Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
Unsere Füße sind regelrechte anatomische Wunderwerke. Mit ihnen können wir fühlen, laufen, kehrtmachen, rennen, uns drehen, balancieren, treten, klettern, spielen, greifen und sogar schreiben. Für manche Aufgaben sind sie zwar nicht so gut geeignet wie unsere Hände, aber trotzdem sind sie und ihre Fähigkeiten, wie Leonardo da Vinci einst bemerkte, eine »technische Meisterleistung« (Morris, 1985, 239).
Der Schriftsteller und Zoologe Desmond Morris hat herausgefunden, dass Bewegungen unserer Füße verraten, was wir denken und fühlen - und zwar eher als die jedes anderen Körperteils (Morris, 1985, 244). Doch warum spiegeln Füße und Beine unsere Gefühle so exakt wider? Vor Millionen von Jahren, noch lange bevor Menschen gelernt hatten, sich mittels gesprochener Sprache zu verständigen, reagierten unsere Füße und Beine bereits auf unmittelbare Bedrohungen ihrer Umwelt - zum Beispiel heißen Sand, sich windende Schlangen, gereizte Löwen -, ganz instinktiv und ohne dass dazu ein rationaler Gedanke nötig gewesen wäre. Das limbische Gehirn stellte sicher, dass unsere Füße und Beine je nach Bedarf reagierten, indem es sie entweder innehalten, davonlaufen oder eine potenzielle Gefahr mit Tritten abwehren ließ. Dieser Überlebensplan, den wir von unseren Vorfahren mitbekommen haben, leistet uns bis heute gute Dienste. Die ursprünglichen und instinktiven Reaktionen haben wir so verinnerlicht, dass unsere Füße und Beine heute noch ähnlich auf Gefahr oder auf uns unsympathische Personen oder Situationen reagieren. Zuerst stehen wir wie angewurzelt, dann versuchen wir, Abstand zu gewinnen, und schließlich beginnen wir, mit den Füßen zu kämpfen und zu treten, wenn sich keine andere Alternative bietet.
Unser Verhalten ist reaktiv, wir müssen nicht erst darüber nachdenken. Dieses evolutionäre Vermächtnis ist sowohl für den Einzelnen als auch für die Gruppe vorteilhaft. Bereits die ersten Menschen überlebten, indem sie entweder dieselbe Bedrohung gleichzeitig sahen und synchron darauf reagierten - oder indem sie auf das abweichende Verhalten der anderen Gruppenmitglieder reagierten und sich diesem anpassten. Und zwar unabhängig davon, ob sie selbst die Gefahr sehen konnten. In der Welt des Militärs richten auch heute noch patrouillierende Soldaten ihre Aufmerksamkeit auf den Späher, der vorneweg geht. Wenn er stehen bleibt, halten alle anderen ebenfalls inne. Sucht er Deckung in einem Straßengraben, tut es ihm der Rest der Truppe gleich. Wenn er bei einem Überfall zum Angriff übergeht, reagieren die anderen Soldaten ebenso. Gemessen daran hat sich in fünf Millionen Jahren im Verhalten der Menschen erstaunlich wenig verändert.
Die Fähigkeit, anderen unsere Absichten nonverbal zu übermitteln, hat unser Überleben als Spezies von jeher gesichert, und obwohl wir heute unsere Beine mit Kleidung verhüllen und unsere Füße in Schuhe stecken, reagieren unsere Gliedmaßen immer noch instinktiv - nicht nur auf Bedrohungen und Stressfaktoren, sondern auch auf positive und negative Emotionen. Unsere Füße und Beine vermitteln also Informationen darüber, was wir wahrnehmen, aber eben auch, was wir denken und fühlen. Das Tanzen und das aufgeregte Herumhüpfen, so wie wir es heute kennen, sind Ausdrucksformen feierlicher Ausgelassenheit, die bereits unsere Steinzeitvorfahren nach einer erfolgreichen Jagd praktizierten. Ob es nun auf und ab springende Massai-Krieger sind oder ein Paar, welches das Tanzbein schwingt - auf der ganzen Welt werden so Freude und Zustimmung ausgedrückt. So beispielsweise auch im Stadion, wenn wir unsere Sportmannschaft wissen lassen wollen, dass wir sie unterstützen.
Unser Alltag ist voll von solchen Beispielen. Wenn Sie eine genaue Vorstellung bekommen möchten, wie ehrlich unsere Füße Gefühle zum Ausdruck bringen, dann beobachten Sie doch einmal Kinder und ihre Fußbewegungen. Vielleicht sitzt das Kind ja brav am Esstisch, aber wenn es in Wahrheit lieber vor die Tür gehen und spielen möchte, können Sie dies daran erkennen, wie sich seine Füße hin- und herbewegen. Sogar die ganz Kleinen versuchen - in ihrem Kinderstuhl sitzend -, den Boden zu berühren, selbst wenn sie sich überreden lassen, etwas zu essen. Die Eltern können ihr Kind zwar dazu anhalten, am Tisch sitzen zu bleiben, aber seine zappelnden Füße bekommt man so nicht unter Kontrolle. Auch wenn man versucht, den Sprössling behutsam festzuhalten, wird er seine Füße so drehen und wenden, dass
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