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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Jules gerade einen Imbiss für Alex zurechtmachte, ein Erdnussbuttersandwich und ein Glas Milch.
    «Ist er in seinem Zimmer?», fragte sie.
    Jules nickte. «Ja, ich wollte ihn gerade zum Essen rufen.»
    «Lassen Sie mich einen Moment mit ihm allein, ja?»
    Jules sah sie verwirrt an, dann nickte sie. «Sicher.»
    Alex saß in seinem Zimmer auf dem Boden und spielte mit seinen Figuren. Als Tess eintrat, sah er kurz auf, sagte aber nichts.
    «Hey, was erlebt Ben denn heute?»
    Alex zuckte die Schultern. «Er hilft seinem Opa Max, Gwen retten.»
    «Klingt, als hätte er mächtig zu tun.»
    Sie setzte sich neben ihn auf den Boden. «Alex, ich muss mit dir über etwas reden.»
    Er sah sie nicht an.
    «Ich habe dich schon mal danach gefragt, aber ich muss dich unbedingt noch mal fragen, und du musst mir antworten, Alex. Es ist wirklich, wirklich wichtig.» Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: «Ich habe mit dem Freund von deiner Mom gesprochen, Dean. Er hat gesagt, es ist okay. Er hat gesagt, du darfst mit mir darüber reden.»
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals, ihre Adern pulsierten vor Anspannung, als sie die Zeichnung hervorzog und sie vor Alex auf den Boden legte.
    «Ich muss es wissen, Alex.» Sie zeigte auf die zweite Gestalt auf dem Bild, die Alex zu bedrohen schien. Die aussah, als ob sie mit einer Pistole auf ihn zielte.
    Sie tippte mit dem Finger darauf.
    «Ich muss wissen, wer das hier ist, Alex. Du musst mir verraten, wer das ist.»
    Er starrte nur reglos darauf – fast schien er den Atem anzuhalten.
    «Alex, bitte», beharrte Tess sanft. «Ich muss es wissen. Ich sage es auch nicht weiter. Du brauchst keine Angst zu haben. Vor nichts. Ich bin deine Freundin, Alex. Du musst mir vertrauen.»
    Er öffnete den Mund ein wenig und schaute sie aus dem Augenwinkel an. Ihm war anzusehen, dass er mit sich rang.
    Tess begegnete seinem Blick und lächelte ihn warm und ermutigend an. «Sag es mir, Alex. Ich will dir helfen.»
    Alex’ Augen waren vor Angst geweitet. «Aber er ist dein Freund», murmelte er.
    Die Worte trafen sie wie ein Schlag.
    Sie kannte die Antwort, aber sie musste es von ihm hören. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, sodass sie die Worte kaum herausbrachte, doch sie nahm sich zusammen und fragte: «Wer, Alex? Wer ist mein Freund?»
    Er verzog den Mund und kauerte sich zusammen, als sei es das Letzte, was er sagen wollte, dann brachte er heraus: «Reilly.»
    Er sah zu ihr auf, und auf seinem Gesicht spiegelten sich Angst und Hilflosigkeit.
    «Reilly hat mich totgemacht. Er hat mich erschossen.» Er hob die Hand an den Kopf und zeigte mit dem Finger mitten auf seine Stirn. «Da.»
    Tess nickte. Ihr ganzer Körper war taub, sie war wie in Trance.
    «Erzähl mir, woran du dich erinnerst, Alex. Erzähl mir alles.»
    Und Alex erzählte.
    Alles.
    Als er fertig war, rückte Tess näher heran und schloss ihn in die Arme. Sie hielt ihn fest an sich gedrückt, streichelte ihm sanft das Haar, fühlte sein kleines Herz an ihrer Brust schlagen.
    Nachdem sie lange so gesessen hatten, gab sie ihm einen Kuss, stand auf und verließ das Zimmer. Sie ging ins Wohnzimmer, langsam, mit einem Gefühl, als sei sie durch das Eis eines zugefrorenen Sees gebrochen und treibe ziellos in der eisigen Finsternis umher.
    Sie nahm ihr Handy und wählte Reillys Nummer.
    «Sean», sagte sie, «du musst herkommen. So schnell du kannst. Wir müssen reden.»
    Er versprach, schnellstmöglich zu kommen.
    Tess ließ das Handy sinken, starrte in die Abenddämmerung hinaus und fragte sich, wie es sein konnte, dass alles, was sie über die Welt zu wissen geglaubt hatte, so falsch war.

Kapitel 57
    Während er nach Hause fuhr, vor sich die untergehende Sonne in leuchtenden Pink- und Lilatönen wie in einem Gemälde, beschloss Villaverde, am nächsten Tag vor Morgengrauen aufzustehen und hinauf nach Black’s Beach zu fahren, um zu surfen.
    Früher, vor seiner Beförderung zum Special Agent in Charge, war er wenigstens dreimal wöchentlich dort gewesen. Er war die sechs Meilen hinauf zur University of California gefahren, hatte seinen Wagen auf dem fast leeren Parkplatz abgestellt, während die Sonne gerade erst über die Berge im Osten kroch, dann war er den steilen Klippenpfad hinabgestiegen zu dem Strand, wo es die besten Wellen des County gab. Zwei Stunden lang hatte er sich von den manchmal gut drei Meter hohen Wogen immer wieder zurück an den Strand tragen lassen, war anschließend am La Jolla Village Drive zum Frühstück eingekehrt,

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