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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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am besten aus, und Villaverde hatte sich bereits mit seinem dortigen Kontaktmann in Verbindung gesetzt, damit ein paar Seiten für mich zur Durchsicht vorbereitet wurden.
    «Wir gehen der Sache nach», sagte Munro. «Wir nehmen jeden zwielichtigen Typen unter die Lupe, der jemals bei uns aktenkundig geworden ist, und arbeiten mit der ATF zusammen, aber es ist ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen. Solche Gangs haben einen extrem festen Zusammenhalt. Wenn diese Wichser überhaupt mal was verlauten lassen, dann nur, um uns in die Irre zu führen, indem sie Gerüchte in die Welt setzen, dass es sich um das schmutzige Werk irgendwelcher Rivalen handelt. Die Desperados sagen, es waren die Huns, die Huns schieben es auf die Sons of Azazel und die Sons of Azazel auf die Aztecas. Es ist ein verfluchter Albtraum. Um überhaupt irgendwas in die Hand zu bekommen, muss man verdeckte Ermittler einschleusen, und das dauert seine Zeit. Außerdem wissen wir nicht mal, von welcher Gang wir hier reden, geschweige denn von welcher Abteilung.»
    «Was ist mit den Kartellen?», fragte ich. «Kann man die Sache vielleicht auch andersrum angehen, von oben nach unten?»
    Corliss kicherte. «Viel Spaß dabei. Unsere Freunde aus dem Süden haben einen noch strengeren Verschwiegenheitskodex.»
    «Aber wenn es Biker sind, denken Sie trotzdem, dass sie ein bezahltes Überfallkommando sind und keine Endverbraucher», vergewisserte ich mich.
    «Wenn Sie meine Meinung wollen – ja. Davon bin ich überzeugt.» Corliss beugte sich vor und sagte mit einer Handbewegung zu Villaverde: «Wir alle hatten ausgezeichnete Erfolge damit, zahlreiche Meth-Labors hier bei uns auszuheben, aber Sie wissen so gut wie ich, dass wir damit nur eins erreicht haben: die Produktion über die Grenze in den Süden zu verlagern. Und da werden diese Weißkittel jetzt gebraucht, nicht hier. Unsere Freunde da unten betreiben Superlabors, wo jeder von ihnen drei-, vierhundert Pfund Meth pro Tag produziert.
Pro Tag.
Das ist eine Menge Stoff, und der muss fachgerecht hergestellt werden. Wenn sie also einen genialen Chemiker in die Hände bekommen können, der ihre Produktionsverfahren optimiert und die Qualität der Ware steigert, ohne dabei das Labor in die Luft zu sprengen, werden sie ihn sicher nicht wieder laufen lassen.»
    Ich hatte das Gefühl, dass mir noch immer ein großes Puzzleteil fehlte. «Aber ich verstehe nicht, was das alles mit Michelle zu tun haben soll. Sie war seit fünf Jahren raus aus dem Job.»
    «Wer weiß.» Corliss wischte meinen Einwurf beiläufig beiseite. Er klang jetzt müde. «Sie hat den Geldfluss der Kartelle verfolgt. Sie hat ein paar von den bösen Jungs schmerzhaft getroffen, indem sie ihnen ihr Spielzeug weggenommen und ihre Bankkonten aufgelöst hat. Vielleicht wollte einer von ihnen Vergeltung. Diese Typen … die gehen für eine Weile ins Gefängnis, dann kommen sie durch Bestechung oder mit Waffengewalt wieder frei, wechseln von da an ständig den Aufenthaltsort und bleiben unter dem Radar … Vielleicht hat einer von ihnen einfach so lange gebraucht, um Michelle aufzuspüren. Immerhin hat sie undercover gearbeitet.»
    Das erschien mir nicht überzeugend, aber im Augenblick hatte ich auch keinen anderen Ansatzpunkt.
    «Sie haben ihr Notebook mitgenommen», warf Villaverde mit einem Seitenblick zu mir ein, als wolle er Corliss’ Ansicht bekräftigen. «Vielleicht suchen sie nach einer Möglichkeit, den Geldtransfer rückgängig zu machen? Vielleicht wollten sie Michelle zwingen, Geld auf ihre Konten zu überweisen?»
    Corliss brauchte nicht lange, um das zu verarbeiten. Sobald Villaverde es erwähnte, zuckte eine seiner Augenbrauen in die Höhe.
    Mein Nacken verspannte sich, denn ich wusste, worauf das hier hinauslief.
    «Ihr Notebook?», fragte Corliss nach.
    Villaverde nickte.
    Corliss zuckte die Schultern. Er sagte nichts, aber sein ironischer, skeptischer Gesichtsausdruck sprach Bände.
    «Was?», fragte ich.
    «Nun, sie hat diesen Kerlen eine Menge Geld weggenommen», sagte er und zog die Mundwinkel herunter, als habe er an sauer gewordener Milch gerochen. «Vielleicht hat sie etwas davon für sich behalten. Das wäre bei Gott nicht das erste Mal.»
    Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. «Michelle war sauber», entgegnete ich mit Nachdruck.
    «Und das wissen Sie, weil Sie beide was miteinander hatten?»
    «Sie war sauber», beharrte ich.
    «Vergessen Sie nicht, sie war als Undercover-Agentin ausgebildet. Sie

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