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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Folienbeutel.
    Ich dachte über das Timing nach. Natürlich war es denkbar, dass die Person, die hier unten festgehalten worden war, nichts mit Michelle, den entführten Wissenschaftlern oder der Schießerei oben im Clublokal zu tun hatte und es sich um lauter unterschiedliche Machenschaften der Biker handelte. Aber das zeitliche Zusammentreffen bereitete mir Kopfzerbrechen. Diese Jungs schienen zu viele Eisen im Feuer zu haben, als dass die Ereignisse nicht verknüpft sein könnten. Ich fragte mich, ob das Massaker oben nicht vielleicht in Zusammenhang mit der Person stand, die hier unten von billigen Burgern gelebt hatte, und wenn das der Fall war, was das Ganze dann mit Michelle zu tun haben könnte. Es gab noch immer zu viele unbekannte Faktoren, es war frustrierend. Die Schlüsselfrage war: Wer hatte die Biker angeheuert? Was mich zu der Frage führte, wer das noch wissen konnte.
    «Sie sagten, das hier war das Hauptquartier des Clubs?», fragte ich Villaverde, während wir die Treppe wieder hinaufstiegen.
    «Ja, warum?»
    «Es gab also noch andere Treffpunkte?»
    «Ein paar», erwiderte er und scrollte wieder durch die ATF -Akte. «Hier. Der Club hat über den Bundesstaat verteilt drei weitere Ortsgruppen und seltsamerweise» – er blickte auf – «eine in Holland. Ich meine Holland in Europa.»
    «Wir müssen mit den benachbarten Gruppen sprechen, herausfinden, wer die engste Verbindung zu der Gruppe hier hatte. Möglicherweise wissen sie, für wen die Jungs gearbeitet haben.»
    Villaverde runzelte skeptisch die Stirn. «Möglich, aber in solchen Clubs arbeitet normalerweise jede Gruppe für sich. Ich bezweifle, dass die anderen in ihre Machenschaften eingeweiht waren. Und selbst wenn, würden sie uns nichts erzählen.»
    «Vielleicht nach dem Vorfall hier …»
    Villaverde schien noch immer zu zweifeln. «Denen liegt die Verschwiegenheit einfach im Blut.»
    Ich wies mit einer Kopfbewegung in Richtung Motorradwerkstatt. «Was ist mit den Anwärtern? Auch wenn sie noch nicht zum engsten Vertrautenkreis gehörten, könnte einer von ihnen etwas aufgeschnappt haben. Und vielleicht weiß jemand, wer da unten gefangen gehalten wurde.»
    «Das wäre eine Möglichkeit. Die Jungs sind ziemlich eingeschüchtert. Wenn wir sie jetzt noch ein bisschen in die Mangel nehmen, bekommen wir vielleicht etwas aus ihnen heraus.»
    Als wir wieder den Clubraum betraten, wo die blutigen Leichen herumlagen, wanderten meine Gedanken zu Soulpatch/Scrape, und mich beschlich ein unbehagliches Gefühl. Eine Dringlichkeit, die mir die Nackenhaare aufstellte.
    «Wir müssen Scrape finden», sagte ich zu Villaverde.
    «Wir kennen seine letzte bekannte Adresse, die letzte bekannte Freundin, die Eltern. Da werden wir bald einen Hinweis haben.»
    Ich dachte an die Schusswunde in seiner Schulter. «Er hat sicher hier angerufen, um Bescheid zu geben, was am Hafen passiert ist. Das bedeutet, die Irren, die das hier angerichtet haben, wissen möglicherweise von ihm. Vielleicht wissen sie sogar, wohin er unterwegs ist. Wenn sie diese Jungs eliminiert haben, dann haben sie mit ihm vermutlich das Gleiche vor. Wir müssen schnell handeln.»
    Mein Frust wuchs. Wir mussten ihn finden, und zwar schnell. Die Chancen standen gut, dass er uns erzählen konnte, was wir wissen mussten – und uns verraten würde, wer diese neu auf den Plan getretenen Akteure waren.
    In diesem Moment war draußen vor dem Eingang des Clubhauses ein Tumult zu hören.
    «Nein, Ma’am», rief ein Mann. «Sie dürfen hier nicht …»
    «Erzählen Sie mir nicht, was ich darf oder nicht darf, verdammt», schnitt eine Frau ihm heftig das Wort ab. «Dieses Haus gehört meinem Mann, und ich will ihn sehen.»
    Im Eingang erschienen zwei Uniformierte, die vergebens versuchten, eine Frau aufzuhalten. Sie drängte sich energisch an ihnen vorbei und stürmte in den Raum. Sie war schätzungsweise Anfang vierzig, gut gebaut, hatte rötlich braunes Haar mit blondierten Strähnchen und trug eine tief sitzende Jeans, Schlangenlederstiefel und ein Jeanshemd, das in der Taille geknotet war. Man hätte sie nicht direkt als hübsch beschrieben, aber sie hatte etwas, eine natürliche, ungekünstelte Anziehung, die schwer zu übersehen war.
    Ihr Blick fiel sofort auf den verstümmelten Biker, und sie blieb wie angewurzelt stehen, ließ ihre Handtasche fallen und schlug die Hände vors Gesicht.
    «Wook!», schrie sie und brach in Tränen aus. «Wook, oh Gott, nein, Wookie Baby, nein, nein,

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