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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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würden, als es im Haus eigentlich gab, aber Ebba war nun einmal Ebba, und Karl-Erik würde lieber seinen letzten Schlips verpfänden, als seine Lieblingstochter irgendwo anders unterzubringen als daheim, in dem Zimmer, in dem sie aufgewachsen war. Und das erst recht jetzt, wo es das letzte Mal, das letzte Mal für alle Zeiten war.
    Sie bekam einen Kloß im Hals und kippte den lauwarmen Kaffee hinunter. Und Walter? Ja, der arme Walter musste natürlich vor den Blicken der Welt so gut es nur ging versteckt werden, man konnte ihn nicht im Hotel herumlaufen lassen, wo ihn jeder begaffen und verhöhnen konnte. Wichs-Walter von Fucking Island. Als sie das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte, vorgestern Abend, hatte es fast geklungen, als wäre er kurz vorm Heulen.
    Also mussten Kristina, Jakob und der kleine Kelvin ins Hotel. Wie konnte man ein Kind nur Kelvin taufen? Der absolute Nullpunkt, wie Karl-Erik den frischgebackenen Eltern erklärt hatte, doch das hatte nichts genützt. Übrigens war sie sich ziemlich sicher, dass die Kleinfamilie das Hotel als Glückslos betrachten würde, die Gefühlslage, die Kristina gegenüber Rosemarie zu zeigen pflegte, seitdem sie erwachsen und von zu Hause ausgezogen war, bestand aus einer Mischung aus Schuldgefühl, Minderwertigkeitsgefühl und dem Gefühl, missraten zu sein. Und einen kurzen, jedoch umso klareren Moment lang war sie sich dessen bewusst, dass sie eigentlich nur für Walter Gefühle empfand und sich um ihn sorgte. Lag es daran, dass er ein Junge war? War es so einfach?
    Aber vielleicht würde es früher oder später doch noch einen Zugang zu Kristina geben; was sie selbst betraf natürlich nur, kaum für Karl-Erik. Denn er war schon immer das Hauptziel für die Obstinenz des Mädchens gewesen. Gab es dieses Wort überhaupt? Obstinenz? Von den ersten Pubertätstagen an war es so gewesen, doch die pädagogische Fichte hatte aufrecht und im Schutz ihrer Rinde unzählige Streitereien, Zwiste und Dispute ausgehalten – und dabei gerade die Eigenschaften gezeigt, die derartigen rechtschaffenen Pflanzen zugeschrieben werden. Bleibe auf dem Fleck, auf dem du stehst, und rühre dich keinen Millimeter fort.
    Ich bin ihm gegenüber ungerecht, dachte sie. Aber ich bin es so verflucht leid, dass ich auf das ganze Elend spucken könnte.
    Gerade in diesem Augenblick, als sich die Uhr den Sieben-Uhr-Nachrichten auf P1 näherte, führte Karl-Erik eine Reihe schwergewichtiger und unwiderlegbarer Argumente für die Selbstverständlichkeit an, dass Ebbas Familie im Haus untergebracht werden musste – und Rosemarie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie am liebsten zu ihm gehen, ihm die Zunge aus dem Mund ziehen und diese abschneiden würde.
    Seine pädagogischen Aufgaben waren schließlich abgeschlossen, es war also an der Zeit.
    Und dann dieser automatisch auftauchende Gedanke, dass sie wieder einmal ungerecht war.
    »All right, all right«, sagte sie. »Es spielt keine Rolle.«
    »Na gut«, sagte er. »Wie schön, dass wir uns einig sind. Wir müssen auf jeden Fall versuchen, Walter genau wie immer zu behandeln. Ich möchte dieses Ereignis nicht erwähnt haben. Ich werde mit ihm ein Gespräch unter vier Augen führen, das muss reichen. Wann, sagte er, dass er kommen wollte?«
    »Gegen Abend. Er kommt mit dem Wagen. Ja, genauer hat er das nicht gesagt.«
    Karl-Erik Hermansson nickte nachdenklich, öffnete den Mund sperrangelweit und schaufelte einen gehäuften Löffel Joghurt mit grobem Müsli hinein, unberührt von Menschenhand und mit dem Zusatz von zweiunddreißig nützlichen Mineralien plus Selen.
     
    Sie saugte im oberen Stockwerk Staub. Karl-Erik hatte sich in häuslicher Solidarität die Einkaufsliste und das Auto gegriffen und war zu dem uralten Coop-Palatz draußen im Industriegebiet Billundsberg gefahren, um dort fünfhundert Kilo Geburtstagsnotwendigkeiten sowie einen Tannenbaum einzukaufen. Während Rosemarie den altmodischen alten Voltan herummanövrierte, gekauft bei Bröderna Erikssons Elektriska Maskiner, Hem & Hushåll bereits im Spätwinter 1983 und vermutlich unverwüstlich, überlegte sie, wie viele wichtige Entscheidungen sie eigentlich während ihres dreiundsechzigjährigen Lebens getroffen hatte.
    Dass sie sich mit Karl-Erik, der Pädagogenfichte, verheiratet hatte? Wohl kaum. Sie hatten sich bereits während ihrer Schulzeit in der Karolinschen Lehranstalt kennen gelernt (sie eine verhuschte Anfängerin in der ersten Gymnasialklasse, er ein aufrechter Schüler

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