayer sie wenigstens noch auszahlen konnte, in alle Winde auseinandergegangen. Mr. Six, der die Safari abgebrochen hatte, war nach Arusha gefahren. Die Zurückgebliebenen wohnten, ohne einen Shilling zu haben, in Nairobi im «Torres-Hotel» und warteten ungeduldig auf Geld und Abruf.
      Es würde den Rahmen der Memoiren sprengen, wenn ich ausführlicher über die dramatische Abwicklung meiner «Schwarzen Fracht» berichten würde.
      Waldi Traut und seine Lebensgefährtin wurden aus der Klinik entlassen, sie hatten, wie ein Wunder, diesen schweren Unfall überlebt. Nachdem Traut die Aufnahmen gesehen hatte, war er begeistert und hoffte trotz allen Unglücks, die «Schwarze Fracht» noch retten zu können. Da er sich noch schonen mußte, bat er mich, die Aufnahmen einigen Firmen zu zeigen. Alle waren von dem Bildma terial beeindruckt, und um ein Haar hätte die «Bavaria-Film» unser Projekt übernommen. Aber ebenso wie früher schreckte mein Name sie alle vor einer endgültigen Entscheidung ab. Traut, der trotz dieser hoffnungslosen Lage den Film noch nicht aufgeben wollte, brachte große Opfer, um einen endgültigen Abbruch zu verhindern. Er hatte sich für «Die schwarze Fracht» schon so verschuldet, daß er zu diesem Zeitpunkt nicht einmal die Mittel aufbringen konnte, um die in Nairobi ungeduldig wartenden Mitarbeiter, die keinen Shilling in der Tasche hatten, abzuberufen. Die kleinen Geldbeträge, die er ihnen von Zeit zu Zeit schickte, langten bei weitem nicht, um für alle den Rückflug zu bezahlen. Zu den ersten, die in München eintrafen, gehörten Helge und Hanni. Nun erst erfuhr ich, was sich nach meiner Abreise alles ereignet hatte, besonders zwischen George Six und Dr. Bayer, der nicht in der Lage war, die berechtigten Forderungen der Safari-Gesellschaft zu erfüllen. So konnte er nicht verhindern, daß die Direktoren Stan und auch Six Objekte, die uns ARRI und andere Firmen geliehen hatten, als Pfand in ihren Besitz nahmen, solange, bis ihre finanziellen Forderungen erfüllt würden. Das war unsere gesamte Film- und Expeditionsausrüstung, der Fahrwagen mit den Schienen, die Aggregate und Scheinwerfer, das Boot mit den Außenbordmotoren sowie das wertvolle KodakFilmmaterial, von dem noch 15 000 Meter unbelichtet waren. Das alles wäre nicht geschehen, wenn man mich nicht abberufen hätte. Waldi Traut hätte dies auch nie getan, aber er und ich, wir beide, waren Opfer einer Intrige geworden.
      Meine Abberufung wäre nie erfolgt, wenn ich nicht einen «Judas» in meiner Arbeitsgruppe gehabt hätte. Es war der Aufnahmeleiter, den mir Traut nachgesandt hatte. Er war sehr tüchtig, und ich hatte in den ersten Monaten einen guten Kontakt zu ihm. In seinen Berichten an Traut lobte er meinen Arbeitseinsatz in überschwenglichen Worten, bis sich eines Tages alles radikal änderte. Dies geschah in der kritischen Zeit, als die «Lawrence-Brown-Gesellschaft» in Nairobi unsere Safari stoppte und wir in Geldschwierigkeiten

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