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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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seinem vorgetäuschten Tod gekauft, und es hatte zwei weitere Jahre und mehrere Millionen Dollar erfordert, dem Anwesen aus dem 17 . Jahrhundert seinen früheren Glanz zurückzugeben. Angesichts seiner Größe – es erstreckte sich über rund sechshundert Hektar – überraschte das nicht. Ursprünglich als Viehranch angelegt, war das Gelände im 18 . Jahrhundert in eine
henequén-
Plantage umgewandelt worden, wo auf üppigen Feldern Agaven angebaut wurden, aus deren Fasern man Seile herstellte – das «grüne Gold», mit dem ungeheure Vermögen gemacht wurden. Später waren fast alle Haziendas in Yucatán verkommen, den Landreformen der mexikanischen Revolution einerseits und der Erfindung von Synthetikfasern andererseits zum Opfer gefallen, aber nach fast einem Jahrhundert der Vernachlässigung war in den letzten paar Jahren ein neues Interesse aufgekommen, diese herrlichen Anwesen wiederzubeleben. Manche wurden zu kleinen Luxushotels ausgebaut, andere zu Museen und ein paar wenige zu privaten Wohnsitzen.
    Die Wiedergeburt der Haziendas war mit seiner eigenen zusammengefallen.
    Diese Parallele gefiel Navarro ganz besonders.
    Als er so dastand und die friedvolle Atmosphäre seines Zuhauses genoss, wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Angesichts seiner Situation und der Gewalt, die im größten Teil des Landes wütete – einer Gewalt, an der er nicht bloß teilgehabt hatte, sondern die er sogar zu besonderen Extremen eskalieren ließ –, hatte er daran gedacht, ins Ausland zu gehen. Er besaß das nötige Geld und einen absolut sauberen Pass, er hätte sich niederlassen können, wo immer er wollte, aber er wusste, dass er woanders nicht glücklich gewesen wäre. Es musste Mexiko sein. Und wenn er in Mexiko lebte, war Mérida der ideale Ort für ihn. Auf der Halbinsel Yucatán an der südöstlichen Spitze des Landes gelegen, war die «Stadt des Friedens» so weit von der Grenze zu den USA entfernt, wie es nur ging, weitab von dem Blutrausch, der den Norden des Landes überzog. Es war ein Ort, an dem Probleme mit der Wasserversorgung, überfüllte öffentliche Schulen und ein von einer Schlange gebissener Polizist die größten Probleme darstellten, und das passte ausgezeichnet zu seinem neuen, reingewaschenen Selbst.
    Es erstaunte ihn immer wieder, wie viele seinesgleichen – oder besser solche, die einmal seinesgleichen gewesen waren – es einfach nicht begriffen. Je reicher und mächtiger sie wurden, umso miserabler lebten sie. Sie konnten nicht mehr zwei Nächte in Folge im selben Bett schlafen, wechselten täglich das Handy, lebten in ständiger Angst vor Verrat und umgaben sich mit einer Armee von Bodyguards. Gefangene ihres eigenen Erfolgs. Vor ihnen hatten die kolumbianischen Drogenbarone ein blutiges Ende gefunden. Pablo Escobar, ihrer aller Großvater, hatte auf Platz sieben der
Forbes-
Liste der Reichsten gestanden, aber dennoch lebte er wie eine Ratte, huschte von einem schäbigen Versteck ins nächste und wurde schließlich im reifen Alter von vierundvierzig in einem Slum erschossen. Den mexikanischen Drogenbossen erging es nicht viel besser. Es schien, als ob die verdammten
federales
des Präsidenten jede Woche einen der großen Köpfe rollen ließen – dabei lösten sie damit ironischerweise nur noch mehr Gewalt und Blutvergießen aus, bei den Kämpfen um die Nachfolge und um Revieransprüche. Die Drogenbosse, die noch nicht tot oder inhaftiert waren, verkrochen sich in ihren Festungen, wechselten ständig den Unterschlupf wie Flüchtlinge – die sie ja tatsächlich waren – und warteten auf die Kugel, die irgendwann, wenn sie gerade nicht damit rechneten, ihrem sinnlosen Leben ein Ende machen würde.
    Navarro hatte die Lektion gelernt.
    Er würde nicht so enden wie sie, und sein Leben würde ganz sicher nicht sinnlos sein. Nicht, wenn alles nach Plan lief.
    Und die Ausführung dieses Plans war gerade in vollem Gange.
    Er grinste innerlich bei dem Gedanken an das elende, jämmerliche Leben anderer Verbrecherbosse, und es bereitete ihm ein besonders großes Vergnügen, dass gerade sie ihm zu seinem Ausstieg verholfen hatten. Der eigentliche Anlass für ihn, sich aus dem großen Drogengeschäft zurückzuziehen, war schließlich gewesen, dass sie mit ihren Armeen Jagd auf ihn machten. Wegen seiner Übertretungen, weil er es gewagt hatte einzufordern, was ihm rechtmäßig gehörte, auch wenn das blutige Auseinandersetzungen mit dem heiligen,

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