Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)
Kartoffelbrei und Griebenwurst auf dem Programm, sowohl für Barbarotti als auch für Backman, und dazu rote Beete und Tomatensalat. Es war Mittwoch, normalerweise gingen sie ein oder zwei Mal die Woche zum Kungsgrill, und Gunnar Barbarotti musste sich eingestehen, dass Eva Backman ihre Frage schon länger zurückgehalten hatte, als er eigentlich erwartet hatte. Sehr viel länger, und im Kungsgrill kamen die Fragen etwas delikaterer Natur immer viel leichter auf den Tisch. Er kaute auf einem Wurststück.
»Marianne. Sie heißt Marianne.«
Eva Backman betrachtete ihn kritisch.
»Ich weiß, dass sie Marianne heißt«, stellte sie fest. »Das hast du gestern schon erwähnt. Ist das alles, was du über sie zu sagen hast? Ist dein Blick für Frauen so eingeschränkt, dass du eine von der anderen nur durch den Namen unterscheidest?«
»Was soll das denn nun?«, fragte Gunnar Barbarotti. »Ich dachte, wir wollten über die Arbeit diskutieren. Und nicht über mein eventuelles Liebesleben. Aber gut, sie ist vierzig. Geschiedene Hebamme aus Helsingborg mit zwei Teenagerkindern.«
Eva Backman seufzte.
»Ausgezeichnet. Vielen Dank für die Aufklärung. Du bist wirklich Romantiker bis in die Zehenspitzen, liebster Herr Kriminalbefruchter. Ist sie hübsch?«
»Habe nie etwas Schöneres gesehen.«
»Weiße Zähne?«
»Yes.«
»Veilchenblaue Augen?«
»Yes.«
»Tolle Brüste?«
»O yes. Zwei Stück.«
Eva Backman lachte. »Und sie hat eine Seele?«
»Eine große, starke«, sagte Gunnar Barbarotti. »Aber ich denke, das reicht jetzt als Information. Sie hat trotz allem noch nicht um meine Hand angehalten, und es ist ja wohl nicht so außergewöhnlich, dass ich mal wieder eine Frau treffe?«
»Außergewöhnlicher, als du denkst«, widersprach Eva Backman und lächelte geheimnisvoll.
»Ach, ja? Nun ja, auf jeden Fall wirst du sie wohl demnächst mal kennen lernen … wenn wir zusammenbleiben, heißt das.«
»Ist das ein Versprechen?«
»Nein, es wird unvermeidbar sein. Aber jetzt Schluss damit. Ich wollte nämlich über eine Sache, die bestimmte Ermittlungen betrifft, mit dir sprechen. Und wenn ich zu leckerer Griebenwurst einlade, musst du dich auch für Fachgespräche zur Verfügung stellen.«
»Ich verstehe«, sagte Eva Backman. »Du brauchst also wie üblich Hilfe. There is no such thing as a free easter band. Um wen geht es?«
»Henrik Grundt.«
»Ach, ja?«
»Was bedeutet ›ach, ja‹?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich, dass ich ein wenig verwundert bin. Du hast den Fall seit mehr als zwei Wochen nicht mehr zur Sprache gebracht.«
»Das bedeutet doch nicht, dass ich nicht darüber nachdenke.«
»Ich denke auch darüber nach. Also?«
»Hm. Ja, da war diese Frau auf dieser Hochzeit, weißt du.«
»Die Braut?«
»Nein, nicht die Braut. Es waren mindestens noch siebzig andere Frauen dort.«
»Ich verstehe.«
»Sie saß mir beim Essen gegenüber.«
»Ja, und?«
»Hinterher haben wir ein wenig miteinander geredet. Es kam heraus, dass sie Willnius heißt.«
»Willnius?«
»Ja. Annica Willnius.«
Eva Backman hob eine fragende Augenbraue.
»Sie ist Jakob Willnius’ erste Frau. Jakob Willnius ist inzwischen verheiratet mit Kristina Hermansson. Kristina Hermansson ist …«
»Danke. Ich weiß, wer Kristina Hermansson ist. Dann hast du also die Ex-Frau getroffen von … wie noch mal? … von dem Mann von Henrik Grundts Tante? Willst du das damit sagen?«
»Ja.«
»Beeindruckend. Und wie bist du vorgegangen?«
»Halt die Klappe, Kollegin Backman. Wenn du stattdessen ein wenig Wurst kaust, werde ich es dir erzählen.«
»You have a deal.«
»Du guckst zu viele schlechte Polizeiserien. Aber das ist dein Problem. Mein Problem ist, dass sie etwas hinsichtlich Jakob Willnius erzählt hat, seine Ex-Frau.«
»Mhm?«
»Sie hat gesagt, er sei ein ekliger Typ. Es würde sie nicht verwundern, wenn er jemanden getötet hätte.«
Eva Backman schluckte einen Kloß Kartoffelbrei und trank einen Schluck Ramlösa. »Das hat sie gesagt?«
»Zumindest etwas in der Richtung.«
»Und?«
»Das war es eigentlich schon. Vielleicht bedeutet es ja gar nichts, aber ich muss immer wieder darüber nachdenken.«
»Worüber musst du nachdenken, genauer gesagt?«
Gunnar Barbarotti machte eine Pause und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
»Ich weiß nicht genau. Darüber, ob wir diesen sogenannten Familienaspekt in diesem Fall vielleicht etwas zu leichtfertig beiseitegeschoben haben, beispielsweise?«
Eva Backman
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