Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
Erlaubnis, ihr Haus zu durchsuchen, und tatsächlich fanden wir ihren Sohn unter einigen Decken im Kleiderschrank. Sie hatte Glück, dass sie nicht wegen Strafvereitelung belangt wurde. Ihr Unbehagen darüber, der Polizei bezüglich ihres flüchtigen Sohns die Unwahrheit zu sagen, hatte eine Reaktion des limbischen Systems ausgelöst. Die Beruhigungsgeste verriet sie.
Stirnrunzeln, verschränkte oder angespannte Armhaltung), folgen in der Regel Gesten, die der Beruhigung dienen (siehe Abbildung 8). Ich halte nach diesen Verhaltensmustern Ausschau, um Gewissheit darüber zu erlangen, was mein Gegenüber gerade denkt.
Wenn ich zum Beispiel einem Verdächtigen wiederholt die Frage stelle: »Kennen Sie Mr. Hillman?« und dieser jedes Mal mit Nein antwortet, im
Abbildung 7: Das Bedecken der zwischen Kehlkopf und Brustbein befindlichen Drosselgrube beruhigt in Situationen, die in uns ein Gefühl von Unsicherheit, Unbehagen, Angst oder Sorge verursachen. Vergleichbar ist das Spielen mit einer Halskette.
Anschluss daran aber gleich seinen Nacken oder Mund berührt, weiß ich, dass ihn diese spezielle Frage innerlich aufwühlt (siehe
Abbildung 8: Wenn sich jemand die Stirn reibt, ist das normalerweise ein zuverlässiger Hinweis darauf, dass er oder sie innerlich mit sich hadert oder leichtes bis schweres Unbehagen verspürt.
Abbildung 9: Wir berühren häufig den Nacken bei emotionalem Unbehagen, Zweifel oder Unsicherheit.
Abbildung 9). Ich kann nicht sicher sagen, ob er lügt, weil eine vorsätzliche Täuschung extrem schwer als solche zu erkennen ist. Aber ich kann davon ausgehen, dass ihn diese Frage beunruhigt - und zwar so sehr, dass er sich selbst beruhigen muss, sobald er sie gehört hat. Also werde ich versuchen, weiter nachzuhaken. Solche Gesten wahrzunehmen ist für Ermittler sehr wichtig, denn sie können zumindest einen Hinweis darauf geben, ob jemand lügt oder etwas verheimlicht. Diese Methode halte ich persönlich für sinnvoller, als zu versuchen, den Wahrheitsgehalt einer Aussage unmittelbar zu überprüfen. Beruhigungsgesten zeigen, was einen Menschen beschäftigt oder unter Stress setzt. So erhält man oft wichtige Informationen und kann weitere Schlussfolgerungen ziehen.
Varianten an Beruhigungsgesten
Beruhigungsgesten können ganz unterschiedlich ausfallen. Wenn wir unter Stress stehen, entspannen wir unseren Nacken vielleicht mit einer sanften Massage, streichen uns übers Gesicht oder spielen mit dem Haar. Das alles läuft völlig unbewusst ab. Unser Gehirn sendet die Nachricht: »Bitte beruhige mich jetzt«, und unsere Händen verselbstständigen sich, bemüht um unser Wohlbefinden. Manchmal beruhigen wir uns, indem wir mit der Zunge von innen an Wange oder Lippen entlangfahren, oder wir atmen hörbar mit aufgeblähten Wangen aus (siehe Abbildungen 10 und 11). Handelt es sich bei der gestressten Person um einen Raucher, wird er häufiger zum Glimmstängel greifen; wenn jemand Kaugummi kaut, wird er vermutlich die Kaufrequenz erhöhen. All diese Verhaltensweisen befriedigen dasselbe Bedürfnis des Gehirns; mit anderen Worten: Das Gehirn weist den Körper an, etwas zu tun, das bestimmte Nervenenden stimuliert.
Dadurch werden beruhigende Endorphine im Gehirn ausgeschüttet und man entspannt sich (Panksepp, 1998, 272).
Jede Berührung des Gesichts, Kopfs, Halses beziehungsweise Nackens, der Schultern, Arme, Hände oder Beine infolge eines negativen Reizes (zum Beispiel einer schweren Entscheidung, einer peinlichen oder stressbeladenen Situation) dient diesem Zweck. Diese kleinen Streicheleinheiten können natürlich unsere Probleme nicht lösen, aber sie helfen uns dabei, Ruhe zu bewahren. Mit anderen Worten: Sie beruhigen uns. Männer neigen dazu, sich ins Gesicht zu fassen, während Frauen es vorziehen, Hals, Kleidung, Schmuck, Arme und Haare zu berühren.
Wenn es um Beruhigungsgesten geht, hat jeder seine individuellen Vorlieben. Manche kauen Kaugummi oder rauchen Zigaretten, andere essen mehr, lecken sich über ihre Lippen, reiben sich das Kinn, fahren sich übers Gesicht, spielen mit Dingen (Stiften, Bleistiften, Lippenstift oder Uhr), drehen Haarsträhnen oder kratzen sich am Unterarm. Manchmal ist eine Beruhigungsgeste auch subtiler, etwa wenn jemand sein Hemd glattstreicht oder seine Krawatte richtet (siehe Abbildung 12). Auf den ersten Blick scheint er einfach seine Kleidung in Ordnung zu bringen, in Wirklichkeit aber versucht er, seine Nervosität zu kaschieren, indem er
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