Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
Körper nach oben strebt, sind sehr direkte und ehrliche Hinweise und sie reflektieren in der Regel aufrichtige Gefühle, die mit der simultan erzählten Geschichte unmittelbar in Zusammenhang stehen. So wie wir unsere Füße zu Rhythmus und Tempo eines Lieds bewegen, das uns gefällt, bewegen wir sie auch im Einklang mit etwas Positivem, das wir selbst äußern.
Interessanterweise sieht man derartige Verhaltensweisen der Füße und Beine selten bei Menschen, die an einer klinischen Depression leiden. Auch dies belegt, wie zuverlässig diese Fußbewegungen Auskunft über das innere Befinden einer Person geben.
Die entscheidende Frage ist: Können solche Verhaltensweisen auch vorgetäuscht werden? Ich nehme an, dass das möglich ist, vor allem von wirklich guten Schauspielern und zwanghaften Lügnern. Aber Otto Normalverbraucher weiß schlichtweg nicht, dass - geschweige denn wie - er seine limbischen Reaktionen steuern kann. Die meisten diesbezüglichen Versuche sehen also eher unbeholfen bis gekünstelt aus. In der Situation wirkt das Ganze dann entweder zu passiv und zurückhaltend oder nicht lebhaft genug. Ein nicht aufrichtig gemeinter Gruß mit einem hektisch und ausgestreckt gehobenen Arm wirkt unglaubwürdig. Und zwar deshalb, weil der Arm nicht sehr lang oben bleibt und der Ellbogen in der Regel angewinkelt ist. Die Geste weist alle Anzeichen eines aufgesetzten Verhaltens auf. Authentische Verhaltensweisen, wie die gen Himmel gereckten Zehenspitzen, sind hingegen ein sehr gutes und glaubwürdiges Barometer für die positive Gefühlslage eines Menschen.
Es gibt noch ein weiteres aufschlussreiches Indiz für den aufmerksamen Beobachter (siehe Abbildung 21). Die Bewegung ist der eines Kurzstreckenläufers ähnlich, dessen Ferse sich in der Startposition vom Boden hebt, während sich das Gewicht auf die Fußballen verlagert. Eine solche Fußstellung ist ein Hinweis darauf, dass die Person beabsichtigt, etwas zu tun, das eine Fußbewegung erforderlich macht. Das könnte dreierlei bedeuten: entweder, dass die Person die Absicht hat, sich Ihnen weiter zu nähern, dass sie wirklich interessiert zuhört oder dass sie gehen will. Wie bei allen nonverbalen Signalen, die eine Absicht verraten, gilt auch hier: Wenn jemand Vorbereitungen trifft, etwas zu tun, muss man sich auf den Kontext und sein Wissen über das Gegenüber verlassen, um so genau wie möglich einzuschätzen, was er oder sie wohl zu tun gedenkt.
Abbildung 21: Es erinnert an einen Kurzstreckenläufer in der Startposition, wenn jemand seine Ferse anhebt. Es signalisiert möglicherweise, dass die Person gehen will.
Abbildung 20: Wenn die Zehen wie auf diesem Foto nach oben zeigen, bedeutet das normalerweise, dass die betreffende Person guter Dinge ist oder gerade etwas Positives erfahren hat.
Breitbeiniger Stand
Die eindeutigsten und am leichtesten erkennbaren Fuß- und Beinbewegungen sind solche, mit denen territoriale Ansprüche zum Ausdruck gebracht werden. Nicht nur wir Menschen, sondern die meisten Säugetiere zeigen Revierverhalten, wenn sie unter Stress stehen oder aufgeregt sind, wenn sie bedroht werden oder selbst eine drohende Haltung einnehmen. In beiden Fällen machen sie mit ihren Verhaltensweisen klar, dass sie die Situation und ihr Territorium zu kontrollieren versuchen. Personen, die für Strafverfolgungsbehörden und das Militär arbeiten, nutzen solche Gesten regelmäßig, um ihrem Gegenüber zu signalisieren, wer das Sagen hat. Wenn nun mehrere Kollegen aufeinandertreffen und unbewusst solche Verhaltensmuster zur Schau stellen, dann kann das Konkurrenzverhalten signalisieren, aber auch unfreiwillig komische Züge annehmen, weil jeder darum bemüht ist, möglichst viel Raum für sich selbst zu beanspruchen. In Konfliktsituationen nehmen Menschen also eventuell nicht nur aus Gründen der verbesserten Stabilität einen breitbeinigen Stand ein, sondern auch, um sich breit zu machen und Präsenz zu zeigen. Der aufmerksame Beobachter erkennt dann sofort, dass auf jeden Fall ein Problem in der Luft liegt -welches vielleicht sogar für handfesten Ärger sorgen wird. Wenn zwei Menschen sich im Streit gegenüberstehen, wird man sie nie mit gekreuzten Beinen sehen, da man in dieser Position dazu neigt, schnell das Gleichgewicht zu verlieren. Und das limbische Gehirn würde niemals zulassen, dass so etwas passiert.
Wenn man beobachtet, dass jemand einen immer breiteren Stand einnimmt, nachdem seine Füße anfangs sehr eng beieinander
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