Mensch und Hund - ein starkes Team
unterschiedliche Wirklichkeit. Und diese unterschiedliche Wahrnehmung der Wirklichkeit spielt sich in sehr feinen Nuancen ab, ist deshalb aber nicht weniger bedeutungsvoll.
Das Gesetz der Wirklichkeit
Es gibt nicht nur eine Wirklichkeit – jeder Mensch hat seine eigene und weil jeder an seiner Wahrnehmung festhält, kommt es zu so vielen Missverständnissen. Die Wirklichkeit eines Menschen ist eine Mischung aus Erfahrung, Wissen und Prägung, verfeinert durch Launen, Befindlichkeiten und optische Eindrücke. Die Wahrnehmung der Wirklichkeit ist nie objektiv, sondern stets individuell. Verstehen und Erkennen ist der Schlüssel zur Akzeptanz anderer Wirklichkeiten. Dadurch bereichert sich das eigene Leben und die eigene Wirklichkeit. Denn jeder Mensch hat aus seiner Wirklichkeit heraus Recht!
Wir leben in einer hoch technisierten Welt und unser Lebensrhythmus hat sich dementsprechend beschleunigt. Wir sehnen uns nach Ruhe und „Entschleunigung“, wir leiden unter dem Stress. Dieses Leben mit seinen Bedingungen stresst auch den Hund: Die Tiere „leiden“ unter ständiger Reizüberflutung der Sinne, der immense Lärmpegel unserer Umwelt (Straßenverkehr), der Geruch einer Großstadt mit vielen Abgasen und nicht zuletzt die optische Überreizung unserer schnelllebigen Zeit belastet Hunde. Dann verlangen wir einerseits von dem sozialen Rudeltier Hund stundenlanges Alleinsein, dann wieder soll er uns überall hin begleiten – und womöglich Rolltreppen fahren, in Kaufhäusern und U-Bahnen mit ihren Menschenmassen an unserer Seite sein. Und in unserer Freizeit soll er uns bei Spaziergängen in die Natur begleiten, aber „den Rasen nicht betreten“ und natürlich keinesfalls jagen. Haben Sie diese hündische Weltsicht einmal bedacht?
Was der Hund nicht kennt, kann ihn verunsichern!
Unsere Haushunde lernen als Welpen, Menschen und ihre Verhaltensweisen einzuschätzen. Lernt ein Welpe nicht, wie sich ein Betrunkener bewegt, die veränderten Bewegungsabläufe von behinderten Menschen oder auch die unberechenbaren Aktionen von Kindern, können diese Verhaltensweisen den erwachsenen Hund verunsichern, ihm Angst machen oder Probleme bereiten. Manche Hunde sind ängstlicher/nervöser und achten schon im Voraus mehr auf auffällige Muster, wie zum Beispiel Körperspannung oder auch schon angehaltenen Atem.
Diese Schwierigkeit in der gegenseitigen Verständigung ist schlicht und einfach das Ergebnis von verschiedenen Wirklichkeiten. Was sind nun die Unterschiede in den wahrgenommenen Wirklichkeiten und wie kann man darauf eingehen, um die Probleme miteinander in Zukunft zu vermeiden?
Der ängstliche Hund will nur erreichen, dass der Reiz (potentielle Gefahrenquelle) verschwindet. Jeder Hund hat zudem verschiedene Reizschwellen. Oft werden diese Reizschwellen oder auch Auslöser bei Hunden gar nicht wahrgenommen.
Ein einfaches Beispiel: Hunde & Kinder. Ein Hund, der das Zimmer verlässt, weil die Kinder zu laut und wild sind, vermeidet eine Konfrontation und will Deeskalieren. Er geht. Wenn das nichts bringt, da die Kinder nicht nur in einem Zimmer laut und wild sind, sondern durch die ganze Wohnung oder das ganze Haus toben, kann ein Hund als nächstes in ein Verteidigungsverhalten übergehen – er knurrt beispielsweise, wenn ein Kind an ihm vorbeiläuft.
So „tickt“ der Hund:
Hunde gehören zu den Raubtieren, ja auch in unserem Haushund schlummert immer noch ein Raubtier, und deren Strategie ist oftmals „Angriff ist die beste Verteidigung“. Trifft nun ein ängstlicher Hund auf einen Menschen, dessen Verhaltensmuster er nicht einordnen kann, nimmt er eine (unterschiedlich ausgeprägte) Verteidigungshaltung ein. Angreifen allerdings muss nicht die erste Alternative sein. Der Hund wird zunächst versuchen, auszuweichen.
Der Mensch sollte dem Hund den notwendigen Spielraum zum Ausweichen geben, dann lassen sich viele brenzlige Situationen besser entschärfen. Für den Hund ist es wichtig, sich verstanden zu fühlen anstatt in eine Situation gepresst zu werden, frei nach dem Motto: Da muss er jetzt durch!
Knurren wird jedoch von Menschen bereits als höchst bedrohlich wahrgenommen. Für die Eltern der Kinder ist die wahrgenommene Wirklichkeit eine völlig andere, die von ihnen geliebten Kinder haben dem Hund ja nichts getan. Also: Warum reagiert er so böse? Für sie ist diese Reaktion des Hundes nicht nachvollziehbar. Meistens folgt eine Tadelung des Hundes, da sein Verhalten von den
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