Memoria
mich wirklich gern mal mit ihm treffen.»
«Wow, Moment mal, Moment mal. Der Typ ist vom FBI ?»
«Ja.»
Der Mann stieß einen kurzen Pfiff aus, dann sagte er: «Das war nicht Teil unserer Vereinbarung.»
Hijo de puta,
dachte Navarro. Jetzt kommt’s. «Sie wollen mehr Geld, ist es das?»
«Nein, ich weiß nicht, ob ich mit dieser Sache überhaupt noch irgendwas zu tun haben will», entgegnete Walker gereizt. «Eine Tussi und ein Kind, das ist eine Sache. Dieser Bursche … Da reden wir wirklich über eine völlig andere Liga. FBI , ATF , Stress mit diesen Typen wäre das Letzte, was ich brauchen kann. Erst recht wenn ich nicht mal weiß, worum es bei der ganzen Angelegenheit überhaupt geht.»
Navarro kochte innerlich. «Ich dachte, bei Ihnen könnte ich mich darauf verlassen, dass der Job erledigt wird.»
«Ja, na ja, was soll ich sagen – es gibt solche und solche Jobs. Das Problem ist, wenn man unseren
federales
in die Quere kommt, gerät man ganz schnell in Teufels Küche.»
Das wusste Navarro allerdings aus eigener Erfahrung nur zu gut.
Er überlegte einen Moment lang, und ihm wurde klar, dass er sich die Hände vielleicht schmutziger machen musste als beabsichtigt.
«Wo sind sie jetzt?»
«Ich weiß es nicht. Nach der Schießerei im Hotel haben wir ihre Spur verloren. Wir haben die Scanner eingeschaltet, und ich und die Jungs wollten in den Notaufnahmen von ein paar Krankenhäusern nachforschen, aber inzwischen denke ich, wir sollten von der ganzen Sache die Finger lassen und uns zurückziehen. Wenn sie stirbt, wird das ein ganz heißes Eisen. Also ist vielleicht jetzt der richtige Zeitpunkt für uns,
vaya con dios
zu sagen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Vielleicht kommen wir ein andermal wieder ins Geschäft – vorzugsweise wenn es nicht um einen verdammten FBI -Mann und seine Familie geht.»
Navarro unterdrückte seine Wut. Er versuchte sich ins Bewusstsein zu rufen, dass Walker durchaus kein Versager war. Navarro hatte ihn und seine Männer schon früher ein paarmal angeheuert, vor Jahren, als er noch Navarro war, und auch in jüngerer Zeit, in seiner neuen Rolle als Nacho, einer von Navarros Gefolgsleuten «aus den alten Zeiten». Auf den Amerikaner war immer Verlass gewesen. Navarro musste ihn nur noch ein wenig länger auf Kurs halten – wenigstens bis er die Sache selbst in die Hand nehmen konnte, was, wie ihm jetzt klarwurde, nötig sein würde.
«Okay, wenn Sie sich aus dem Geschäft zurückziehen wollen, kann ich das verstehen. Aber ich habe immer noch die zweite Hälfte Ihrer Bezahlung, und ich bin sicher, Sie wollen das Geld haben.»
«Und ich habe hier etwas, von dem ich sicher bin, dass
Sie
es haben wollen,
amigo.
Habe ich nicht recht?»
Die Unverschämtheit des Mannes brachte Navarro in Rage, aber Walker hatte tatsächlich recht. Er hatte etwas, das Navarro wollte, sogar sehr dringend. «Also schön, wie wäre es dann mit folgendem Deal: Sie erledigen noch eine letzte Kleinigkeit für mich und bekommen das volle Honorar.»
Darüber brauchte der Mann nicht lange nachzudenken. «Was ist es?»
«Finden Sie sie. Finden Sie heraus, was aus der Frau geworden ist, und finden Sie Reilly. Mehr brauchen Sie nicht für mich zu tun. Machen Sie sie ausfindig und sagen Sie mir, wo sie sich aufhalten. Um den Rest kümmere ich mich selbst. Ist das ein Deal?»
Walker überlegte kurz, dann erwiderte er: «Gut. Bis morgen Abend habe ich ihren Standort.»
[zur Inhaltsübersicht]
Sonntag
Kapitel 13
Das Wiedersehen verlief, nun ja, unbehaglich.
Tess’ Flieger landete ziemlich pünktlich, und ich empfing sie am Flughafen. Alex hatte ich in der Obhut von Jules zurückgelassen, die ungemein liebevoll mit ihm umging, wobei ihr Lächeln, das als Risikofaktor für die globale Erwärmung eingestuft gehörte, zweifellos ein Übriges tat. Ich selbst hatte den größten Teil des Vormittags im Hauptquartier des San Diego Police Department zugebracht, einem modernen Gebäude am Broadway, wo ich Verbrecherfotos aus der Datenbank durchsah und gemeinsam mit einem Phantombildzeichner versuchte, ein brauchbares Fahndungsbild zu erarbeiten. Tess war unter den ersten Fluggästen, die aus der Maschine stiegen. Sie schritt forsch aus und zog einen kleinen Rollkoffer hinter sich her. Obwohl sie aussah wie eine Sommerbrise auf zwei Beinen und ihr Haar munter wippte, erkannte ich ihre Anspannung, sobald sich unsere Blicke trafen.
Wir umarmten und küssten uns flüchtig, wie ein Paar, dessen Ehe das
Weitere Kostenlose Bücher