Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
kann auch Hinweise geben, wen wir (oder jemand anders) sympathisch finden. Wir kreuzen unsere Beine nämlich üblicherweise so, dass sich unser Oberkörper in die Richtung jenes Menschen neigt, den wir favorisieren. Das kann bei Familienzusammenkünften zu überaus erhellenden Einsichten führen. Bei Familien mit mehreren Kindern ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Elternteil seine besondere Vorliebe für ein Kind dadurch offenbart, dass er die Beine so kreuzt, dass er sich in Richtung des Lieblingskindes lehnt.
Bedenken Sie jedoch, dass Verbrecher, die etwas im Schilde führen, sich manchmal ganz demonstrativ an eine Mauer lehnen und die Beine kreuzen, wenn sie einen Streifenwagen vorbeifahren sehen, und so tun, als sei alles in Ordnung. Weil dieses Verhalten nicht im Einklang mit der Bedrohung steht, die ihr limbisches Gehirn wahrnimmt, verharren Kriminelle in solchen Positionen aber in der Regel nicht besonders lang. Erfahrene Streifenbeamte können sofort erkennen, dass diese Personen nur so tun, als ob, und in Wahrheit gar nicht entspannt sind; dem Unerfahrenen aber erscheinen sie fälschlicherweise harmlos.
Beim Flirt
Bei extrem positiven sozialen Interaktionen werden unsere Füße und Beine das Verhalten der Person, mit der wir zusammen sind, in der Regel aufnehmen und spiegeln. In extremen Phasen des Wohlbefindens, etwa in der ersten Verliebtheit, kann man auch beobachten, dass die Verliebten einander sanft mit dem Fuß berühren (siehe Kasten 16).
Beim Werben um einen Partner, vor allem im Sitzen, spielt eine Frau oft mit ihren Schuhen und lässt sie von den Zehen baumeln, wenn sie sich in Anwesenheit ihrer Begleitung wohlfühlt. Dieses Verhalten stellt sie jedoch schnell ein, wenn es ihr in der Situation ungemütlich wird. Ein potenzieller Partner kann so schnell feststellen, ob er gute Karten bei seiner Herzdame hat. Wenn er sich ihr nähert (oder eine Zeit lang mit ihr redet) und sie daraufhin aufhört, mit dem Schuh zu spielen, und wieder in diesen hineinschlüpft - und vor allem, wenn auf diese Handlung ein leichtes Wegdrehen und vielleicht der Griff zur Geldbörse folgt -, ist es um die Chancen des Kandidaten schlecht bestellt. Mit dem Füßebaumeln und dem Spiel mit dem Schuh - auch wenn keine direkte Berührung erfolgt - möchte sie hingegen Aufmerksamkeit erregen und signalisieren: »Nimm mich zur Kenntnis.« Das ist nicht nur genau das Gegenteil der Schockstarre, sondern auch eine Variante der instinktgesteuerten Orientierungsreaktion. Wir werden zu Dingen oder Menschen hingezogen, die wir mögen oder begehren - und es zieht uns weg von jenen Dingen, die wir nicht mögen, die uns nicht zusagen oder suspekt erscheinen.
Im Sitzen übereinandergeschlagene Beine sind ebenfalls sehr aufschlussreich. Wenn zwei Menschen nebeneinander sitzen, kommt es auf die Richtung ihrer gekreuzten Beine an. Sind sie einander wohlgesinnt, dann wird der Fuß des oben liegenden Beins in Richtung des Gesprächspartners zeigen. Falls jemand nicht mit dem einverstanden ist, was sein Gegenüber gerade anspricht, wird er seine Position ändern, sodass der horizontal liegende Oberschenkel eine Barriere zum Gegenüber darstellt (siehe Abbildungen 24 und 25). Eine solche Barriere ist ein weiteres sehr anschauliches Beispiel dafür, wie uns das limbische Gehirn schützt. Zeigt sich in der Art und Weise, wie beide Parteien dasitzen und die Beine kreuzen, eine weitgehende Übereinstimmung, dann herrscht zwischen ihnen Harmonie.
Kasten 16
KLEINE LIEBESBEWEISE
Vor Kurzem war ich in Los Angeles und erteilte einem in der Fernsehbranche tätigen Klienten Unterricht in nonverbaler Kommunikation. Er war so freundlich, mich zum Essen in ein angesagtes mexikanisches Lokal in der Nähe seines Hauses einzuladen. Auch dort wollte er nicht vom Thema Körpersprache lassen und zeigte auf ein Paar, das an einem benachbarten Tisch saß. Er fragte mich: »Wenn Sie sich die beiden ansehen, glauben Sie, dass sie gut miteinander auskommen?« Als wir die beiden Gäste beobachteten, bemerkten wir, dass sie zuerst näher aneinanderrückten, sich im Lauf der Mahlzeit und des Gesprächs aber zurücklehnten, also wieder Abstand nahmen, und nicht mehr viel sagten. Mein Klient meinte, die Beziehung stünde wohl nicht zum Besten. Ich schlug vor: »Suchen Sie nicht nur über dem Tisch nach Hinweisen, sondern auch darunter.« Das war ein Leichtes, da es in dem Lokal keine Tischdecken gab. »Achten Sie darauf, wie nah sich ihre Füße sind«, fügte ich
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