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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Arbeitsantritt der Boys. Unwillig und nur zögernd kamen sie einzeln zur Abfahrtsstelle des Hausboots. Als sie sich umkleiden sollten, weigerten sie sich wieder. Jeden einzelnen versuchte ich gütlich zu überreden und versprach ihnen, wir würden nicht in der Nähe der Nilpferde arbeiten. Schließlich zogen sie sich um und gingen widerwillig auf das Hausboot. Bald erkannten sie, daß wir unser Versprechen hielten, und langsam besserte sich die Stimmung. Von nun an waren wir täglich auf dem Wasser und kümmerten uns nicht um das immer noch trübe und kalte Wetter, um bei jedem Sonnenstrahl aufnahmebereit zu sein. Eine harte Geduldsprobe für alle Beteiligten.
      Endlich brach die Sonne durch, und wir bekamen die ersten guten Aufnahmen — das Boot gegen den Palmenwald mit einer Herde von Elefanten im Hintergrund, die im Wasser badete. Die Freude dauerte allerdings nur kurz. Ein heftiges Gewitter, Sturm und schwere Regengüsse zwangen uns, die Arbeit abzubrechen. Bis auf die Haut durchnäßt und zitternd vor Kälte, kamen wir in unser Lager zurück. Als ich mein Zelt erblickte, traute ich meinen Augen nicht. Das Hinterteil eines jungen Elefanten schaute aus dem Zelteingang heraus. Schade, daß ich meine Leica nicht bei mir hatte. Ein unglaublich komischer Anblick, erleichternd, daß es endlich mal was zum Lachen gab.
      Nachdem wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen gute Aufnahmen bekommen hatten, gerieten wir in eine unerwartet gefährliche Situation. An der Stelle, an der wir arbeiteten, schwammen viel mehr Nilpferde als sonst um unser Boot. Six mußte ständig mit seinem schnellen Aluminiumboot an die Tiere heranfahren, um sie zu verscheuchen und einen eventuellen Angriff auf sich abzulenken. Das Hausboot würde schon bei der geringsten Berührung mit einem dieser Flußpferde umgeworfen werden, zerbrechen und sinken. Während wir uns ganz auf die Abwehr der Nilpferde konzentrierten, hatten wir nicht bemerkt, daß unser Boot in eine Strömung geraten war. Sie trieb uns auf badende Elefanten zu. Es gelang uns nicht, das Boot aus der Strömung zu rudern. Erschrocken sah ich, wie ein Elefantenbulle die Ohren breitstellte, den Rüssel hob und
auf unser Boot losging. Da brauste Six im letzten Augenblick mit laut heulendem Motor auf den Elefanten zu. Er ergriff die Flucht.
      Als Konsequenz dieses Abenteuers weigerten sich die Boys wieder, ihre Arbeit fortzusetzen. Vielleicht kam es am Abend wegen dieser nervlichen Belastung im Lager zwischen ihnen zu einer Messerstecherei. Einer der Verfolgten versteckte sich in meinem Zelt unter dem Bett. Das eiserne Eingreifen von Mr. Six, der zwei der Hauptbeteiligten mit Handschellen über Nacht im Freien an die Lastwagen fesselte, stellte die Ruhe wieder her. Als ich nachts die Schreie der Gefesselten hörte, die Angst hatten, von wilden Tieren gefressen zu werden, weckte ich Six und verlangte, daß er die Fesseln löst. Nur höchst widerwillig tat er es. Von diesem Tag an gingen die Schwarzen für mich durchs Feuer. Ich konnte nun alles von ihnen verlangen. So war es möglich, einige ungewöhnliche Szenen zu filmen.
      Da erhielt ich ein Telegramm, in dem mich Waldi Traut aufforderte, sofort nach München zu kommen, sämtliche Barmittel seien erschöpft und eine Fortsetzung der Arbeiten wäre nur möglich, wenn es durch Vorführen der bisher gemachten Aufnahmen gelingen würde, die Verleihfirmen zu weiterer Finanzierung zu veranlassen.
      Eine furchtbare Nachricht. Jetzt, da wir endlich alle Schwierigkeiten überwunden hatten, sollten wir aufhören! Das war zuviel. Ich lief aus dem Lager, so weit ich konnte, bis ich umfiel — ich wollte nur noch sterben.

    Tragisches Ende

    A ls ich im Flugzeug saß, wußte ich, es war das Ende eines Traums, für dessen Realisierung ich meine letzten Kräfte gegeben hatte.
      Mein Partner Waldi Traut hatte einen Bevollmächtigten zum «Queen Elizabeth-Park» geschickt, der das Team während meiner Abwesenheit zusammenhalten sollte. Dr. Bayer, als Vertreter Trauts, mit mir gemeinsam Geschäftsführer der «Stern-Film», hatte das Geld für meine Rückreise mitgebracht und noch soviel, daß die Leute bis zu meiner Rückkehr wenigstens verpflegt werden konnten.
      Die Tragik war, daß ich um einige Wochen zu früh abberufen wurde, denn wir hatten viel zu wenig aufgenommen, um neue Geld leute für einen so risikoreichen Film gewinnen zu können.
      Die erste Nachricht nach meiner Ankunft in München war grausam. Waldi Traut und seine

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