Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
man spricht auch von Individualdistanz . Wenn andere, vor allem fremde Menschen in diesen Raum eindringen, lösen sie starke Reaktionen unseres limbischen Systems aus - also Stress. Verletzungen der Individualdistanz sorgen dafür, dass wir extrem wachsam werden, unser Puls steigt und wir erröten (Knapp & Hall, 2002, 146-147). Denken Sie nur einmal daran, wie Sie sich fühlen, wenn Ihnen jemand zu nahe kommt, ob nun in einem vollen Aufzug oder vor dem Bankautomaten. Ich erwähne diesen Aspekt, damit Sie sich der negativen Gefühle beim nächsten Mal, wenn Ihnen jemand zu dicht auf die Pelle rückt oder wenn Sie umgekehrt den Raum eines anderen verletzen, bewusst sind.
Die Sprache der Füße und Beine - ein guter Stimmungsindikator
Die sorgfältige Beobachtung von Beinen und Füßen kann Ihnen helfen, zu bestimmen, wie wohl Sie sich in der Anwesenheit einer anderen Person fühlen (oder umgekehrt). Gekreuzte Beine sind ein ziemlich zuverlässiger Indikator dafür, dass alles paletti ist, denn wir nehmen diese Haltung nicht ein, wenn wir uns in der Gegenwart einer Person unwohl fühlen (siehe Abbildung 22). Wir kreuzen die Beine in Gegenwart anderer aber auch dann, wenn wir selbstbewusst sind - was ebenfalls Wohlbefinden signalisiert. Lassen Sie uns also etwas näher beleuchten, warum das Übereinanderlegen der Beine so eine ehrliche und aufschlussreiche Geste ist.
Wenn man im Stehen ein Bein vor das andere stellt, beeinträchtigt dies das Gleichgewicht ganz erheblich. Weil man im Prinzip nur auf einem Bein steht, könnte man aus dieser Position heraus bei einer echten Bedrohung nicht besonders gut reagieren. Aus diesem Grund erlaubt uns das limbische
Abbildung 22: Wir kreuzen unsere Beine normalerweise dann, wenn wir uns
wohlfühlen. Die plötzliche Anwesenheit einer Person, die wir nicht mögen oder kennen, wird dazu führen, dass wir unsere Beine wieder auseinander nehmen.
Gehirn dieses Verhalten nur in Situationen, in denen wir uns wohl oder souverän fühlen. Wenn jemand mit gekreuzten Beinen allein in einem Aufzug fährt, wird diese Person die Beine sofort auseinander nehmen und beide Füße fest auf den Boden stellen, sobald ein Fremder hinzukommt. Denn das limbische Gehirn sorgt dafür, dass wir in Gegenwart von Fremden nur ja kein Risiko eingehen und vorsichtshalber lieber einen stabilen Stand einnehmen. Wenn ich sehe, wie sich zwei Kollegen miteinander unterhalten und dabei beide ihre Beine überkreuzt haben, weiß ich, dass sie sich in der Anwesenheit des jeweils anderen wohlfühlen. Erstens handelt es sich dabei um eine Spiegelung des Verhaltens unter vertrauten Personen und zweitens drückt diese Geste auf überdeutliche Weise Behagen aus (siehe Abbildung 23). Dieses nonverbale Verhalten benutzen wir in zwischenmenschlichen Beziehungen, um uns gegenseitig wissen zu lassen, dass wir uns wohl miteinander fühlen - so wohl sogar, dass wir es uns (limbisch gesehen) leisten können, in Anwesenheit des anderen völlig zu entspannen. Eine hervorragende Möglichkeit, einander eine positive Einstellung zu vermitteln.
Abbildung 23: Wenn sich zwei Menschen unterhalten und beide ihre Beine kreuzen, ist das ein Hinweis darauf, dass sie sich in der Anwesenheit des jeweils anderen wohlfühlen.
Vor einiger Zeit war ich zu Gast auf einer Party in Coral Gables, Florida, auf der ich zwei Damen kennenlernte, die beide etwa Anfang 60 waren. Als wir einander vorgestellt wurden, kreuzte eine der Frauen plötzlich ihre Beine und verlegte ihr Gewicht auf einen Fuß. Sie lehnte sich mit dem Körper in Richtung ihrer Freundin. Ich bemerkte: »Sie kennen sich wohl schon recht lange.« Ihre Augen und Gesichter fingen an zu strahlen und eine von ihnen fragte mich, woher ich das wisse. Ich erklärte es ihnen: »Obwohl Sie mir - einem Wildfremden - gerade zum ersten Mal begegnet sind, hat eine von Ihnen die Beine gekreuzt. Das ist sehr ungewöhnlich, es sei denn, Sie mögen und vertrauen
einander.« Die beiden kicherten und eine erkundigte sich: »Können Sie auch Gedanken lesen?«, was ich lachend verneinte. Nachdem ich den beiden erklärt hatte, dass unsere Körpersprache sehr viel über uns verrät, bestätigte eine der beiden Frauen, dass sie sich schon seit den 1940erJahren kannten, als sie in Kuba gemeinsam die Schulbank gedrückt hatten. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie zuverlässig diese Körperhaltung Aufschluss über menschliche Gefühle gibt. Und hier noch ein anderer interessanter Aspekt: Das Beinkreuzen
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