Memoria
unantastbaren
yanqui
persönlich, dem Oberboss der DEA in Mexiko, bedeutete.
Nun, El Brujo hatte es ihnen gezeigt.
Es war ihm gelungen, diesen falschen
maricóns
ein Schnippchen zu schlagen und mit dreihundert Millionen Dollar von ihrem Geld in den Sonnenuntergang zu reiten. In der Zwischenzeit häuften diese primitiven Bauern weiter Vermögen an, von denen sie nie etwas haben würden, während sie einander im Streit um die Vorherrschaft abschlachteten. Dann war
la providencia
ihm ein weiteres Mal hold gewesen. Sie hatte unerwartet eine Tür geöffnet und ihm eine Gelegenheit geboten, das Begonnene zu vollenden und sich einen Platz in der Geschichte zu sichern.
Diese Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Wie aufs Stichwort ertönte der Klingelton seines abhör- und ortungssicheren Prepaid-Handys.
Es war Eli Walker, sein Mann in San Diego.
«Haben Sie, was ich will?», fragte Navarro.
Das kurze Zögern verriet ihm alles, was er wissen musste. Es folgte ein trockenes, durchaus nicht zerknirscht klingendes «Nein».
Navarro schwieg.
«Die Frau», setzte Walker an, «sie –»
«Mamaguevo de mierda»,
zischte Navarro. «Schon wieder diese verdammte Frau? Ich habe Ihnen doch gesagt, mit wem Sie es da zu tun haben. Dass sie eine ehemalige DEA -Agentin ist. Sie wussten, über welche Ausbildung sie verfügt.»
«Ja, aber –»
«Was habe ich Ihnen gesagt, nachdem Sie es in ihrem Haus vermasselt haben? Was habe ich gesagt?»
«Verdammt, sind wir hier im Kindergarten?», versetzte Walker schroff.
«Was habe ich gesagt?», beharrte Navarro langsam und mit leiser Stimme.
Wieder blieb es einen Moment lang still in der Leitung, dann antwortete sein Kontaktmann. Er klang verärgert und ungeduldig. «Sie haben gesagt, sie hat keine Priorität mehr. Sie haben gesagt, sie ist entbehrlich.»
«Ich sagte, töten Sie die
puta,
wenn es sein muss, aber bringen Sie mir, was ich verlangt habe.»
«Und Ihre Anweisung wurde befolgt,
amigo
», entgegnete Walker. «Wir sind ziemlich sicher, dass das Flittchen einen Schuss in die Brust abbekommen hat.»
Navarro fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten, als er den Amerikaner das spanische Wort benutzen hörte. Es ging nicht so sehr um das Wort selbst, es war mehr die Art, wie er es sagte, der herablassende, rassistische Unterton. «Und wo liegt dann das Problem?»
«Sie hat sich Hilfe geholt. Irgendeinen Typen, den sie angerufen hat, nachdem sie uns aus ihrem Haus entkommen ist.»
«Sie hat jemanden angerufen?»
«Ja. Nachdem wir zuletzt miteinander gesprochen haben.»
Interessant.
«Wen?»
«Das weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass sie ihn Sean nennt.»
Navarros Puls schnellte in die Höhe.
«Anscheinend ist er der Vater des Kindes», fuhr Walker fort. Seine Worte trieften vor spöttischer Verachtung. «Allerdings wusste das Arschloch bis jetzt nichts davon.»
Sämtliche Nerven in Navarros Körper begannen zu kribbeln.
Sean Reilly,
dachte er.
Er wusste nichts davon.
Mit erzwungener Ruhe fragte er: «Was noch? Was haben sie sonst noch miteinander geredet?»
«Er hat ihr ein paar Anweisungen gegeben, um zu verhindern, dass man sie aufspüren kann. Ich denke, er ist Polizist oder vielleicht auch ein DEA -Agent.»
Navarro machte sich nicht die Mühe, das richtigzustellen. «Und weiter?»
«Er hat gesagt, er kommt mit dem nächsten Flieger zu ihr.»
Navarro wurde schwindelig.
Perfekt.
Er hatte wohl eine größere Bandbreite von Rauschzuständen und Trips mit halluzinogenen Substanzen erlebt als irgendein anderer Mensch auf Erden, doch was er jetzt empfand, das zählte mit zum Besten.
«Er war also bei ihr? Als Sie sie gefunden haben, war er bei ihr?»
«Jep. Wir haben eine Weile gebraucht, um sie aufzuspüren, und in der Zwischenzeit war er bereits da. Dieser Kerl hat uns ernsthafte Scherereien gemacht. Ich habe einen weiteren meiner Jungs verloren.»
Navarro ging nicht darauf ein. Sein Verstand war vollauf darauf konzentriert, die neuen Informationen zu verarbeiten und seinen nächsten Zug strategisch zu planen – das, was er am besten konnte, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, neue Methoden der Schmerzerzeugung zu entwickeln, um alles niederzuschlagen, was seine kleine Welt bedrohte.
«Nun, ich fürchte, Ihre Aufgabe ist soeben bedeutend … anspruchsvoller geworden,
amigo
», teilte er seinem Kontaktmann schließlich mit. «Der Mann heißt Sean Reilly. Er ist FBI -Agent. Und ich würde
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