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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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sich zurecht und kam zur Sache.
    «Die Angelegenheit mit Martinez tut mir leid. Sie hat gute Arbeit für uns geleistet, auch wenn ihr Weggang aus der Behörde ein wenig, nun ja, plötzlich kam.» Dabei sah er mich an, als hätte ich etwas damit zu tun. Was ja tatsächlich der Fall war, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er davon nichts wusste. Ich meine, er wusste, dass wir etwas miteinander gehabt hatten – das war nicht wirklich ein Geheimnis –, aber Michelle hatte mir gesagt, sie habe niemandem in der Behörde von ihrer Schwangerschaft erzählt. «Sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.»
    Er und Munro hörten aufmerksam zu, während ich erzählte, was ich wusste. Anschließend berichtete Villaverde von der Übereinstimmung im ballistischen Befund, von der Munro und Corliss bereits erfahren hatten. Dieser Teil der Geschichte interessierte Corliss besonders, schließlich war es eine heiße Spur, die zu einem ungelösten Fall von ihm führte.
    «Also», sagte er, als wir geendet hatten, «haben Sie sonst noch irgendwelche Hinweise auf das Überfallkommando?»
    «Bislang nicht», antwortete Villaverde. «Darum sind wir hier.»
    Corliss schürzte die Lippen und breitete die Hände aus. «Hey, ich hatte gehofft, Sie hätten etwas mehr für mich, etwas, das uns helfen könnte, diese Dreckskerle zu kriegen.»
    «Im Augenblick ist das alles, was wir haben.»
    Corliss runzelte die Stirn. «Da haben wir etwas gemeinsam. Unser Fall ist ins Leere gelaufen. Diese Jungs sind da aufgetaucht, haben sich geholt, was sie wollten, und sind wieder verschwunden. Ihre Gesichter waren maskiert. Die Fahrzeuge waren gestohlen, wir fanden später die von jeglichen Spuren gesäuberten, ausgebrannten Wracks. Ballistik und Überwachungsbänder haben auch keine Hinweise ergeben. Keine Gerüchte auf der Straße, kein Trottel, der in irgendeiner Bar das Maul zu weit aufreißt, nichts. Und jetzt, nach einem halben Jahr, ist das Ganze kälter als kalt.»
    Ich hatte gehofft, irgendetwas anderes von ihm zu hören, nur nicht gerade das. Ich warf einen Blick zu Munro, dann sah ich wieder Corliss an. «Ist das alles?», fragte ich.
    «Das ist alles.» Seine Gesichtszüge erschlafften, ein Ausdruck distanzierter, deprimierter Endgültigkeit. «Was soll ich sagen? Denken Sie, ich bin glücklich darüber? Es ist eine verdammte Schande. Mir haben sie wegen dieses Falls die Hölle heißgemacht – der Gouverneur hat mich am Telefon derart angebrüllt, dass ich seinen Zigarrenatem durch die Leitung riechen konnte. Es hat mir nichts ausgemacht. Ich war genauso sauer wie er. Ich wollte diese Hurensöhne drankriegen, aber sie haben uns kaum etwas hinterlassen, wo wir ansetzen konnten.»
    Einen Moment lang blieb es still im Raum, während wir alle diese entmutigenden Nachrichten verdauten, dann fragte Villaverde: «Wie steht es mit dem Ansatz, dass die Täter Three-Patcher sein könnten?» Damit bezog er sich auf kriminelle Motorradgangs und deren drei «Patches», Aufnäher auf dem Rücken ihrer Westen oder Jacken: oben der Name des Clubs, unten der Ort und in der Mitte das Logo. «Was haben Sie dazu rausgefunden?»
    Villaverde und ich hatten vorhin während der Fahrt darüber gesprochen. Er hatte mir erzählt, dass einer der Überlebenden des Überfalls auf das Institut die Täter als «Biker-Typen» beschrieben hatte, und das passte durchaus zu dem, was ich gesehen hatte. Das Überfallkommando, das Michelle in das Hotel verfolgt hatte, bestand aus skrupellosen Kerlen mit von Alkohol und Drogen gezeichneten Gesichtern, die durchaus Biker sein konnten. Allerdings war das schwer zu sagen, da sie ihre Kluft nicht trugen und nicht genug von ihrer Haut zu sehen war, um irgendwelche verräterischen Tätowierungen zu erkennen, seien es nun welche von Bikerclubs oder andere. Allerdings arbeiteten die illegalen Motorradgangs zunehmend als Schlägertrupps und Überfallkommandos für die Kartelle nördlich der Grenze, so viel wussten wir. Da lag der Gedanke nicht fern, dass ein Drogenboss aus Michelles Vergangenheit, der sie in seine Gewalt bringen wollte – sei es, um sich konfisziertes Geld zurückzuholen, oder einfach aus Rache –, auf eine Bikergang zurückgegriffen haben könnte. Ich musste mich noch einmal mit den Verbrecherfotos in der Datenbank beschäftigen, hatten Villaverde und ich beschlossen, diesmal mit engeren Eingrenzungskriterien. Die ATF  – die Behörde für Alkohol, Tabak, Feuerwaffen und Sprengstoffe – kannte sich mit den Bikern

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