Mensch und Hund - ein starkes Team
Verteidigungsverhalten zeigen muss. Vieles lässt sich über die Individualdistanz des Hundes regeln. Jedes Individuum hat eine eigene Individualdistanz. Ähnlich wie beim Menschen mögen manche Individuen den direkten Kontakt mit anderen Lebewesen gerne, andere wiederum lieben es gar nicht, „bekuschelt“ und „beschmust“ zu werden!
Menschen erwarten aber von ihren Hunden, sich aus reiner Gutmütigkeit alles gefallen zu lassen. Wenn ein Hund aber klar zeigt „bis hierher und nicht weiter“, fühlen sich Menschen hintergangen. Da wird ein Knurren gerade noch toleriert; man ist geschockt, aber man kann dieses einmalige Vergehen seinem Hund noch verzeihen.
In unserem Beispiel mit den herumlaufenden Kindern reicht es, dem Hund eine Rückzugsmöglichkeit zu geben. Ihm ein Zimmer oder einen geschützten Platz zur Verfügung zu stellen, zu dem die Kinder nicht kommen dürfen, wo er seine Ruhe hat. Je öfter der Hund erlebt, dass Kinder nicht bedrohlich sind, desto schneller wird die Reaktionsbereitschaft und die negativen Gefühle die damit abgespeichert sind, in die Vergangenheit gedrängt und durch positive Gefühle ersetzt werden.
Damit wäre der Mensch in der Lage, die verschiedenen Wirklichkeiten zu verstehen und zu akzeptieren, sie mit Abstand zu betrachten und die Reaktionen positiv zu beeinflussen.
Aggression ist ein artspezifisches Droh- und Angriffsverhalten, mit dem das Tier auf einen Reiz reagiert. Aggressionsverhalten gehört zu dem natürlichen hündischen Verhaltensrepertoire.
Halten Sie sich immer vor Augen, dass die Wirklichkeiten verschieden sind. Lernen Sie die Wirklichkeit Ihres Hundes zu verstehen, zu akzeptieren und positiv damit umzugehen.
Niemand wird gezwungen, die Wirklichkeit Anderer anzunehmen, auch nicht die Ihres Hundes, oder danach zu leben. Hier geht es nicht darum „Recht zu haben“.
Halten wir uns vor Augen, dass in unangenehmen Situationen ein negatives Gefühl ausgelöst wird, das wiederum zur Folge hat, dass man in eine negative Denkweise verfällt. Man erlebt die Situation nicht nur negativ, sondern alle Gedanken und Handlungen werden dadurch negativ beeinflusst. Nehmen wir das Beispiel des knurrenden Hundes. Bis zu dem Vorfall war das Verhältnis zu dem eigenen Hund ungetrübt und herzlich. Danach werden alltägliche Situationen, die noch nie irgendein Problem ausgelöst haben, plötzlich anders wahrgenommen. Man beginnt sich anders zu verhalten, was wiederum eine gesteigerte Alarmbereitschaft beim Hund auslöst, und die Negativspirale ist voll im Gang.
Tritt man jedoch einen Schritt zurück und kann man die Wirklichkeit seines Hundes annehmen, als das, was es ist: dass der Hund ein Problem hat, das der Mensch keinesfalls persönlich nehmen sollte. Dann kann dieser Abstand bereits helfen, überlegter und bewusster zu handeln. Somit ist man in der Lage, dementsprechend positiv seinen Weg zu gestalten oder sich zu überlegen, wie das von uns gewünschte Verhalten des Hundes wäre und durch Training zu erreichen ist. Aber auch hier ist wichtig, nicht jedes Alternativverhalten ist für den Hund aus seiner Wirklichkeit heraus in Ordnung. Achten Sie hier mehr darauf, was aus hündischer Sicht für den Hund und ein gemeinsames harmonisches Zusammenleben möglich ist.
Kapitel 7
Ich sehe was, was du nicht siehst!
Hunde sind wahre Anpassungskünstler. Sie passen
sich unserem Leben, den Gegebenheiten und auch unseren
Stimmungen an. Das tun sie immer in dem Streben,
den momentanen Zustand zu verbessern. Ja, Hunde sind in
der Tat anpassungsfähige Wesen. Ein harmonisches und
vertrauensvolles Miteinander können wir aber nur dann
erreichen, wenn auch wir uns in die Situation des Hundes
hineinversetzen, um das eigene Verständnis
zu optimieren.
Ich bin der Mensch – du bist der Hund –, das letzte Kapitel hat gezeigt, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen der Wirklichkeiten sein können – und zu wie vielen Missverständnissen es deshalb kommt. In diesem Kapitel gehen wir noch einen Schritt weiter und fordern Sie auf, auch mal in die Rolle des Hundes zu schlüpfen – die Welt also „mit seinen Augen zu sehen“ bzw. mit seinen Sinnen zu erleben.
Dazu bieten die folgenden Seiten Gelegenheit und die Trainingstipps sind diesmal für den Hundehalter und nicht nur für den Vierbeiner. Begleiten Sie uns auf eine sinnliche Entdeckungsreise.
So tickt der Hund:
Die Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane ist abhängig von der Anzahl der
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