Mensch Hund
Hundekasten eine echte Alternative zu einem zerrupften und angenagten Körbchen ist. Bis wir eines Tages dahinter kamen, daß nicht der Kasten, sondern die Tatsache, daß die drei Hunde tatsächlich großenteils in diesem Kasten waren, das Erstaunen hervorrief. Wir wurden durch die immer wiederkehrende Frage: „Schlafen die denn tatsächlich darin?“ darauf gestoßen, unsererseits dann auch einmal zu fragen: „Wo schläft denn Ihr Hund?“
Die immer wieder ausweichenden Antworten darauf machten uns stutzig, und wir glaubten schon, etwas falsch gemacht zu haben, indem wir unseren Hunden einen festen Platz im Hausflur angewiesen hatten.
„Über Tag legt sich unser Hund in den Sessel“ oder „in der Wohnung“ oder „das kommt darauf an“ waren die häufigsten Antworten, die wir erhielten.
Auch wir haben in unserer Hundevernarrtheit nichts dagegen, wenn unsere Hunde abends, wenn die Kinder im Bett sind, einmal vom Sessel aus ein interessantes Fernsehprogramm betrachten oder auch nur ihre täglichen Streicheleinheiten abholen. Aber wir waren ob solcher ausweichenden Antworten doch etwas verunsichert.
Doch die Antwort auf unsere Frage, und zwar die ehrliche Antwort, erhielten wir bald darauf von einem unserer Pensionshunde — ich glaube, es war Toby oder Charly. Jedenfalls lief der Rüde in den ersten
Tagen seines Aufenthaltes bei uns so unruhig in der Wohnung herum, als suche er etwas Bestimmtes und könne gar nicht verstehen, daß das in unserer Wohnung nicht vorhanden sei. Er legte sich stets vor alle Türen, durch die meine Frau hinausging, und eines morgens gelang es ihm endlich, meiner Frau zum Bettenmachen ins elterliche Schlafzimmer zu folgen. Man sah ihm die Erleichterung und Freude darüber geradezu an, festzustellen, daß auch wir ganz normale Menschen sind, die in ganz normalen Betten schlafen. Ein Grinsen, ein Satz und UAAA!, endlich konnte man sich wieder wie gewohnt im weichen Federbett wälzen und räkeln. Den Kopf ganz nach hinten gelegt, die Läufe in die Luft gestreckt, und schon fielen die Augen ganz langsam zu.
Aber welche Enttäuschung, als meine Frau den armen Hund mit einem energischen „Pfui!“ von seinem angestammten Platz jagte. Er sah sie aus seinen braunen Augen an, als käme alles Unglück der Welt über ihn, und schlurfte mit eingezogenem Schwanz zu den anderen zurück.
An diesem Tag kam uns zum ersten Mal der Verdacht, daß all die ausweichenden Antworten nur gegeben wurden, um eine gewisse Intimsphäre abzuschirmen — das Bett.
Jeder echte Hundefreund, speziell Beaglefreund, läßt sich von dem treuen, sanften Blick in gewissem Maße erweichen. Wir waren auch schon vom komfortablen, teuren Zwinger, der jetzt leersteht, auf den Hausflur ausgewichen und, wie gesagt, manchmal in die Küche und das Wohnzimmer. Aber ins Bett? Konnte das möglich sein?
Um unsere Neugier zu befriedigen und um festzustellen, ob wir denn wirklich solch hartherzige und brutale Hundehalter waren, änderten wir in Zukunft bei Gesprächen mit anderen Hundefreunden unsere Taktik:
„Es ist doch etwas wirklich Schönes, so einen netten, kleinen Kerl im Bett zu wärmen und zu streicheln, nicht wahr?“ oder „Schläft Ihrer auch immer so unruhig im Bett, wenn er nicht richtig zugedeckt ist?“
oder „Unsere sind so sauber, die können wir ohne weiteres sogar mit ins Bett nehmen.“
Dann fingen die Augen an zu glänzen, und mit Erleichterung konnte man sich endlich mit einem verständigen Menschen, der seinen Hund ebenso liebt, einmal aussprechen.
Nach und nach kamen wir also hinter die Schlafgewohnheiten unserer Freunde, beziehungsweise deren Hunde. Und alle waren froh, sich nicht mehr verstellen zu müssen, und berichteten freudig über jeden Schnarcher ihrer vierbeinigen Freunde.
Bis auf einen Mann, der bitterlich sein Herz ausschüttete und über die vielfachen Schwierigkeiten des ehelichen Zusammenlebens fluchte, wenn man seit zehn Jahren mit vier Hunden zusammen den Platz und die Gunst der Ehefrau im Bett teilen muß.
Aber auch er hat — so wie wir — sicherlich nicht die tieferen menschlichen Bedürfnisse der Hunde verstanden und sieht in ihnen nur Tiere, die nachts nicht der menschlichen Wärme und Nähe bedürfen.
Bei menschlichen Bedürfnissen fällt mir noch eine kleine Geschichte ein, die von einem bedeutenden und sehr intelligenten Zuchtrüden handelt.
Auch dieser teilt seit langer Zeit mit seinem Herrn, einem strengen und konsequenten Jägersmann, nachts dessen wärmende
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