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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dachten oder erwarteten. Aber in der Innenstadt würde ich wohl kaum einen Ort finden, der meinen Vorstellungen entsprach. Da schien der Hafen besser zu sein.
    Außerdem hatte Villaverdes Vorschlag bezüglich des Tors zum Gelände der Küstenwache mich auf eine Idee gebracht.
    «Gibt es da ein Lagergelände unter Zollverschluss, mit Sicherheitstor?»
    «Ja, und ich weiß auch, wo es ist.»
    Ich warf einen raschen Blick auf die Straßenschilder an der nächsten Kreuzung. «Okay, ich überquere gerade die Thirteenth. Sie müssen mich zum Terminal lotsen. Und versuchen Sie den Wachmann am Tor zu erreichen, damit er Bescheid weiß, dass ich komme.»
    Villaverde sagte das zu und wies mich an, an der nächsten Kreuzung links abzubiegen. In angespannter Erwartung lenkte ich den Wagen um die Kurve und behielt dabei den Rückspiegel im Auge.
    Wie erwartet bog die kastanienbraune Limousine hinter mir ebenfalls ab.

Kapitel 18
    Als er auf einer ramponierten Couch mit rissigem Lederbezug vor einem fleckigen Kaffeetisch Eli Walker gegenübersaß, spürte El Brujo, wie sich in seinem Inneren ein Unwetter zusammenbraute.
    Er bemühte sich um eine positive Haltung und ließ den Blick über das spartanische Innere des Clubhauses der Gang gleiten. Er musterte die fünf anderen Biker, die in dem Raum herumsaßen, doch sein Gehör und seine Aufmerksamkeit waren auf das Telefongespräch konzentriert, das ihr Anführer, der Präsident des Clubs, gerade führte. Navarro rief sich ins Bewusstsein, dass der Mann ihn bei früheren Gelegenheiten nicht enttäuscht hatte. Bei mehreren früheren Gelegenheiten. Sie hatten bereits vor Jahren gute Geschäfte miteinander gemacht, damals, als Walker und die übrige Welt des Drogenhandels ihn als Raoul Navarro kannten, damals, als er sich mit List und Skrupellosigkeit einen Platz unter den mächtigsten und berüchtigtsten Gangsterbossen erkämpfte. In den vergangenen Monaten hatten sie Geschäfte anderer Art miteinander gemacht, wobei ebenfalls alles glattgelaufen war. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass Walker diesmal – wieder – versagte, aber irgendwie wurde Navarro dennoch das Gefühl nicht los, dass der Mann ihn enttäuschen würde.
    Das Clubhaus befand sich neben der Geschäftsfassade des Clubs, der Werkstatt, wo Walker und seine Jungs Motorräder aller Art bauten, verkauften und warteten. Navarro wusste, dass diese Leute gute Geschäfte machten, denn die Garage vorn glänzte vor Lack und teurem Chrom. Er wusste, was für ein leidenschaftliches Verhältnis die Biker zu ihren Maschinen hatten, besonders hier in Kalifornien, und er wusste, wie viel manche für die unglaublich aufgemotzten Spezialausstattungen zu zahlen bereit waren, die Leute wie Walker für sie bauten. Erst letzte Woche hatte er von einem Drehbuchautor in Hollywood gelesen, dessen gestohlenes Motorrad auf den Philippinen wieder aufgetaucht war. Ausgerechnet. Es war fast hunderttausend Dollar wert. Navarro war klar, dass viele der Maschinen, die er vorn in der Werkstatt gesehen hatte, ebenfalls beträchtliche Summen wert waren, und wenn man bedachte, dass der größte Kostenfaktor die Arbeit war und die Margen für die Bauteile zudem riesig, bot dieses Geschäft Walker und seiner Gang die besten Möglichkeiten, das Geld zu waschen, das sie durch Drogen- und Waffenhandel, durch Waffenverkauf und ihre übrigen illegalen Machenschaften einnahmen.
    Das Clubhaus selbst war nicht nach Navarros Geschmack. Es wirkte billig mit seiner zusammengewürfelten Einrichtung und den ramponierten Wänden, nicht zu reden von den überquellenden Aschenbechern und dem Gestank nach schalem Bier. Navarro war zum ersten Mal hier – seit seiner Wiedergeburt hatte er sich aus den USA ferngehalten –, und es stieß ihm seltsam auf, dass Walker und seine Gang, obwohl sie offenbar wirklich Geld scheffelten, lebten wie Gammler. Navarro war klar, dass es zur Identität dieser Jungs gehörte, zu ihrem Ethos, zu dem einzigen Leben, das sie kannten, aber es war das Gegenteil dessen, woran er gewöhnt war. Die
banditos
bei ihm zu Hause setzten alles daran, sich mit Luxus zu umgeben und Reichtum und Status zur Schau zu tragen, sobald sie es sich leisten konnten – Reichtum, den sie unweigerlich wieder verloren, der wahrscheinlich sogar zu ihrem Fall beitrug. Vermutlich taten die Jungs hier gut daran, weniger protzig zu leben. Vielleicht vermieden sie es so, dass die ATF auf sie aufmerksam wurde. Wie auch immer, dachte er, es spielte keine Rolle.

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