Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
Aufmerksamkeit aus reiner Höflichkeit; aber ich bin jederzeit bereit, weiterzugehen oder davonzurennen.«
Über die Jahre habe ich in den USA wie auch in anderen Ländern Kurse für Zollfahnder gegeben. Ich habe eine ungeheure Menge von ihnen gelernt und hoffe, dass sie sich umgekehrt auch von mir das eine oder andere abgeschaut haben. Eine meiner Lektionen war, nach Passagieren Ausschau zu halten, deren Füße in Richtung Ausgang zeigen, während sie sich dem Beamten zuwenden, um ihre Zollerklärung abzugeben (siehe Abbildung 26). Zwar kann es durchaus sein, dass sie ihren Flug erreichen müssen und es einfach nur eilig haben, aber dieses Verhalten sollte dem Fahnder auf jeden Fall verdächtig vorkommen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die affirmative Äußerungen wie »Ich habe nichts zu verzollen« machen, während ihre Füße in eine andere Richtung zeigen, mit größerer Wahrscheinlichkeit etwas verbergen, das sie verzollen müssten. Kurzum: Ihre Gesichter wirken unschuldig, ihre Worte scheinen verbindlich, aber ihre Füße offenbaren, dass sie ganz und gar nicht kooperativ sind.
Abbildung 26: Wenn jemand mit Ihnen redet und dabei seine Füße in eine andere Richtung zeigen, deutet das darauf hin, dass diese Person eigentlich lieber woanders wäre. Bei Menschen, die in dieser Haltung scheinbar verbindliche Aussagen treffen, sollte man davon ausgehen, dass sie sich innerlich vom Gesagten distanzieren.
Auffällige Veränderungen
Es ist normal, wenn man mit den Beinen zuckt und sie ab und an bewegt; manche Menschen tun es dauernd, andere nie. An sich ist das noch kein Indiz für Falschaussagen - wie manche irrigerweise annehmen -, da sowohl ehrliche als auch unehrliche Menschen mit Füßen und Beinen hin und her zappeln und wippen. Aufmerksam sollte man jedoch werden, wenn diese
Verhaltensweisen sich plötzlich verändern. Vor Jahren interviewte Barbara Walters einmal die für den Oscar nominierte Kim Basinger vor der Preisverleihung. Während des gesamten Gesprächs wippte die Schauspielerin mit den Füßen auf und ab und die Bewegungen ihrer Hände wirkten fahrig. Als Frau Walters anfing, Frau Basinger über einige finanzielle Schwierigkeiten und eine dubiose Investition zu befragen, die sie und ihr Mann getätigt hatten, fing Frau Basingers Fuß an, heftig auszuschlagen. Es war erstaunlich, denn man sah den Unterschied wirklich sofort. Aber noch einmal: Das heißt nicht, dass sie log oder vorhatte, auf die Frage mit einer Unwahrheit zu antworten. Es war aber eine klar erkennbare instinktive Reaktion auf einen negativen Reiz - also die gestellte Frage - und zeigte überdeutlich ihre Abneigung dagegen.
Jedes Mal, wenn eine Person im Sitzen anfangs nur leicht mit dem Fuß wippt und diesen dann immer stärker bewegt, ist das laut Dr. Joe Kulis ein sehr guter Indikator dafür, dass die betreffende Person soeben etwas für sie sehr Negatives gesehen oder gehört hat (siehe Abbildung 27). Während leichtes Wippen ein Zeichen von Nervosität sein kann, ist es eindeutig ein unbewusster Versuch, etwas Unangenehmes zu bekämpfen, wenn die Pendelbewegung sehr stark wird. Das Schöne an diesem Verhalten ist, dass es automatisch abläuft und die wenigsten überhaupt bemerken, wenn es bei ihnen auftritt. Als Ermittler kann man sich dieses nonverbale Körpersignal zunutze machen, indem man Fragen stellt, die eine solche Fußbewegung (oder jede andere Form deutlicher nonverbaler Verhaltensänderung) provozieren, um herauszufinden, welche speziellen Nachfragen oder Themen problematisch sind. Auf diese Weise können dem Befragten verheimlichte Hinweise entlockt werden, ungeachtet dessen, ob er die Frage tatsächlich beantwortet oder nicht (siehe Kasten 18).
Abbildung 27: Wenn ein Fuß plötzlich anfängt, stark auszuschlagen, ist das normalerweise ein klares Zeichen dafür, dass sich der Betreffende unwohl fühlt.
Man kann dieses Verhalten bei Menschen beobachten, denen unmittelbar zuvor eine unangenehme Frage gestellt wurde.
Füße wie erstarrt
Wippt und zappelt jemand ständig mit den Füßen oder Beinen und hört dann plötzlich auf damit, dann sollte man dem Beachtung schenken. Denn dieses Verhalten zeigt deutlich, dass deroder diejenige unter Stress steht, eine emotionale Veränderung durchlebt oder sich auf irgendeine Weise bedroht fühlt. Sie sollten sich daher die Frage stellen, warum das limbische System des Betroffenen gerade in diesem Moment auf Schockstarre umgeschaltet hat. Vielleicht wurde
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