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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Drogen, gab triumphierend über Funk die Meldung durch. Der Fandungsbefehl war von der Dienststelle in San Diego gekommen, ein Aufruf höchster Dringlichkeitsstufe vom FBI  – das war hier nicht gerade etwas Alltägliches. Fugate befand sich an der Grand Plaza Mall, als der Funkruf kam und ihn sofort in Aktion versetzte. Zum Standort der Zielperson, einem heruntergekommenen Lagerhauskomplex abseits des La Mirada Drive, auch bekannt als Grotto, waren es weniger als fünf Meilen über den Parkway. In der Gewissheit, dass er als Erster vor Ort sein würde, trat Fugate kräftig aufs Pedal.
    Als er eingetroffen war, wartete er nicht erst auf Verstärkung. In der Meldung hatte es geheißen, der Verdächtige sei an der Schulter angeschossen und wahrscheinlich allein. Davon, dass er eine Waffe trug, war nicht die Rede gewesen. Mehr brauchte Fugate nicht zu wissen, und wie sich herausstellte, behielt er recht. Der Verdächtige war unbewaffnet und geschwächt, dem Anschein nach einer Ohnmacht nahe. Er ergab sich ohne jeden Widerstand. Teufel, so, wie er aussah, war er wahrscheinlich sogar erleichtert, dass er sich nicht länger zu quälen brauchte. Fugate würde ihn selbst zum Krankenhaus fahren, das ging schneller, als auf einen Krankenwagen zu warten, und schon bald würde der Hurensohn sich in einem bequemen Krankenbett wiederfinden, wo ihn reizende Schwestern umsorgten. Das war doch wohl Klassen besser, als allein in einem dreckigen Lagerhaus zu verbluten.
    Im Hochgefühl seines Erfolgs packte Fugate den Verdächtigen auf den Rücksitz seines Crown Vic. Er machte sich nicht einmal die Mühe, ihn mit Handschellen an den Metallbügel im Fußraum zu fesseln. Der Mann war kaum noch bei Bewusstsein. Ja, der Deputy Sheriff war sehr zufrieden mit sich selbst. Das San Diego County Sheriff’s Office wahrte, so stand es auf dem Kotflügel seines schwarz-weißen Streifenwagens, «seit 1850 den Frieden», und gerade jetzt, an diesem herrlichen Sommerabend, war Todd Fugate stolz darauf, zu dieser ehrenhaften Tradition einen handfesten Beitrag zu leisten.
    Weniger als eine Minute später war er tot.
    Er fuhr gerade von dem Lagerhaus los, als ein großer Geländewagen am Tor erschien und plötzlich auf ihn zuraste. Fugate riss das Steuer herum, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, aber die vordere Stoßstange des Geländewagens traf ihn am Heck und schleuderte den Streifenwagen herum wie ein Spielzeug, sodass er zur Seite schlitterte und vorwärts in einem Graben neben dem Tor landete. Als der geschockte Deputy hinausspähte, sah er, wie der Geländewagen eine schnelle Hundertachtzig-Grad-Wendung machte, wieder auf ihn zuraste und quer hinter ihm zum Stehen kam. Noch ehe die Räder stillstanden, wurden die Türen aufgestoßen, und zwei Männer sprangen heraus.
    Fugate legte hastig den Rückwärtsgang ein und trat aufs Gas, aber die Reifen drehten nur quietschend durch, und das Fahrzeug bewegte sich nicht von der Stelle. Der Deputy gab es auf und zog seine Pistole, doch da war es schon zu spät – die Männer hatten ihn bereits erreicht und kamen ihm zuvor. Der erste Schuss ging durch die Lunge und tat höllisch weh, aber der Schmerz hielt nur eine Sekunde an. Dafür sorgte die zweite Kugel, die ins Gehirn traf und ihm das Licht ausblies.
    Fugate sah nicht mehr, wie die Männer den verwundeten Verdächtigen aus seinem Wagen zerrten, auf den Rücksitz ihres Geländewagens stießen und unbehelligt mit ihm davonfuhren.
    Es war wohl auch besser so.

Kapitel 27
    Wir standen wieder ganz am Anfang.
    Soulpatch – das heißt Scrape oder Torres oder Arschloch oder wie auch immer man ihn nennen mochte – war verschwunden. Flammentattoo – genauer Billy «Booster» Noyes, wie sich herausgestellt hatte – lag mit einem dicken Schlauch in der Luftröhre auf der Intensivstation des Scripps Mercy Hospital. Die übrigen Bikerbrüder waren dauerhaft außer Gefecht, sie lagen auf Aluminiumbahren unten in der Leichenhalle.
    Außerdem hatten wir einen toten Deputy, der an diesem Morgen wohl nicht geahnt hatte, dass es sein letzter sein würde.
    Und wir hatten eine Menge Fragen.
    Fragen, die mich verfolgten, als ich endlich zum Hotel zurückkehrte, bereit, die Erinnerungen an diesen beschissenen Tag zu begraben und mich dem Morgen zuzuwenden.
    Ich war erschöpft und niedergeschlagen. Tess wiederzusehen war Balsam für meine Seele. Sie hatte Alex bereits zu Bett gebracht, was ein gutes Zeichen war, auch wenn er sicher nicht die Nacht durchschlafen

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