Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
(dann werden die Beruhigungsgesten zunehmen). So können Sie ihre Gedanken und Absichten besser deuten.
7. Achten Sie darauf, auf welchen Körperteil sich die Beruhigungsgeste bezieht. Das ist wichtig, denn je stärker der Stress, umso häufiger berührt sich Ihr Gesprächspartner an der betreffenden Stelle.
8. Vergessen Sie nicht: Je größer der Stress oder das Unbehagen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Beruhigungsgesten folgen.
Beruhigungsgesten eignen sich hervorragend dazu, das Wohlbefinden einer Person zu bewerten. In gewisser Weise sind sie zwar nur »Komparsen« unseres limbischen Systems. Dennoch offenbaren sie viel über unseren emotionalen Zustand und darüber, wie wir uns wirklich fühlen.
Eine abschließende Bemerkung über unser limbisches Erbe
Sie besitzen nun eine Reihe von Informationen, die den meisten Menschen unbekannt sind. Sie sind sich bewusst, dass wir sowohl über sehr solide Überlebens- (Schockstarre, Flucht oder Kampf) als auch Beruhigungsmechanismen verfügen, um mit Stress umzugehen. Und es ist ein großes Glück, dass dem so ist - nicht nur, weil wir dadurch unser eigenes Überleben und unseren Erfolg sichern, sondern auch, weil wir so die Gefühle und Gedanken anderer besser einschätzen können.
In diesem Kapitel haben Sie ebenfalls gelernt, dass (mit Ausnahme bestimmter Reflexe) das gesamte nonverbale Verhaltensrepertoire durch das Gehirn gesteuert wird. Wir haben zwei der drei wichtigsten Bereiche des Gehirns - den »denkenden« Neocortex und das ursprünglichere limbische Gehirn - sowie ihre unterschiedlichen Funktionen beleuchtet. Beide »Gehirne« erfüllen wichtige Aufgaben. Für unsere Zwecke ist das limbische System jedoch von größerer Bedeutung, weil es »ehrlicher« ist -es ist verantwortlich für die wichtigsten nonverbalen Signale, die uns dazu dienen, die wahren Gedanken und Gefühle anderer Menschen zu bestimmen (Ratey, 2001, 147-242).
Da Ihnen nun grundsätzlich bekannt ist, wie das Gehirn auf die Welt reagiert, fragen Sie sich vielleicht, ob die Identifikation und Entschlüsselung nonverbaler Verhaltensweisen wirklich so einfach ist. Diese Frage höre ich oft. Die Antwort ist Jein. Wenn Sie das ganze Buch gelesen haben, werden für Sie einige nonverbale Hinweise des Körpers ganz offensichtlich zu erkennen sein. Sie springen Ihnen förmlich ins Auge. Andererseits gibt es viele Aspekte der Körpersprache, die wesentlich subtiler und daher schwerer auszumachen sind. Wir befassen uns sowohl mit den offensichtlicheren als auch mit den subtileren Verhaltensweisen, die das limbische Gehirn dem Körper entlockt. Mit etwas Zeit und Übung werden Sie diese ganz automatisch entschlüsseln können und wissen, wohin Sie schauen müssen - so, wie Sie zuerst nach links und dann nach rechts sehen, bevor Sie eine dicht befahrene Straße überqueren. Und das ist zufälligerweise auch schon die Überleitung: Beine und Füße bringen uns rasch über die Straße und sie sind der Schwerpunkt des nächsten Kapitels.
3. Zeigt her eure Füße - Was Beine und Füße erzählen
Im ersten Kapitel habe ich Sie gefragt, welcher Körperteil Ihrer Meinung nach wohl der »ehrlichste« ist - welcher also die wahren Absichten eines Menschen am ehesten offenbart. Vielleicht wird Sie die Antwort erstaunen, aber es sind: die Füße! Ganz recht, die Füße und die Beine gewinnen den Preis für Ehrlichkeit - Hand beziehungsweise Fuß drauf.
Im Folgenden werde ich Ihnen nun erklären, wie man die Gefühle und Absichten anderer einschätzt, indem man sich auf die Bewegungen der Füße und Beine konzentriert. Außerdem werden Sie einige verräterische Zeichen kennenlernen, die Aufschluss darüber geben, was unter dem Tisch vor sich geht, selbst wenn man die untere Körperhälfte seines Gegenübers nicht genau sehen kann. Zuerst jedoch möchte ich Ihnen mitteilen, was die Füße zum »ehrlichsten« Teil des Körpers macht, damit Sie besser nachvollziehen können, warum sie so ein guter Gradmesser für unsere Gedanken und Emotionen sind.
Eine entwicklungsgeschichtliche
»Fußnote«
Seit Millionen von Jahren sind die Füße und Beine das primäre Fortbewegungsmittel der menschlichen Spezies. Sie leisten uns gute Dienste: Mit ihnen können wir uns seit jeher bewegen, in Sicherheit bringen und überleben. Seit der Zeit, in der sich unsere Vorfahren in den Savannen Afrikas aufzurichten begannen, hat uns der menschliche Fuß im wahrsten Sinne des Wortes quer über den Globus getragen.
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