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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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diese Armbewegung wie der Ausschlag des Zeigers eines Drehzahlmessers - oder in diesem Fall eines Stresszählers - aus, der je nach Anspannung weiter ausschlägt oder wieder zurückgeht.
    Berührungen im Gesicht
    Oft berühren wir auch unser Gesicht oder streichen darüber, wenn wir Stress ausgesetzt sind. Wir reiben etwa die Stirn, berühren, reiben oder lecken die Lippen, ziehen oder kneten das Ohrläppchen mit Daumen und Zeigefinger, streichen über die Wangen, das Kinn oder den Bart, spielen mit Haarsträhnen -alles, um uns zu beruhigen. Wie bereits erwähnt, blasen manche Menschen zu diesem Zweck auch ihre Wangen auf und atmen langsam aus. Im Gesicht befinden sich zahlreiche Nervenenden; wenn wir diese stimulieren, trägt das zur Beruhigung bei.
    Geräusche machen
    Pfeifen kann eine Beruhigungsgeste sein. Manche Menschen pfeifen, um sich zu beruhigen, wenn sie sich in einem unbekannten Stadtteil bewegen oder einen langen, dunklen, verlassenen Korridor oder Weg entlanggehen. Andere plappern unentwegt. Ich habe etwa einen Freund (ich nehme an, jeder von uns kennt so jemanden), der wie ein Wasserfall redet, sobald er nervös oder aufgeregt ist. Manche kombinieren auch eine Berührung mit einem akustischen Signal, indem sie zum Beispiel mit einem Bleistift klopfen oder mit den Fingern trommeln.
    Auffälliges Gähnen
    Immer wieder kann man beobachten, wie Menschen in einer Stresssituation übertrieben und auffällig gähnen. Beim Gähnen holt man nicht nur tief Luft, sondern befeuchtet auch den Mund, der leicht trocken wird, wenn wir unter Stress stehen. Verschiedene Strukturen in und um den Mund dehnen sich beim Gähnen und üben Druck auf die Speicheldrüsen aus, sodass diese zur Produktion von Speichel angeregt werden. Nicht nur Schlafmangel, sondern auch Stress kann also Gähnen auslösen.
    Mit der Hand das Bein entlangfahren
    Diese Beruhigungsgeste bleibt oft unentdeckt, weil sie sich in der Regel unter dem Schreib- oder einem anderen Tisch abspielt. Bei dieser entspannenden beziehungsweise beruhigenden »Streicheleinheit« legt man eine Hand (oder beide Hände) mit der Handfläche nach unten auf das Bein (oder beide Beine) und lässt sie dann die Oberschenkel in Richtung Knie entlanggleiten, als würde man sie abwischen (siehe Abbildung 16). Manche streichen nur einmal das Bein entlang, oft wird diese Geste aber wiederholt. Es kann auch so aussehen, als ob jemand sein Bein massiert. Diese Geste kann zusätzlich dazu dienen, schweißnasse Hände abzutrocknen, was wiederum auf Nervosität hinweisen könnte, aber in erster Linie dient sie dem Spannungsabbau. Es lohnt sich unbedingt, nach diesem nonverbalen Verhalten Ausschau zu halten, weil es ein guter Stressindikator ist. Man kann ihm relativ leicht auf die Spur kommen, wenn man beobachtet, dass der Gesprächspartner einen Arm oder beide Arme unter dem Tisch verbirgt. Wenn er sich mit den Händen über die Beine fährt, wird man dies normalerweise daran erkennen, dass sich Oberarm und Schulter synchron zur Hand bewegen.
    Nach meiner Erfahrung ist diese Geste ein sehr zuverlässiges Zeichen, weil sie in der Regel unmittelbar nach einem negativen Ereignis auftritt. Ich habe diese Verhaltensweise immer wieder beobachten können, wenn Verdächtige mit gravierenden Beweisen konfrontiert wurden - etwa mit Bildern
    Abbildung 16: Wenn jemand unter Stress steht oder nervös ist, wird er oder sie die Handflächen auf dem Schoß »ab wischen«, um sich zu beruhigen. Diese Geste bleibt oft unentdeckt, weil sie unter dem Tisch geschieht, sie ist jedoch ein sehr genauer Indikator für Stress oder Anspannung.

     
    eines Tatorts, den sie bereits kannten (Schuldgefühle). Dieses reinigende/beruhigende Verhalten ist für zweierlei gut. Verschwitzte Hände werden abgetrocknet und man beruhigt sich. Ähnliches kann man etwa beobachten, wenn ein vertraut zusammensitzendes Paar durch einen ungebetenen Gast gestört wird oder wenn jemand sich bei einer Begegnung nicht an den Namen seines Gegenübers erinnern kann.
    In der Polizeiarbeit sollte man zu Beginn einer Befragung darauf achten, wie der Befragte Hände und Beine bewegt und ob verräterische Gesten zunehmen, wenn heikle Fragen aufkommen. Fährt die Person sich immer häufiger oder intensiver über das Bein, ist dies ein guter Indikator dafür, dass eine Frage Unbehagen ausgelöst hat - entweder weil der Befragte wegen einer Lüge Schuldgefühle hat oder weil man auf etwas gestoßen ist, über das er nicht sprechen will (siehe

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