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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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nein …»
    Sie schwankte, und es sah aus, als würden ihre Beine jeden Moment unter ihr nachgeben. Ich eilte zu ihr, um sie zu stützen. Villaverde folgte mir.
    «Ma’am, Sie sollten nicht hier sein, bitte», sagte ich und verstellte ihr den Blick auf die Leiche des Bikers. «Bitte», wiederholte ich und fasste sie an den Schultern.
    «Ich … aber …», murmelte sie, dann verstummte sie, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Schließlich fand sie ihre Stimme wieder und stieß wütend hervor: «Was ist passiert? Was haben sie ihm angetan?»
    Ich zog sie an mich und hielt sie einen Moment lang in den Armen, damit sie sich beruhigte und wieder zu Atem kam. «Gehen wir nach nebenan», sagte ich und führte sie in den Besprechungsraum, wobei ich darauf achtete, weiterhin den Blick auf die Leiche zu verdecken. «Kommen Sie.»
    Es ließ sich nicht vermeiden, dass wir dicht an zwei Leichen vorbeigingen, und auch wenn ich mich bemühte, sie sie nicht sehen zu lassen, sah die Frau sie dennoch und zuckte jedes Mal zusammen.
    Ich rückte ihr einen Stuhl so zurecht, dass sie mit dem Rücken zum Clubraum saß. «Bitte nehmen Sie Platz, Ma’am.»
    Dann fragte ich sie, ob sie ein Glas Wasser wollte. Ich weiß selbst nicht, warum wir das immer tun, als besäße Wasser irgendeine magische Heilkraft, die Menschen hilft, über die schrecklichsten traumatischen Erlebnisse hinwegzukommen. Die Frau nickte benommen. Villaverde ging zur Bar, um etwas zu holen.
    Ich musste behutsam vorgehen, aber ich musste auch schnell etwas aus ihr herausholen. Mein Gefühl sagte mir, dass für Scrape die Uhr tickte, und wir hinkten hinterher. Sie sagte, sie heiße Karen, sie sei Wooks Frau. Wook war Eli Walker, erklärte sie, der Vorsitzende des Clubs. Einer der Anwärter hatte sie direkt nach der grausigen Entdeckung verständigt, und sie war sofort hergekommen.
    Ich versuchte, ihre Fragen so schonend wie möglich zu beantworten, soweit ich ihr überhaupt etwas verraten durfte. Aber ich musste sie schnell zu den Fragen lenken, auf die wir so dringend Antworten brauchten.
    «Wir müssen Scrape finden», erklärte ich.
    Sie sah mich völlig verständnislos an, als hätte ich plötzlich angefangen, vom Wetter zu reden.
    «Warum?»
    «Er ist noch auf freiem Fuß», erwiderte ich. «Er ist verwundet, und ich fürchte, die Kerle, die das hier angerichtet haben, sind auch hinter ihm her. Wir müssen ihn vor ihnen finden, sonst endet er womöglich wie die anderen.»
    Sie sah mich ängstlich und nervös an. «Verwundet?»
    «Er wurde angeschossen.» Ich ließ meine Worte einen Moment lang wirken, dann drängte ich: «Wissen Sie, wie er zu erreichen ist? Haben Sie seine Handynummer?»
    Plötzlich wich sie meinem Blick aus und blinzelte mehrmals.
    «Es ist okay», redete ich ihr zu. «Es geht hier nicht um Sie. Es geht darum, dass wir Scrape brauchen. Lebend. Ich muss nur wissen, wie ich ihn erreichen kann.»
    Sie zögerte noch immer, dann schüttelte sie den Kopf. «Ich habe seine Nummer nicht. Aber wenn er im Auftrag des Clubs unterwegs war», fügte sie hinzu, wobei ihr Blick verriet, dass sie sich damit auf illegale Geschäfte bezog, «dann hatte er sein Handy sowieso nicht dabei. Für so was haben sie immer neue Prepaid-Handys benutzt.»
    Ich wandte mich an Villaverde. «Wurde bei Walker ein Handy gefunden?»
    «Nein.»
    Ich runzelte die Stirn. Die Zeit lief uns davon, wie das Meer zurückweicht, bevor die große Sturmflut hereinbricht. «Wie steht es mit einem sicheren Unterschlupf, einem Ort, wo Scrape sich versteckt halten könnte, um auf Hilfe zu warten? Gibt es einen Arzt, zu dem der Club Beziehungen hatte, oder könnte er bei jemandem zu Hause untergeschlüpft sein? Bei einer Freundin?»
    Karen war noch immer sichtlich nervös und schüttelte immer wieder den Kopf, als wisse sie nichts.
    «Bitte, Karen», drängte ich behutsam. «Wir müssen ihn finden.»
    «Wir haben Kontakt mit einem Arzt am St. Jude’s, der nicht zu viele Fragen stellt, aber mit einer Kugel in der Schulter würde Scrape da nicht hingehen.»
    «Wohin dann? Denken Sie nach, Karen.»
    Sie sah mich an, und ihre Augen wurden vor Konzentration schmal, als erfordere die Antwort auf meine Frage eine körperliche Anstrengung.
    Schließlich sagte sie: «Zur Grotto.»

Kapitel 26
    «Ich habe ihn. Verdächtiger in Gewahrsam, ich wiederhole, Verdächtiger in Gewahrsam.»
    Todd Fugate, Deputy Sheriff bei der San Marcos Sheriff’s Station und Mitglied der Einheit für Gangs und

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