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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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tiefgefrorene Moltebeeren aufzuwärmen. Sie hatte serviert, abgeräumt, abgewaschen und die Nahrungsmittel betreffenden Repliken aus einem Manuskript zitiert, das so alt und abgedroschen war, dass niemand überhaupt mitbekam, dass es nur ein Theaterstück war, was da vor sich ging. Sie hatte in den Tiefen ihrer Seele nach etwas Klugem geangelt, was sie hätte sagen können – oder nach warmen Gefühlen für eines ihrer Kinder (Enkelkinder und Ehemänner eingeschlossen) -, doch die Haken hatten nackt an den schlaffen Angelschnüren direkt nach unten in dieses Schlupfloch hineingehangen. 01.15. Kelvin war ein merkwürdiges, introvertiertes Kind, sie fragte sich, ob er wirklich gesund war. Autismus vielleicht oder Asperger-Syndrom, aber war das nicht nur eine Variante davon? Die einzelnen Worte, die er nach langen Perioden des Schweigens von sich gab, klangen merkwürdigerweise immer wie Geschlechtsworte. Wenn ich zwanzig wäre und gezwungen, mir unter allen einen auszusuchen, um mit ihm auf einer einsamen Insel zu leben, dachte sie – ja, er müsste dann natürlich auch zwanzig sein -, dann wüsste ich nicht, ob ich nicht Leif auswählen würde.
    Das war eine etwas überraschende Schlussfolgerung, aber Leif war wenigstens kein Wolf im Schafspelz. Vielleicht ein Schwein in der Schweineschwarte, aber ein liebes Schwein, und bei ihm musste man sich nie anstrengen. Ebba hat Glück gehabt, dachte sie. Sie wird sich ihr Leben lang einbilden, dass sie abgestiegen ist, während sie doch den Hauptgewinn gezogen hat. Aufgeblasene Angeberschnepfe!, dachte sie plötzlich in kurz aufflammender Wut, du hättest Karl-Ebba heißen sollen! Das war ein Gedanke, der sie fast im Dunkeln zum Schmunzeln brachte, sie fragte sich, ob die beiden bis auf ein Vierteljahrhundert und unterschiedlich geformte Geschlechtsorgane überhaupt etwas unterschied. Vater und Tochter. Siamesische Zwillinge, verdammt noch mal! 01.16. Und die Jungs schienen beide bedrückt zu sein. Natürlich in erster Linie der kleine Kristoffer, aber schließlich war er ja auch im Schatten des Musterknabens von großem Bruder aufgewachsen. Ja, Henrik war wirklich die dritte Generation in direkter Folge. Karl-Erik, Karl-Ebba, Karl-Henrik. Es fehlte nur noch, dass auch Henrik morgen Geburtstag hatte. Aber trotz allem war er ja ein nicht geplanter Mensch gewesen, sie hoffte, dass diese schlichte Tatsache das Detail sein könnte, das ihn rettete.
    Und was Kristina in Jakob Willnius sah – oder einmal gesehen hatte -, das war nicht schwer zu erraten. Stärke, Zielstrebigkeit, Reife. Charme und Sicherheit, falsch wie Wasser. Nein, das war ungerecht, aber der Vergleich mit Wasser hatte dennoch etwas an sich. Durchscheinend und anpassungsfähig vielleicht? Ach, was soll’s, dachte Rosemarie. Warum liege ich eigentlich hier und analysiere einen nach dem anderen? Sie sind mir doch sowieso vollkommen gleichgültig.
    Obwohl Walter und Kristina eher nach mir als nach Karl-Erik kommen, dachte sie trotz allem weiter, als könnte sie ihre Gedanken selbst nicht mehr steuern … das wird von Jahr zu Jahr deutlicher. Und vielleicht war ja in Kristinas Umarmung doch eine Wärme zu spüren gewesen? Die Andeutung, eine stumme Botschaft einer Übereinstimmung und Versöhnung, trotz allem – auch wenn es jetzt noch nicht in Worte und Taten umzusetzen war – 01.17 -, doch zu gegebener Zeit könnte es heranwachsen und genutzt werden. Wenn sie nur zurechtkam, Kristina, und nicht auf halbem Weg zerbrach.
    Wie Walter. Sie schob die Hände in die weiche Höhle oberhalb der Kniekehlen und betete zu Gott, an den sie ab und zu glaubte, meistens jedoch nicht, dass Walter nicht süchtig werden würde. In der Fernsehsendung war er sternhagelvoll gewesen, und auch am Abend hatte er viel getrunken. Gütiger Gott, murmelte sie leise, schütze meine Kinder … zumindest die Jüngsten, die Älteste schafft es auch so … schütze sie vor allem Bösen, das ihnen auf ihrem Lebenspfad begegnet und schütze mich vor mir selbst. Lass mich wenigstens jetzt ein wenig schlafen und anschließend noch eineinhalb Tage durchhalten. Wenn ich am Mittwochnachmittag im Krankenhaus lande, spielt das wirklich keine Rolle – ob wegen des Körpers oder der Seele, ist auch gleich, das wäre wirklich nicht schlecht. 01.18, ich muss jetzt auf jeden Fall aufstehen und mir eine Schlaftablette holen, verflucht noch mal, das hätte ich schon früher machen sollen, bevor das Gehirn überkocht. Vor dem Schlupfloch. Vor … ich hasse

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