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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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«Das heißt, er glaubt daran?»
    «Ja. Das heißt … auf seine Art, mit allen Vorbehalten. Der Mann hat über die Jahre Tausende angeblicher Fälle untersucht. Er hat dazu einen ganzen Mitarbeiterstab zur Verfügung. Er beschäftigt sich nicht mit der Rückführung in frühere Leben, mit der Hypnose von Erwachsenen – daran glaubt er nicht. Er konzentriert sich ausschließlich auf Fälle von Kindern, die sogenannte Spontanerinnerungen haben. Das heißt Erinnerungen, die aus heiterem Himmel auftauchen. Und trotz all der Beispielfälle, die er über die Jahre gesammelt hat, stellt er keine Behauptungen auf, die er nicht beweisen kann. Er räumt selbst ein, dass er keine Beweise für Reinkarnation hat. Er sagt nur, in vielen der Fälle, die er untersucht hat, ist Reinkarnation die beste Erklärung, die er findet. Die stimmigste. Er hat Beispiele, Hinweise, aber keine Beweise, wenn du verstehst, was ich meine.»
    Das alles klang für mich immer noch nach etwas, woran James Randi seine Freude hätte, aber wenn Tess es so ernst nahm, würde ich mich hüten, es auf die leichte Schulter zu nehmen. Das war eine Lektion, die ich mit den Jahren sozusagen auf die harte Tour gelernt hatte.
    «Okay», sagte ich, «und was hat das jetzt mit Alex zu tun?»
    «Anscheinend hat Alex außergewöhnliches Verhalten gezeigt. Verhalten, das auf Reinkarnation hindeutet.»
    «Spontanerinnerungen?»
    «Ja.»
    «Zum Beispiel? Hat das was mit diesem Bild zu tun, das du mir gezeigt hast?»
    «Unter anderem, ja», erwiderte sie und sah mich eindringlich an, während ihre Hände lebhaft gestikulierten. «Typischerweise fangen Kinder, die sich an frühere Leben zu erinnern scheinen, sehr früh an, davon zu sprechen – manchmal sobald sie überhaupt sprechen können. Sie sagen plötzlich Sachen, von denen sie eigentlich gar nichts wissen können, Namen von Leuten, denen sie nie begegnet sind, oder von Orten, an denen sie nie waren. Manchmal tun sie das in einer Sprache, die sie nie gelernt haben. Sie reden von Dingen, die ihrem Alter nicht angemessen sind, wie von technischen Details, sagen wir eines Flugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg – sie sehen zum Beispiel ein Bild davon und wissen, ob das Ding, das da unter der Tragfläche hängt, eine Bombe oder ein Abwurftank ist. Details eben. Und wenn sie darüber reden, haben sie einen größeren Wortschatz und sprechen flüssiger als sonst. Sie scheinen in der sprachlichen Entwicklung ihrem Alter voraus zu sein. Typischerweise verblassen diese Erinnerungen dann im Alter von sechs oder sieben Jahren. Die Theorie besagt, dass sie von anderen – aktuellen – Erinnerungen verdrängt werden.»
    Ich bemühte mich nach Kräften, für alles offen zu sein. «Du meinst also, Alex weiß Dinge aus einem früheren Leben?»
    «Laut seiner Lehrerin hat er in letzter Zeit Dinge gesagt, die Michelle überrascht haben. Und auch ein paar Dinge, die seine Lehrerin überrascht haben. Und dann die Bilder. Und er hatte Albträume. Michelle schien nicht gern darüber zu reden, aber das muss der Grund sein, weshalb sie ihn zu Stephenson gebracht hat.»
    Ich versuchte, das mit meinem Bild von Michelle in Einklang zu bringen. Die Vorstellung erschien mir nicht mal allzu abwegig, immerhin hatte ich sie immer wegen ihres Interesses an New-Age-Themen aufgezogen. Das soll nicht heißen, dass ich daran glaubte. Ich meine nur, ich konnte mir vorstellen, warum sie so dachte und Alex zu jemandem wie Stephenson brachte.
    Tess sah mir meine Skepsis offenbar an. «Du denkst, das ist Unsinn.»
    «Nein, ich meine – hey, was weiß denn ich?»
    Sie sah mich mit vorwurfsvollem Kopfschütteln an. «Hör mal, ich bin ja selbst skeptisch. Aber nachdem ich das alles gelesen habe, über Stephenson und seine Arbeit … Es ist wirklich bemerkenswert, Sean. Diese Kinder, deren Geschichten er untersucht hat … Stephenson und seine Leute sind keine Dummköpfe. Sie nehmen die Behauptungen unter die Lupe wie wiedergeborene Kriminalermittler. Sie befragen die Kinder, sie sprechen mit allen Personen in ihrem Umfeld, mit Familienangehörigen sowohl aus diesem als auch aus dem früheren Leben. Sie zeichnen alles auf, vergleichen und überprüfen es Wort für Wort, und die ganze Zeit suchen sie nach Gründen, die die Behauptungen widerlegen könnten. Sie suchen nach Lücken oder alternativen Erklärungen, nach Anzeichen dafür, dass die Eltern unbewusst ihr eigenes Wunschdenken oder ihre kulturellen Überzeugungen auf die Kinder übertragen –

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