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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Schachzug. Wir mussten dem Bastard genau das liefern, was er wollte. Oder wenigstens den Schein erwecken, als sei ich in seiner Reichweite – so lange, wie es brauchte, um ein strategisch angelegtes Netz um ihn zu ziehen.
    «Ich denke, wir haben keine Wahl mehr», erklärte ich. «Wir müssen Navarro aus seiner Deckung locken. Oder wenigstens seine Leute. Wir wissen, dass er denkt, ich hätte die Information, auf die er aus ist. Soll er kommen und sie sich holen.»
    «Wenn wir es überhaupt mit ihm selbst zu tun haben», warf Villaverde ein. «Wir haben immer noch keinen handfesten Beweis dafür.»
    «Für diesen Plan spielt es keine Rolle,
wer
es ist. Wir müssen uns nur darauf verständigen, wie wir es so inszenieren, dass er sich sicher genug fühlt, an mich heranzukommen – und ich ihm trotzdem nicht schutzlos ausgeliefert bin.»
    Villaverdes düsterer Gesichtsausdruck verriet, wie wenig begeistert er war, dass ich den Köder spielte. Offenbar war er zutiefst frustriert, und es wurmte ihn, dass er mir in dieser Sache nichts entgegensetzen konnte.
    «Hat irgendjemand einen anderen Vorschlag?» Ich ließ die Frage einen Moment lang im Raum stehen. «Okay. Also sprechen wir darüber, wie wir ihn an die Angel kriegen.»
    Munro – gnadenlos pragmatisch wie eh und je – ergriff sofort das Wort. «Eine Pressekonferenz. Diese Frau vom Sheriff’s Department leitet sie. Lupo. Fugates Witwe. Ein Psychiater, am besten von der Army. Sie selbst können sich nicht an der Organisation beteiligen, aber es muss bekannt werden, dass Sie anwesend sein werden. Der Veranstaltungsort muss wenigstens drei Ein- und Ausgänge haben. An zwei der drei starke Polizeipräsenz, der dritte scheinbar nur leicht bewacht. Sie gehen kurz raus, um einen Anruf anzunehmen oder so, er schlägt zu, und wir lassen die Falle zuschnappen.»
    Villaverde schüttelte entgeistert den Kopf. Ich sah ihm an, dass er kurz davor stand zu explodieren. «Nach dem, was gerade vorgefallen ist? Da wollen Sie ihn an einem Ort stellen, wo so viele Menschen sind? Kommt nicht in Frage.»
    Es war das erste Mal, seit ich ihn kannte, dass er etwas anderes als völlige Ruhe ausstrahlte.
    Die Tür wurde geöffnet, aber statt Kaffee und Sandwiches brachte ein Junior Agent eine dünne braune Aktenmappe.
    «Der toxikologische Bericht zu Eli Walker.» Er gab Villaverde die Mappe. «Die Untersuchung von Ricky Torres wird mit allen Mitteln vorangetrieben. Das Sheriff’s Office hat sich bereits mit dem Bürgermeister in Verbindung gesetzt. Bis heute Abend sollten die Ergebnisse vorliegen.»
    Während er wieder hinausging, schlug Villaverde die Mappe auf und überflog das einzelne Blatt darin. Dann warf er mir einen vielsagenden Blick zu und reichte mir die Mappe.
    In Walkers Blut war eine lähmende Substanz organischen Ursprungs nachgewiesen worden. Eine Kombination aus Spinnen- und Echsengift, genauer, dem Gift der Braunen Witwe,
Latrodectus geometricus,
und der mexikanischen Skorpion-Krustenechse oder
Heloderma horridum
aus der Familie der Helodermatidae. Außerdem ein drittes Neurotoxin, das das Labor nicht identifizieren konnte.
    Ich reichte die Mappe an Munro weiter. «Jetzt erzählen Sie mir noch, wir hätten es hier nicht mit El Brujo zu tun.»
    Munro überflog die Seite ebenfalls und gab ausnahmsweise einmal keinen Kommentar ab.
    Kurz nach dem Bericht traf unser Imbiss ein, und wir drei nutzten die einstudierten Rituale des Kaffeezuckerns und des Ciabattaverzehrs – wie wickele ich ein zu reichlich gefülltes Ciabatta neu ein, ohne mich zu bekleckern –, um ein wenig Abstand von dem Fall zu nehmen und für kurze Zeit unseren eigenen Gedanken nachzuhängen. Gewöhnlich dachte ich in solchen Momenten praktisch immer an Tess, aber die Person, die diesmal in den Vordergrund drängte, war Alex.
    Er hatte all das nicht verdient.
    Ich schluckte einen Bissen hinunter. «Ich gehe morgen in die Frühnachrichten. Allein. Die können es groß ankündigen, viel Aufhebens davon machen, dass sie ein Exklusivinterview mit dem FBI -Agenten bringen, der in diesem Fall ermittelt – was immer nötig ist, damit Navarro davon erfährt. Ich fahre allein hin und allein wieder weg. Volle Polizeipräsenz im Studio, aber keine draußen. Jedenfalls keine sichtbare. Mehrere Fahrzeuge für die Verfolgung. Ich bin so lange nicht in Gefahr, bis er denkt, ich hätte ihm alles erzählt, was ich weiß, und ich werde mich hüten, etwas zu sagen, solange wir nicht am Zielort sind. Wo immer das sein

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