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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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wie möglich heranzuzoomen. Jetzt konnten wir es klar erkennen: Es war ein Lederarmband, gut einen Zentimeter breit, mit kunstvoller Prägearbeit, Silberfäden und winzigen blauen Schmucksteinen.
    Nicht gerade ein Fingerabdruck, grummelte ich innerlich, während ich auf den Monitor starrte. Warum hatten sie Scrape mitgenommen und nicht auf der Stelle erschossen?, fragte ich mich. In welchem Zustand würden wir ihn wohl letztendlich finden?
    Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Es war unser Kontaktmann vom La Mesa Police Department. Villaverde gab ihm durch die Scheibe einen Wink, und der Cop kam herein. Seine Körpersprache verriet, dass es etwas Wichtiges gab.
    «Karen Walker will mit Ihnen sprechen. Sie ist auf Leitung vier.»
    Ich drückte die Taste und schaltete auf Lautsprecher.
    «Karen? Hier spricht Agent Reilly.»
    «Mir ist noch was eingefallen. Wegen Gurus kleinem Bruder Marty. Ich weiß nicht, warum ich gestern nicht daran gedacht habe, aber es könnte Ihnen vielleicht helfen, ihn zu finden.»
    Offenbar war es ihr ernst damit, sich ihre Immunität zu verdienen.
    «Schießen Sie los.»
    «Marty hatte eine Freundin. Dani – Danielle Namour. Er und Dani standen sich sehr nahe, und sie war am Boden zerstört, als er starb. Sie war so fertig, dass ich mich fragte, ob da noch mehr dahintersteckte, ob es etwas gab, das ich nicht wusste, und ich habe sie gefragt. Wie sich herausstellte, war sie schwanger. Von Marty. Ich weiß nicht, vielleicht bringt Sie das auch nicht weiter, aber vielleicht ja doch, wer weiß.»
    «Wir sind für jeden Hinweis dankbar, Karen. Wo können wir sie finden?»
    «Wir haben nach Martys Tod ziemlich bald den Kontakt verloren. Vielleicht ist sie Gurus Beispiel gefolgt, ich weiß es nicht. Jedenfalls wollte sie nichts mehr mit uns zu tun haben. Aber wie ich hörte, hat sie das Kind bekommen. Ein Mädchen.»
    «Karen, wo können wir sie finden?», hakte ich noch einmal nach.
    «Nach dem, was ich zuletzt gehört habe, wohnte sie unten in Chula Vista und arbeitete in einer Modeboutique im Chula Vista Center. Aber die Information ist schon ein paar Jahre alt.»
    «Großartig, Karen, vielen Dank. Wir werden mit ihr sprechen.»
    Sie klang ein wenig erleichtert. «Wie gesagt, ich will, dass Sie die Dreckskerle schnappen, die Wook das angetan haben.»
    Ich beendete das Gespräch und warf einen Blick zu unserem Kontaktmann, der bereits auf dem Weg zur Tür war.
    «Wir überprüfen das sofort», sagte er und verließ den Raum.
    Ich starrte auf das Telefon und ließ das Gespräch im Geiste noch einmal ablaufen. Vielleicht führte dieser Hinweis zu nichts, aber andererseits waren Blutsbande immer noch die stärksten Bande, erst recht wenn es um tragische Ereignisse ging. Eine Tatsache, die ich gerade am eigenen Leib erfahren hatte.
    Pennebaker hatte offensichtlich ein Gewissen.
    Vielleicht auch in Bezug auf seine Nichte.

Kapitel 34
    Tess sah mit Unbehagen, wie die Farbe aus dem Gesicht der Direktorin wich. Die Frau, Marlene Cohen, hatte noch nicht von Michelles Tod gehört, und Tess wäre lieber nicht diejenige gewesen, von der sie es erfuhr. Aber sie hatte keine andere Wahl. Allerdings vermied sie es, ins Detail zu gehen, sie beschränkte sich darauf zu berichten, dass in Michelles Haus eingebrochen worden war und die Einbrecher Michelle erschossen hatten.
    Das Gespräch fand im Büro der Direktorin der Merrimac Elementary School statt, einer modernen, freundlich wirkenden Schule für Kinder vom Vorschulalter bis zur sechsten Klasse, die am Ende einer Sackgasse beim San Clemente Park lag, nicht weit von Michelles Haus entfernt. Tess hatte sich vor ihrem Besuch die Website angesehen, und das Erste, was ihr auffiel, waren die überschwänglichen Bewertungen. Michelle hatte offenbar ihre Hausaufgaben gemacht und für Alex eine besonders angesehene Schule ausgesucht. Das erinnerte Tess daran, was ihr nun bald bevorstehen würde – die Auswahl einer Schule, die Anmeldung, all die Dinge, die Eltern eines kleinen Kindes in der hektischen, von Konkurrenzdruck geprägten heutigen Welt zu bewältigen hatten. Es lag Jahre zurück, dass ihre eigene Tochter Kim die Grundschule besucht hatte, und die Vorstellung, all das noch einmal durchzumachen, schüchterte Tess ein. Ihr Besuch auf der Website von Alex’ Schule hatte ihr nüchtern, aber mit vielen Details vor Augen geführt, wie sehr sich ihr Leben von nun an verändern würde.
    Von der Website erfuhr sie, dass die Schule im Sommer

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